Hertha-Krise: Luhukay vor dem Abschied
Berlin (dpa) - Die Zeichen stehen auf Trennung. Nach dem Absturz von Hertha BSC auf Abstiegsplatz 17 sieht die Chefetage des Berliner Fußball-Erstligisten offenbar die Zeit gekommen, auf die anhaltende Erfolglosigkeit zu reagieren.
„Wir werden miteinander diskutieren und nicht übereinander“, erklärte Manager Michael Preetz nach der 0:1-Niederlage des seit Monaten schwächelnden Hauptstadtclubs gegen Bayer Leverkusen auf die Frage, ob Trainer Jos Luhukay beim nächsten Spiel am Samstag in Mainz noch auf der Bank sitzen werde. Erst einmal wolle man „das Spiel sacken lassen“ und „miteinander reden“, ergänzte der Geschäftsführer Sport.
Da war Luhukay gerade in die Katakomben des Olympiastadions verschwunden. Seine Auswahl habe „ein gutes Spiel gemacht, vor allem was das Team betrifft“, hatte der Trainer kurz zuvor die erneut torlose Vorstellung seiner Mannschaft kommentiert. Bereitschaft und Willen hätten gestimmt wie auch die Defensive über weite Strecken der Partie. Ein Teil der Berliner Fans sah es nach dem Abpfiff des 19. Bundesliga-Spieltages anders: „Luhukay raus“, hallte es aus der Ostkurve. Bayer-Torjäger Stefan Kießling hatte die Partie mit seinem vierten Saisontor entschieden.
Nicht erst seit den zwei Niederlagen 2015 wird in Berlin über das angespannte Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft diskutiert. Der ehrgeizige Luhukay führt als Chef mit viel Druck. Viele seiner taktischen Maßnahmen griffen nicht. Ob er das Gefühl habe, dass die Mannschaft und die Leitung noch voll hinter ihm stehen, wurde Luhukay am späten Mittwochabend gefragt. „Ich glaube, das hat die Mannschaft heute über 90 Minuten gezeigt. Ich habe daran keine Sekunde gezweifelt“, antwortete der 51-Jährige.
Luhukay will nicht aufgeben. „Wir werden uns in den nächsten zwei Tagen fokussieren und versuchen, in Mainz zu punkten“, kündigte er an. Zur Clubleitung äußerte sich Luhukay nicht. Mit weiterhin 18 Punkten steht Hertha nun in der „roten Zone“, nur vier Punkte aus den letzten sieben Spielen lassen die düsteren Erinnerungen an die Abstiege 2010 und 2012 wach werden. Nur mit großem finanziellen Aufwand war jeweils sofort die Rückkehr ins Oberhaus gelungen, zuletzt 2013 mit Luhukay. Die erste Halbserie als Aufsteiger lief hervorragend, doch im Jahr 2014 blieb die Stabilisierung aus.
„Wenn man auf Platz 17 steht, ist es gefährlich. Die Tabelle lügt nicht, wir haben zu wenig Punkte“, sagte Mittelfeldmann Jens Hegeler. „Es wird enger“, ergänzte Stürmer Julian Schieber: „Es ist uns nicht gelungen, ein Tor zu schießen. Das ist sehr ernüchternd für uns. Die Verunsicherung ist zu spüren.“ Nach Mirko Slomka (Hamburger SV), Jens Keller (Schalke 04), Robin Dutt (Werder Bremen) und Armin Veh (VfB Stuttgart) wäre Luhukay der fünfte Trainer in der laufenden Bundesliga-Saison, dessen Amtszeit vorzeitig beendet ist. „Trainerdiskussion gehört zum Fußball dazu, doch wir können nicht beeinflussen, was in der Zeitung steht“, meinte Herthas Kapitän Fabian Lustenberger. Der Schweizer brachte die Lage bei Hertha im Februar 2015 auf den Punkt: „Null Punkte aus zwei Spielen, das ist der Stand der Dinge, das ist die bittere Wahrheit.“