Hannover siegt mit Taktik-Kniff und Glückswechseln

Stuttgart (dpa) - Hannover 96 hat beim VfB Stuttgart innerhalb von 16 Minuten einen Zwei-Tore-Rückstand in einen spektakulären 4:2 (0:2)-Sieg umgewandelt. „Der Auswärtsfluch ist jetzt vorbei“, sagte Hannovers Stürmerstar Mame Diouf erleichtert nach zuvor neun Niederlagen in zehn Partien auswärts.

Obendrein war es der erste Erfolg in Stuttgart seit fünf Jahren. Mit einem Taktik-Kniff und zwei Glückswechseln schaffte Mirko Slomka die Voraussetzungen für eine kaum noch möglich scheinende Wende. Nach der Pause stellte der 96-Coach im Mittelfeld auf eine Raute um und brachte Jan Schlaudraff für den schwachen, zudem verwarnten Szabolcs Huszti sowie später noch Mohammed Abdellaoue. „Schlaudraff hat das Spiel als richtiger 'Zehner' gelenkt und geleitet. Und dass Moa ein Knipser ist, wissen wir“, lobte Slomka die beiden Matchwinner.

Schlaudraff führte nicht nur glänzend Regie. Er tat auch viel für die Defensive und sorgte zudem per sicher verwandeltem Handelfmeter (65.) für den wichtigen Ausgleich. „Wie wir zurückgekommen sind, war überragend“, schwärmte der ehemalige Nationalstürmer. Slomka bescheinigte Schlaudraff eine erstklassige Leistung: „So stelle ich mir das vor. So haben wir ihn in den letzten zwei Jahren kennen und schätzen gelernt.“

Mindestens ebenso hoch war aber Abdellaoues Auftritt zu bewerten. Der Edeljoker erzielte innerhalb von fünf Minuten per Abstauber (68.) und Strafstoß (73.) zwei Treffer. „Herrlich, dass er das Spiel für uns entschieden hat. Das zeigt, was für eine Qualität wir von der Bank haben“, sagte Slomka. Sein Geheimnis bleibt, warum er so einem Torjäger so wenig Spielpraxis verschafft, zumal der Abdellaoue vorgezogene Artur Sobiech zwar den Anschluss erzielte (57.), aber ansonsten blass geblieben war.

Abdellaoue verzichtete wie Schlaudraff auf einen Kommentar zu den Toren und ging ebenfalls nur auf den Coup ein: „Was wir heute gemacht haben, war fantastisch.“ Außer der Steigerung und Systemumstellung nach dem Seitenwechsel sei Stuttgarts Einbruch entscheidend für das Kippen der Partie gewesen. Hannover steht nun als Sechster wieder auf einem Europa-League-Platz mit Tuchfühlung zur Königsklasse. Lars Stindl bremste indes die aufkommende Euphorie: „Jetzt schon von der Champions League zu reden, geht mir doch ein wenig zu schnell.“

Stuttgarts Höhenflug ist dagegen vorerst beendet. Statt des greifbar nahen Vorstoßes auf Rang sieben trennen die Schwaben nur noch zwei Zähler vom Relegationsplatz. „Das ist eine brutale Niederlage“, sagte VfB-Trainer Bruno Labbadia völlig frustriert. Nach Toren von Gentner (21.) und Vedad Ibisevic (37./Elfmeter) sahen die fast eine Stunde lang stark auftrumpfenden Stuttgarter wie der souveräne Sieger aus, ehe der unerklärliche Einbruch kam. „Wir haben Hannover komplett in die Karten gespielt“, lamentierte Labbadia.