HSV enteuphorisiert: Neue Spieler sollen helfen

Hamburg (dpa) - Die Euphorie ist verflogen, die Aufbruchstimmung dahin: Der verpatzte Rückrundenstart hat beim Hamburger SV allen Beteiligten die Augen geöffnet. Für die „Ewigen Drinbleiber“ der Fußball-Bundesliga kann auch in dieser Saison nur der Klassenverbleib das Maß aller Dinge sein.

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Und da selbst dieses Minimalziel nach der verdienten 0:2-Heimpleite gegen den 1. FC Köln stark gefährdet ist, soll nach Stürmer Ivica Olic auch noch der Chilene Marcelo Diaz geholt werden, um das fragile Gebilde HSV zu stabilisieren. Der WM-Akteur vom FC Basel wurde am Sonntag zum Medizincheck erwartet. Er soll einen Kontrakt bis 2017 erhalten und zwei Millionen Euro kosten.

„Das müssen wir besprechen!“, fauchte HSV-Coach Josef Zinnbauer nach dem unverhofften Rückschlag am Samstag desillusioniert ins Mikrofon. Was war passiert? Nach 45 ordentlichen HSV-Minuten übernahmen in der zweiten Halbzeit die auswärtsstarken Kölner das Heft des Handelns. Und profitierten von Fehlern der unsicherer werdenden Gastgeber. Erst unterlief Nationalspieler Heiko Westermann ein katastrophaler Fehlpass, dann ließ sich Slobodan Rajkovic düpieren. Nutznießer war beide Male Marcel Risse (62./77.), der dem bedauernswerten Jaroslav Drobny im HSV-Tor beim Duell eins gegen eins keine Chance ließ.

„Genau solche Ballverluste wollten wir vermeiden“, erklärte Zinnbauer verärgert zur Szene vor dem 0:1. „Wir haben es nicht hingekriegt und deshalb zurecht verloren“, ergänzte der Coach. Einen Vorlagengeber wie Slawomir Peszko und einen Vollstrecker wie Risse hatte er nicht im Team. Im Gegenteil: Vor allem die vermeintlichen Leistungsträger enttäuschten einmal mehr. Kapitän Rafael van der Vaart war nur ein Mitläufer, Nationalspieler Nicolai Müller ein Schatten seiner selbst. Und Westermann zeigte bei einer Fehlpassquote von gut 40 Prozent seinem Coach, dass er im defensiven Mittelfeld fehl am Platze ist.

„In der Mittelfeldzentrale mangelt es uns an Qualität“, monierte Zinnbauer folgerichtig. Deshalb soll nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Valon Behrami und Lewis Holtby nun der Chilene Diaz auf der wichtigen Sechser-Position Abhilfe schaffen. Der nur 1,66 Meter große Mittelfeld-Abräumer ist ein Kämpfertyp und weiß zudem mit dem Ball umzugehen. Das bewies er nicht zuletzt im Sommer bei der WM in Brasilien, wo er gegen Australien, Spanien, die Niederlande sowie im Achtelfinale gegen Brasilien zum Einsatz kam. Klappt es mit dem Deal, soll Diaz schon am Mittwoch in Paderborn für den HSV auflaufen. Auch Adrien Rabiot (Paris St. German) war oder ist als Leihgabe ein Thema.

„Das wird ein ganz wichtiges Spiel für uns“, erklärte Olic nach seinem Blitz-Comeback bei den Hanseaten. Bezeichnenderweise war der erst am Freitag zurückgeholte Kroate nach nur einer Trainingseinheit mit seinem alten/neuen Team der auffälligste HSV-Feldspieler. Der 35 Jahre alte Angreifer deutete an, dass er mit seiner Lauffreude, Power und Torgefährlichkeit den flauen HSV-Angriff auf Vordermann bringen kann. „Ivica hat viel gearbeitet und gute Szenen eingeleitet“, lobte Zinnbauer. Er hofft, dass Torjäger Pierre-Michel Lasogga und der von einem Kreuzbandriss genesene Maximilian Beister rasch topfit werden.

Das ist auch dringend notwendig, denn die Torausbeute mit nur neun Treffern aus 18 Spielen ist alarmierend. Seit 396 Minuten warten die Rothosen auf einen Torerfolg, der nun in Paderborn folgen soll: „Da müssen wir zeigen, dass wir Tore machen und Spiele gewinnen können“, meinte Hoffnungsträger Olic, den die Fans nach dem ersten Gastspiel in Hamburg (2007-09) gleich wieder wie einen Publikumsliebling aufnahmen. Ansonsten hatten nur die Gäste aus dem Rheinland „einen schönen Nachmittag“, wie es FC-Trainer Peter Stöger formulierte.