Hoffenheims Coach Stevens: „Stehen immer noch da unten“

Sinsheim (dpa) - Mäzen Dietmar Hopp ließ sich auf dem Weg in die Kabine von 1899 Hoffenheim ausnahmsweise einen kurzen Kommentar entlocken.

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„Wir sind nicht mehr Letzter“ sagte der von Bodyguards begleitete Milliardär und lächelte. Viel mehr Grund zur Freude gab es - abgesehen von den bitter nötigen drei Punkten - auch nicht beim Abstiegskandidaten aus dem Kraichgau.

Das 1:0 (1:0) in einem mauen Spiel gegen den Mitkonkurrenten Hannover 96 bot wenig Grund zur Euphorie, auch wenn Stadionsprecher Mike Diehl nach dem Abpfiff in sein Mikrofon brüllte: „Wir haben's geschafft: Der erste Heimsieg! Wir stehen vor dem VfB!“

Den letzten Tabellenplatz in der Fußball-Bundesliga reichte die TSG an den ungeliebten Landesrivalen aus Stuttgart weiter. Für Trainer Huub Stevens war es der erste Sieg mit Hoffenheim im sechsten Anlauf. Und auch der 62-jährige Niederländer jubelte nicht groß: Mit seinen Betreuern klatschte Stevens ab, einige Spieler nahm er kurz in den Arm. „Bei mir ist die Stimmung nach dem Spiel genauso wie vor dem Spiel. Wir stehen immer noch da unten, aber da wollen wir weg“, sagte er später bei der Pressekonferenz und räumte ein: „Ich denke, dass wir uns ganz schwergetan haben, ins Spiel zu finden.“

Der Ex-Freiburger Jonathan Schmid hatte in der 30. Minute das Tor des Tages mit einem Kopfball im Hechtsprung erzielt. „Aus heiterem Himmel“, wie selbst Stevens sagte. Zu diesem Zeitpunkt war TSG-Torhüter Oliver Baummann in unschöner Regelmäßigkeit damit beschäftigt, den Ball nach Rückpässen seiner Kollegen irgendwie wieder ins Spiel zu bringen. „Großartig erleichtert bin ich nicht, davon sind wir noch ein paar Siege entfernt. Wir haben immer noch zu wenige Punkte“, sagte Baumann später.

13 Zähler nämlich aus 16 Spielen - und die nächsten drei versprechen nicht gerade eine große Ausbeute: Zum Vorrundenabschluss am Freitag treten die Hoffenheimer bei Stevens' Ex-Club Schalke 04 an, nach der Winterpause kommt Bayer Leverkusen und danach geht's zum FC Bayern.

Gegen den Herbstmeister aus München müssen die Hannoveraner schon am nächsten Wochenende ran. Wie sie da bestehen sollen, ist wohl auch den 96-Fans ein Rätsel, die nach der Partie vor 25 531 Zuschauern in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena ihre Profis mit harschen Worten in der Gästekurve empfingen.

Zwar verbuchten die Niedersachsen die besseren Zweikampfwerte, 10:3 Ecken und 19:4 Torschüsse, doch denen ging die Gefährlichkeit fast völlig ab. „Das ist ein bitterer Nachmittag für uns. Ich denke, wir hatten genügend Torchancen, um was mitzunehmen“, sagte Chefcoach Michael Frontzeck, um nicht all zu viel Pessimismus zu verbreiten in der so prekären Lage. Mit den verletzten Uffe Bech, Felix Klaus, Artur Sobiech und Hiroshi Kiyotake fehlte ihm eine komplette Offensivreihe. „Es ist extrem fatal, so einen Mitbewerber stark zu machen. Man sollte es eigentlich tunlichst vermeiden, gegen einen direkten Konkurrenten zu verlieren“, sagte Torwart Ron-Robert Zieler.

Umso größer war die Erleichterung bei den Hoffenheimern. So schritt Hopp in die Kabine seiner Mannschaft, wo er das etwas veraltete „Zicke zacke zicke zacke hoi hoi hoi“ anstimmte. Ob Stevens mitbrüllte? „Ich glaube, es ist noch kein Big Brother“, entgegnete der „Knurrer von Kerkrade“ kühl auf die Nachfrage eines Journalisten. „Deshalb werden Sie auch nicht von mir hören, ob ich da mitmache.“