Hannover 96 im Check: Nun muss sich Mirko Slomka beweisen

Hannovers Trainer steht nach dem Machtkampf mit Jörg Schmadtke unter Druck.

Düsseldorf. Nur die besten drei Mannschaften der Liga haben vergangene Saison mehr Tore erzielt als Hannover 96. Allerdings haben auch nur die Krisenteams Bremen und Hoffenheim mehr Treffer kassiert.

Erstmals seit drei Jahren verpasste 96 mit Platz neun den Sprung in den internationalen Wettbewerb. Ein Abwärtstrend, den ständige Streitereien zwischen Trainer Mirko Slomka und den inzwischen zum 1. FC Köln abgewanderten Manager Jörg Schmadtke begleiteten.

Der Trainer hat den Machtkampf gewonnen, bremst nun die Erwartungen. 96-Präsident Martin Kind jedoch fordert „einen Platz im ersten Drittel der Tabelle“.

Es war ein kalter Samstagnachmittag am 23. Februar, den Fans jedoch wurde richtig warm ums Herz: Euphorisch feierten sie den 5:1-Kantersieg im prestigeträchtigen Nordderby gegen den Hamburger SV, der die Roten bis auf einen Punkt an die internationalen Plätze heranbrachte.

Dass Spielmacher Szabolcz Huszti den Elfmeter zum 2:1 derart scharf an René Adler vorbei in die Maschen gedroschen hatte, dass er sich an den Oberschenkel fasste, zu Boden sank und ausgewechselt werden musste, blieb zunächst eine eher kuriose Randnotiz der Party.

Doch das böse Erwachen folgte am nächsten Tag mit der Diagnose: Muskelriss im Oberschenkel. Der Ungar machte kein Saisonspiel mehr für 96, das in den ausstehenden elf Partien nur noch zwölf Punkte holte.

Mit den jungen Neuzugängen Leonardo Bittencourt (19, Dortmund), Salif Sané (22, Nancy) und Edgar Prib (23, Fürth) schien im 96-Team eine neue Leichtigkeit einzukehren im Trainingslager an der Ostsee — eine Atmosphäre, die der neue Manager Dirk Dufner (früher Freiburg) sogleich zu fördern versuchte.

Die Abreise ins zweite Trainingslager glich dagegen eher einem Krankentransport: Neun Spieler fuhren angeschlagen nach Österreich, Stürmer Didier Ya Konan (Meniskus-OP) und Verteidiger Felipe (Fußbruch) traten neben zwei weiteren Profis die Reise gar nicht erst an. Mit Pech allein aber ist diese Situation zumindest für Kind nicht zu erklären. Wegen der auffällig hohen Zahl der Zerrungen und muskulären Verletzungen (neun) bestellte der Präsident jüngst die sportliche Leitung zu „intensiven Gesprächen“ zum Gespräch.

Slomka will „Defizite bei den Laufkilometern pro Spiel“ ausgleichen. Etablierte Profis um Jan Schlaudraff kritisierten jedoch schon im Winter-Trainingslager die verordnete Schinderei. Hinter vorgehaltener Hand wird in Hannover nun über personelle Konsequenzen im Trainerteam spekuliert, damit das Verhältnis der Übungsleiter zur Mannschaft nicht nachhaltig leidet.

Er begeisterte mit feiner Technik, sehenswerten Dribblings und seiner Beidfüßigkeit schon den damaligen Cottbus-Trainer Claus-Dieter Wollitz: Der offensive Mittelfeldspieler Leonardo Bittencourt will bei 96 den Durchbruch schaffen, nachdem er in der zweiten Liga groß eingeschlagen, in der vergangenen Saison bei Borussia Dortmund aber nur fünf Ligaspiele absolvierte und dort nicht an den Stars vorbeikam.

“ Prognose: Das spielerische Potenzial hat nachgelassen, von hinten drängen starke Clubs wie Wolfsburg oder Stuttgart. Platz 15.