Trainingslager in Österreich Hoffenheims Feintuning: Mannschafts-Gefüge „nicht zerstören“

Windischgarsten/Österreich (dpa) - Trainer Julian Nagelsmann bringt die komplizierten Trainingsinhalte auf einen Nenner: „Umschalten nach Balleroberung, darum geht es die ganze Woche.“

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Sportchef Alexander Rosen frönt nach den Übungseinheiten in Windischgarsten seiner neuen Leidenschaft und wirft eine Frisbeescheibe über den idyllisch gelegenen Rasen in Oberösterreich. Für die beiden Verantwortlichen von 1899 Hoffenheim geht es nach einer erfolgreichen Saison vor allem um eines: Wie mache ich aus einer starken Bundesliga-Mannschaft eine noch bessere - ohne sie ihrer Stärken zu berauben?

Zwei prägende Figuren haben die Kraichgauer gen FC Bayern verlassen: die Nationalspieler Sebastian Rudy und Niklas Süle. Die neuen Gesichter, die die meisten Blicke auf sich ziehen, heißen Serge Gnabry, Havard Nordtveit und Florian Grillitsch. U21-Europameister Gnabry, ausgeliehen vom Meister aus München, stand am Mittwochvormittag erstmals auf dem Trainingsplatz. „Serge ist ein hochtalentierter und wirklich spannender Spieler, der viel Tempo auf den Platz bringt“, sagte Nagelsmann.

Der 22 Jahre alte Ex-Bremer, der im Juni einen Dreijahresvertrag beim Meister aus München unterschrieben hatte und nun für ein Jahr an Hoffenheim ausgeliehen ist, erhofft sich viele Einsätze bei der TSG. „Ich will viel Spielpraxis sammeln. Ich weiß, dass ich hier viel lernen kann“, sagte der Offensivspieler. „Man weiß, dass der Kader beim FC Bayern anders ist.“ Bei den Kraichgauern würde Gnabry „am liebsten auf der Zehn oder links“ spielen.

Den Ex-Galdbacher Nordtveit (zuletzt West Ham United) hat Rosen „grundsätzlich eher hinten eingeplant“ - auf der Position von Süle. Grillitsch ist derzeit für Rudys Posten auf der „Sechs“ vorgesehen, aber eigentlich hatte sich Nagelsmann noch eine Verstärkung im defensiven Mittelfeld gewünscht. Rosen sieht sich jedoch nicht in der Pflicht, die 20 Millionen vom Süle-Transfer vollständig auszugeben. Zudem betonte er: „Wir werden nur etwas machen, wenn wir sehen, dass uns die Qualität kurzfristig weiterhilft.“

Die Hoffenheimer könnten aber auch noch warten, bis feststeht, ob die TSG die Champions-League-Qualifikation am 15./16. und 22./23. August (Auslosung am 4. August) übersteht. Dann winkt ein weiterer Geldregen. Rosen rechnet schon mal: „Nach dem Rückspiel wären fast noch zehn Tage Zeit bis zum Transferschluss.“

Nagelsmann ist allerdings kein Freund von späten Verpflichtungen, der 29-Jährige monierte in der Vergangenheit schon öfter, dass bei Transfers immer länger gepokert wird. Er möchte die Neuzugänge möglichst schnell an sein Spielsystem und auch an die anspruchsvollen Übungsformen gewöhnen. Zumal die DFB-Auswahlspieler Sandro Wagner, Kerem Demirbay und Jeremy Toljan erst Anfang nächster Woche zur Mannschaft stoßen.

Die Neuzugänge müssen sich erstmal einfinden. „Das Training ist anders als alles, was ich bisher kennengelernt habe. Die Übungen sind komplex“, erklärte Nordtveit. Sein Abwehr-Kollege Justin Hoogma, der vom niederländischen Erstligisten Heracles Almelo kam, muss „auf dem Platz viel nachdenken. Das ist schon anspruchsvoll, aber auch sehr gut. Ich benutze gerne meinen Kopf.“ Auch Gnabry musste sich die Spielformen erstmal extra erklären lassen.

Die Etablierten wie Defensivchef Kevin Vogt, Benjamin Hübner, Nationalspieler Demirbay oder Torjäger Andrej Kramaric kennen das alles längst. Sie haben unter Nagelsmann riesige Entwicklungsschritte gemacht. Für Manager Rosen ist vor allem eines wichtig: „Die Struktur, die wir in der Mannschaft haben, nicht zu zerstören.“

Ohnehin sieht sich der 38-Jährige nach den bisherigen Transfers nicht mehr in großem Zugzwang: „Wir haben zwei tragende Spieler von der letzten Saison verloren - aber 13 andere sind noch da. Es ist kompliziert für mich, Spieler zu finden, die uns sofort bessermachen.“ Er habe mit dem jetzigen Team ein gutes Gefühl: „Wir haben ein Stück Kadertiefe gewonnen.“ Den überhitzten Transfermarkt nimmt Rosen mit Humor: „Ich finde den Messi zum Beispiel toll. Der würde auch gut zu uns passen.“