Für alles einen Plan: Hertha jetzt schon Dritter
Darmstadt (dpa) - Aus der Kabine der Berliner drang laute Rap-Musik. Mittlerweile muss diese Saison den Fußballern von Hertha BSC vorkommen wie eine einzige, immer noch nicht enden wollende Party.
In der Fußball-Bundesliga ist die Hertha durch ihren 4:0 (2:0)-Sieg bei Darmstadt 98 sogar schon auf Platz drei geklettert. Im DFB-Pokal will das Überraschungsteam dieser Saison am Mittwoch beim Zweitligisten 1. FC Nürnberg das Viertelfinale erreichen.
„Wir wollen den dritten Platz nicht überbewerten. Aber wir können auf dieser Position überwintern und das wäre ein schönes Weihnachtsgeschenk“, sagte Trainer Pal Dardainach dem Sonntags-Training. Noch am Abend zuvor hatte er eine eher simple Erklärung für die Entwicklung vom Abstiegskandidaten zum Europacup-Anwärter.
„Letztes Jahr hatten wir fast die gleiche Mannschaft“, sagte der Ungar. „Aber hinten um die Existenz zu kämpfen oder vorne um den Erfolg zu spielen, das sind zwei verschiedene Sachen. Es ist eine Befreiung, nicht mehr diesen Druck wie vergangene Saison zu haben. Die Jungs genießen das jetzt. Sie verbessern sich Stück für Stück.“
Es gibt einen großen Unterschied in der Hauptstadt: Der DFB-Pokal ist ein „großer Traum“, wie Dardai noch einmal betonte. „Das Spiel in Nürnberg wird das wichtigste für uns und die Fans.“ Schon vor der Saison hatte der 39-Jährige recht forsch verkündet, das Endspiel im heimischen Olympiastadion endlich einmal nicht bloß als Zuschauer erleben zu wollen. Mit ihrem Erfolg in der Liga gehen die Berliner dagegen eher nüchtern um. „Wir sind keine Mannschaft, die nach oben schaut. Wir sind eine sehr gute Mannschaft, die erfolgreich Fußball spielen will“, sagte Verteidiger Marvin Plattenhardt.
Schaut man bei der Hertha nicht schon Richtung Europa League, wo der Club zuletzt in der Saison 2009/10 vertreten war? Oder sogar Richtung Champions League, die man überhaupt erst einmal und das schon vor 16 Jahren erreichte (1999/2000)? Genau vor solchen Gedanken warnte Vedad Ibisevic vehement: „Wir müssen genau in dieser Phase jetzt aufpassen“, sagte er. „Das ist auch eine gefährliche Zeit. Man muss in solchen Phasen noch mehr investieren als sonst.“
Ibisevic schoss am Böllenfalltor jeweils zu Beginn beider Halbzeiten das wichtige 1:0 (12. Minute) und 3:0 (50.). Die anderen Tore erzielten Plattenhardt per Freistoß (26.) sowie Salomon Kalou (78.).
In Darmstadt war gut zu erkennen, was die Hertha in dieser Saison so stark macht. Natürlich gibt es immer noch Mannschaften in dieser Liga, die besser und auch schneller Fußball spielen. Aber kaum jemand stellt sich so gut auf unterschiedliche Gegner und Gegebenheiten ein wie die Berliner. „Wir wussten genau, was hier auf uns zukommt. Deshalb hatten wir immer Lösungen“, sagte Johannes van den Bergh.
Spiele wie gegen nur zehn Leverkusener (2:1) oder den HSV (3:0) entschied Dardais Team auch schonmal auf spielerischem Weg. In Darmstadt aber „haben wir mit Kampfmodus und Fußball gewonnen“, lobte der Coach. Er habe seine Mannschaft in den Tagen zuvor extra noch einmal Kopfbälle und Zweikämpfe trainieren lassen, bei der rustikalen Spielweise des Aufsteigers bietet sich das an. Auf dem Spielfeld lauerten die „Lilien“ dann selbst im eigenen Stadion auf Konter, aber die Hertha ließ sie kaum an den Ball. Darmstadt suchte verbissen die Zweikämpfe, aber die meisten davon gewann dann ein Berliner.
Am Ende verdiente sich selten einmal ein Gegner so viel Anerkennung bei diesem frechen Aufsteiger wie der neue Tabellendritte. „Es ist schwer gegen die“, meinte Darmstadts Marcel Heller. „Das ist es gegen alle anderen in dieser Liga auch, aber Hertha ist schon sehr stark. Die werden eine gute Rolle spielen in diesem Jahr.“