Harte Arbeit statt Karneval: Köln beeindruckt
Paderborn (dpa) - Von wegen Karnevalsverein! Mit ungewohnt leisen Tönen und taktischer Raffinesse beeindruckt der 1. FC Köln die Fußball-Bundesliga.
Selbst der forsche Neuling SC Paderborn fand beim 0:0 im Duell der Aufsteiger kein Mittel gegen den kompakten Defensivverbund der Rheinländer, die als einziges Team nach dem dritten Spieltag noch kein Gegentor kassiert haben. „Ohne diese Kompaktheit könnten wir in dieser Liga nicht bestehen. Das hat viel mit harter und unangenehmer Arbeit zu tun“, erklärte Kölns Trainer Peter Stöger das Defensivrezept seiner Mannschaft.
Er muss es wissen. Gemeinsam mit Sportdirektor Jörg Schmadtke krempelte der Österreicher den Club seit seinem Amtsantritt im Sommer 2013 um. Sorgte der FC in seiner jüngsten Bundesliga-Vergangenheit eher durch Eskapaden neben dem Platz und in der Vereinsführung für Schlagzeilen, verpasste das Duo dem ersten deutschen Meister der Bundesliga-Historie einen neuen Anstrich. Vom angepeilten 15. Platz lässt sich Stöger trotz des tollen Starts nicht abbringen.
„Wenn ich jetzt nach einem 0:0 in Paderborn sagen würde, ich wäre damit unzufrieden, müsste ich unser Saisonziel korrigieren - aber das machen wir nicht“, betonte der 48-Jährige. Stattdessen war der Wiener nach dem Punktgewinn in Ostwestfalen „etwas zweigeteilt“, aber „letztlich zufrieden“. Offensive Sprüche sind von dem Ex-Profi nicht zu erwarten, genauso solide hat er auch seine Mannschaft eingestellt.
Der 1. FC Kaiserslautern war in der Vergangenheit einer der Aufsteiger, der an den ersten drei Spieltagen ohne Gegentor blieb - und unter Otto Rehhagel 1998 letztendlich sensationell deutscher Meister wurde. Ansporn für die Kölner? „Eine schöne Geschichte“, sagte Torhüter Timo Horn schmunzelnd. „Aber ernsthaft? Das hat mit hier, heute und uns nichts zu tun“, erklärte der 21-Jährige. Denn es kann auch ganz anders laufen: Der zuvor letzte Neuling, dem dieses Kunststück gelang, war Fortuna Düsseldorf in der Saison 2012/13. Die Rheinländer blieben sogar fünf Spieltage ohne Gegentreffer und stiegen am Ende trotzdem ab.
Stögers Konzept ist einfach. Sowohl beim 4:0 gegen Viertligist FT Braunschweig im DFB-Pokal als auch gegen den Hamburger SV beim Bundesliga-Auftakt (0:0) ließen die Kölner so gut wie keine Chancen des Gegners zu. Auch der VfB Stuttgart (2:0) und nun die Aufstiegshelden aus Paderborn knackten das Defensiv-Bollwerk nicht. „Beide Teams wussten um die Stärke des Konkurrenten und haben dementsprechend wenig zugelassen“, kommentierte Paderborns Coach André Breitenreiter das 0:0. „Stimmt“, erwiderte Stöger grinsend.
Warum seine Mannschaft momentan offensichtlich besser verteidigt als der Rest der Liga, wusste der Fußballlehrer ebenfalls zu erklären. „Das hat bei uns viel mit guter Organisation untereinander zu tun. Viele Teams könnten mit dem gleichen Aufwand ebenso ohne Gegentor dastehen“, sagte Stöger. „Ich kann Sie aber alle beruhigen: Das wird sich bei uns im Laufe der Saison noch ändern.“