HSV-Millionenminus: Jarchow sieht keine Lizenzprobleme

Hamburg (dpa) - Zum dritten Mal nacheinander wird der Hamburger SV ein Geschäftsjahr mit einem dicken Minus abschließen, doch Carl Edgar Jarchow erwartet für den Traditionsclub keine Probleme im anstehenden Lizenzierungsverfahren.

„Die Liquidität für die kommende Spielzeit wird nicht gefährdet sein“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Bundesliga-Dinos den Tageszeitungen „Die Welt“ und „Hamburger Abendblatt“. Dem HSV stehen für den Nachweis der Zahlungsfähigkeit allein aus einer im Vorjahr erzielten Fan-Anleihe 17,5 Millionen Euro zur Verfügung.

Zwar wollte FDP-Politiker Jarchow vor dem mit Spannung erwarteten Treffen am Mittwochabend zwischen Vorstand und Aufsichtsrat die seit Wochen kolportierten Zahlen nicht weiter kommentieren. Es gilt aber als nahezu sicher, dass der HSV das laufende Geschäftsjahr mit einem Minus im zweistelligen Millionenbereich beendet. Es wäre eine weitere „Steigerung“ nach Defiziten von 4,9 Millionen Euro aus der Saison 2010/11 und von 6,6 Millionen Euro im darauffolgenden Spieljahr.

Die Hauptursache für die erneute wirtschaftliche Schieflage ist im sportlichen Bereich zu finden. Trotz des knapp verhinderten Abstiegs im Sommer hatten sich die Verantwortlichen einen strikten Sparkurs auferlegt. Der aber war nach dem Fehlstart des im Umbruch steckenden Teams rasch hinfällig: Vor Schließung des Transferfensters Ende August wurden gut 20 Millionen Euro in die Nachkäufe Milan Badelj, Petr Jiracek und Rafael van der Vaart gesteckt. Um Führungsspieler van der Vaart finanzieren zu können, stellte Milliardär Klaus-Michael Kühne dem klammen HSV ein Acht-Millionen-Euro Darlehen zur Verfügung.

Die aus sportlicher Sicht völlig richtige Entscheidung, die sich in der Tabelle im Sprung von Platz 18 auf derzeit Rang sieben ablesen lässt, hatte Sportchef Frank Arnesen damals „kontrolliertes Risiko“ genannt. Jarchow ging sogar noch zu Jahresbeginn davon aus, dass das Millionen-Loch durch Spielerverkäufe halbwegs zu stopfen sei. Doch dann kam statt der angestrebten 6,4 Millionen nur rund eine Million Euro durch Gehaltseinsparungen bei den verliehenen Spielern Scharner (Wigan Athletic) und Tesche (Fortuna Düsseldorf) in die Kasse.

Rettungsanker könnte nun ein neuer Vertragsabschluss mit einem Vermarkter sein. „Diese Möglichkeit gibt es, wie viele andere aber auch“, betonte Jarchow. Dem Bericht zufolge könnte eine vorzeitige Verlängerung des noch bis 2015 laufenden Kontrakts zwischen dem HSV und Sportfive, bei der eine Art Millionen-Vorschuss üblich sei, die Bilanz vor Abschluss des Geschäftsjahres am 30. Juni aufbessern.

Bereits bis zum 15. März muss der HSV seine Lizenz-Unterlagen bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) in Frankfurt/Main vorlegen. Zuletzt hatte der einzige Club, der seit ihrer Gründung 1963 ununterbrochen der Bundesliga angehört, vor zehn Jahren Auflagen der DFL erhalten.