Hoffen auf Schlussverkauf - Darmstadt bleibt sich treu
Darmstadt (dpa) - Baustellen bestimmen die Szenerie beim Fußball-Bundesligisten SV Darmstadt 98. Der lange geplante Stadionneubau liegt wegen rechtlicher Probleme vorerst auf Eis.
Die marode Spielstätte am Böllenfalltor soll in den kommenden Monaten so modernisiert werden, dass der Verein dort auch in Zukunft mit dem Segen der Deutschen Fußball Liga seine Spiele austragen darf. Wesentlich dringender sind die Umbauarbeiten am Kader, nachdem der Verein fast die Hälfte seiner Stammspieler verloren hat. Doch auch hier geht es nur schleppend voran.
„Wir sind nicht doof, wir können nur nicht so, wie wir wollen“, sagte der Sportliche Leiter Holger Fach kürzlich der „Bild“-Zeitung mit Verweis auf die begrenzten finanziellen Möglichkeiten der Südhessen. „Manchmal sind wir sogar eher da als die anderen Clubs. Aber der Spieler muss zu uns wollen.“
Bislang konnten sich die „Lilien“ erst mit drei neuen Spielern einigen. Das waren zunächst die beiden Torhüter Michael Esser (Sturm Graz) und Daniel Heuer Fernandes (SC Paderborn), später folgte noch Innenverteidiger Immanuel Höhn (SC Freiburg). Zudem wurde die Ausleihe von Angreifer Felix Platte (Schalke 04) um ein Jahr verlängert. „Wir kassieren viele Absagen. Aber wir versuchen es weiter“, sagt Fach und bleibt hartnäckig.
Umgekehrt seien dem Verein schon weit über 200 Spieler angeboten worden. Doch oft passte es nicht. „Es sind Profis dabei, da macht es von der Historie schon gar keinen Sinn“, sagte Fach. „Wenn jemand in vier Jahren sechs Vereine gehabt hat, kann ich mir nicht vorstellen, dass er uns hilft.“
Die Lücken in der Mannschaft sind groß. Der ausgeliehene Verteidiger Luca Caldirola ging zurück zu Werder Bremen, Mittelfeldspieler Tobias Kempe schloss sich dem Zweitligisten 1. FC Nürnberg an, Stammkeeper Christian Mathenia wechselte zum Hamburger SV, Standardspezialist Konstantin Rausch zog es zum 1. FC Köln und Torjäger Sandro Wagner ging zu 1899 Hoffenheim. Für Wagner und Mathenia kassierte der Verein Ablösen, dem Vernehmen nach rund vier Millionen Euro.
Bei der Suche nach Verstärkungen setzen die „Lilien“ auf das bewährte Prinzip der vergangenen Jahre. Im Fokus stehen häufig Profis, deren Karriere in einer Sackgasse steckt. Prominentestes Gesicht der zahlreichen Testspieler ist derzeit der ehemalige französische U21-Nationalspieler David N'Gog, der bereits für Paris Saint-Germain und den FC Liverpool am Ball war. Auch Maximilian Beister, einst für die deutsche U21 aktiv und derzeit beim FSV Mainz nicht mehr gefragt, spielt am Böllenfalltor vor.
Mit dieser Strategie sind die „Lilien“ bei ihrem märchenhaften Aufstieg gut gefahren. Allerdings dauerte es auch damals etwas länger, bis die Südhessen zum Zug kamen. „Die Haupttransferzeit im Sommer hat gezeigt, dass am Ende die Bienen stechen, die kleinen Bienen erst recht“, erklärte Vereinspräsident Rüdiger Fritsch später im Rückblick. Die Transferperiode endet am 31. August. Fach sagt: „Wer weiß, was in einigen Wochen ist? Dann müssen wir aber noch handlungsfähig sein, wenn was auf den Markt kommt.“