Goretzka, Jung, Kruse und Co.: Löws WM-Zug als Anreiz

Berlin (dpa) - Max Kruse hat es erlebt, wie schnell es gehen kann. Der Neu-Gladbacher sammelte bei der jüngsten Länderspielreise der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in die USA im vergangenen Mai kräftig Komplimente.

„Natürlich würde ich gern wiederkommen“, sagte Kruse (25), der bei seinem A-Team-Debüt auch davon profitierte, dass ein Dutzend etablierte Nationalspieler andere Verpflichtungen hatte.

Der ehemalige Freiburger aber ist nicht allein. In der neuen Saison drängen weitere Talente in die Spitze. „Da gibt es einige, die sicherlich mal in der Nationalmannschaft zum Zuge kommen könnten: Sebastian Rode, Sebastian Jung oder auch Matthias Ginter“, meint Hannovers Trainer Mirko Slomka in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa.

Die Frankfurter Rode (22) und Jung (23) stehen schon eine ganze Zeit im Notizbuch von Joachim Löw. Den Freiburger Verteidiger Ginter (19) hat der Bundestrainer bereits vor seiner eigenen Haustür beobachtet. HSV-Trainer Thorsten Fink verweist auf Maximilian Beister (22) aus dem eigenen Team. „Goretzka kann ein Kandidat sein. Aber ich will keinem den großen Rucksack aufsetzen“, meint der Mainzer Trainer Thomas Tuchel. Der Ex-Bochumer Leon Goretzka (18), den sich Schalke 04 für vier Millionen Euro geangelt hat, wird auch von anderen als heißer Kandidat für den Aufsteiger der Saison 2013/14 gehandelt.

„Ich traue es einigen Spielern zu. Es gibt zu viele gute Talente, um da was auszuschließen“, sagt Bremens neuer Chefcoach Robin Dutt, der aus seiner Zeit als DFB-Sportdirektor einen umfassenden Blick auf die deutsche Nachwuchsszene hatte. „Es gibt einige interessante Newcomer, aber man muss sehen, ob sie die Konstanz haben, ihre Leistungen über einen langen Zeitraum zu bestätigen“, bemerkt Alexander Rosen, Manager von 1899 Hoffenheim.

Dass ein Überflieger sogar noch auf Löws WM-Zug aufspringt, scheint eher unwahrscheinlich. „Der WM-Kader wird sich aus den Spielern rekrutieren, die in der vergangenen Saison schon bei der Nationalmannschaft waren. Neue Spieler werden nicht mehr hinzukommen“, glaubt Gladbachs Trainer Lucien Favre. Die Münchner Thomas Müller (23), Toni Kroos (23) sind wie die Dortmunder Mats Hummels (24) und Marco Reus (24) als junge Spieler schon etabliert.

Ein Anreiz aber ist die WM allemal, wie Freiburgs Christian Streich feststellt: „Im Lauf der Saison kann vieles passieren. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass unser ehemaliger Spieler Max Kruse ein Spielertyp ist, den Jogi Löw mitnimmt. Vorausgesetzt, er bringt weiterhin solche Leistungen wie bei uns in der vergangenen Saison.“

Bei Löw vorspielen durfte auch schon Leverkusens Stefan Reinartz (24). „Ich hoffe, dass er mal die Anerkennung bekommt, die ihm gebührt. Er strahlt nicht Glanz und Glamour aus, sondern kann richtig gut Fußball spielen“, wirbt Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. Frankfurts Sportdirektor Bruno Hübner hofft: „Sebastian Jung durfte ja in der vergangenen Saison schon einmal mit zur Nationalmannschaft, von daher hat er die größten Chancen darauf.“ Generell habe Jogi Löw bereits viele junge Spieler im Blick: „Wir werden sehen, wer sich wie entwickelt und es nach Brasilien schafft“, sagt Bruno Labbadia, Trainer des VfB Stuttgart.

Schalkes Coach Jens Keller geht davon aus, dass sich die größten Talente bereits im Nationalteam für einen WM-Platz empfohlen haben: „Beispielsweise Götze und Draxler.“ Mario Götze (21) hat die neue Herausforderung FC Bayern. „Ich bin gespannt, wie er sich in München zeigt. Es werden weitere junge Spieler ins Blickfeld rücken. Aber Mario Götze kann noch herausstechen“, bemerkt Hertha-Trainer Jos Luhukay. Sein Augsburger Kollege hat einen anderen Favoriten: Julian Draxler (19), der bei Schalke schon eine Sonderstellung hat.

Nürnbergs Manager Martin Bader traut dem ehemaligen „Clubberer“ Ilkay Gündogan (22) zu, „für die WM 2014 ein ganz wichtiger Spieler in der deutschen Nationalmannschaft zu sein, wenn er sich so weiterentwickelt wie in der vergangenen Saison“. Und FCN-Trainer Michael Wiesinger schwärmt geradezu von Gündogan: „Er ist ein Spieler, da habe ich richtig Lust, ihm zuzuschauen.“