1899 bleibt unbesiegt Hoffenheims Höhenflug hält auch gegen Köln an
Sinsheim (dpa) - Im Überschwang der Gefühle ließ sich Sportchef Alexander Rosen doch zu einem Scherz hinreißen. „Champions League? Europa League? Beides gleichzeitig!“, sagte der 37-Jährige nach dem 4:0 (2:0)-Erfolg von 1899 Hoffenheim im Verfolgerduell gegen den 1. FC Köln.
So schnell wird bei der Überraschungsmannschaft aus dem Kraichgau jedoch kein hochfliegendes neues Saisonziel ausgegeben. Auch wenn die TSG weiter unbesiegt ist und munter in der Beletage der Fußball-Bundesliga mitmischt. „Die Fans dürfen singen und träumen - wir arbeiten“, versicherte Rosen mit glänzenden Augen.
Die glückseligen TSG-Anhänger in der mit 29 740 Zuschauern besetzten Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena besangen schon in der Schlussphase lautstark abwechselnd Sandro Wagner und Julian Nagelsmann. Der Torjäger hatte zuvor seine Saisontreffer Nummer sechs und sieben (8. und 67. Minute) erzielt, außerdem durften sich Olympia-Teilnehmer Jeremy Toljan (39.) und der gebürtige Kölner Mark Uth (89.) feiern lassen. „Wir gewinnen nicht nur die Spiele, wir spielen auch schönen Fußball“, sagte der Ex-Darmstädter Wagner sichtlich stolz.
„Sehr, sehr effektiv“, so TSG-Abwehrchef Kevin Vogt, agierten die Hoffenheimer gegen seinen Ex-Club aus Köln, der Hoffenheim im DFB-Pokal die bisher einzige Saisonniederlage beigebracht hatte. „Schade für uns, das 4:0 ist ein wenig hoch“, meinte der konsternierte Trainer Peter Stöger. „Aber es ist kein Zufall, dass Hoffenheim so weit oben steht und noch ungeschlagen ist.“ Die personell ohnehin geschwächten Rheinländer mussten noch einen weiteren Tiefschlag hinnehmen: Mittelfeldspieler Marcel Risse fällt mit einem Kreuzbandriss möglicherweise für den Rest der Saison aus.
Die Hoffenheimer können derzeit aus dem Vollen schöpfen, hatten am Samstag fünf Eigengewächse auf dem Platz, und Nagelsmann verhalf sogar Baris Atik zu seinem Debüt. Das 4:0 war der höchste Sieg seit seinem Amtsantritt im Februar. Der mit 29 Jahren jüngste Bundesliga-Trainer vermittelt seinen Spielern derzeit alles, was ein erfolgreiches Team ausmacht: Einsatzfreude, taktische Reife, Selbstvertrauen und Spielwitz. „Ich glaube aber, dass unser Spiel auch einfach Freude macht“, erklärte Nagelsmann. Nationalspieler Sebastian Rudy sagte: „Wir allen wollen - bis zur letzten Minute. Ich glaube, das macht die Mannschaft aus.“
Angetriebenen von Rudy und dem herausragenden Nadiem Amiri stürmten die „Nagelsmänner“ unermüdlich nach vorne. Und beim Stand von 2:0 wechselte der Chefcoach mit Atik, Uth und Philipp Ochs noch drei Angreifer ein, zudem trieb sich Abwehrspieler Niklas Süle ständig vorne herum. „Man kann eine Führung auch offensiv verteidigen“, sagte Nagelsmann, gab sich aber Mühe, nicht allzu euphorisch zu wirken: „Ich glaube, dass das Ergebnis zu hoch ausgefallen ist.“
Laut Statistik kann Hoffenheim jedenfalls für seine erste Teilnahme am internationalen Geschäft planen: Wenn bisher in der Bundesliga-Historie eine Mannschaft nach 13 Spieltagen unbesiegt war, landete sie am Ende auch unter den vier Ersten. „Jetzt ist es schon eine 13-Tage-Fliege“, frohlockte Rosen über den Höhenflug. Sein Tipp an die Spieler: „Einfach nur weitermachen! Und heute freuen!“