Ibisevic: Vom Buhmann zur Lebensversicherung des VfB

Stuttgart (dpa) - Stuttgarts Topstürmer Vedad Ibisevic konnte sein Versagen selbst kaum fassen. „Normalerweise mache ich den mit der Hacke rein“, meinte der Bosnier nach seinem kläglich vergebenen Elfmeter-Nachschuss gegen den VfL Wolfsburg.

Aus fünf Metern hatte er den Ball freistehend über das leere Tor gejagt, sein Team verlor den Bundesliga-Auftakt 0:1. Fast ein Jahr ist dieser Katastrophen-Schuss nun her - und an Verwünschungen für den Stürmer denken auch die kritischsten VfB-Fans wohl in keiner Sekunde mehr.

15 Tore und fünf Vorlagen in der Fußball-Bundesliga, vier Tore und ein Assist im DFB-Pokal, dazu fünf Treffer im Europapokal: Ibisevic war in der vergangenen Saison die Stuttgarter Lebensversicherung im Sturm. Und auch in seine zweite komplette Spielzeit bei den Schwaben ist der Nationalspieler mit einer hervorragenden Quote gestartet: Zwei Spiele, drei Tore. „Er ist ein ganz besonderer Stürmer“, lobte Bruno Labbadia seine Nummer neun schon vor Saisonbeginn. Um neue Konkurrenten im VfB-Kader hat sich der Trainer trotzdem bemüht.

Die prominenteste: Mohammed Abdellaoue. Der Norweger wechselte von Hannover 96 an den Neckar und ist mit 3,5 Millionen Euro der bislang teuerste VfB-Zugang dieser Wechselperiode. „Wir waren zu einseitig mit Vedad“, begründete Labbadia den Transfer. „Er kann ihn ersetzen oder mit ihm zusammen spielen. Er hat eine saubere Abschlusstechnik.“ Als taktisch flexibler Profi erweitert der 27-Jährige zudem die Möglichkeiten Labbadias, auf Gegner und Ergebnis reagieren zu können.

Ein bundesweit noch weitgehend unbekanntes Gesicht ist Timo Werner. Mit seinen 17 Jahren dürfte das Talent auch noch im Jugendbereich kicken. Aber seine Auftritte in der Saisonvorbereitung, beim Hinspiel gegen Plowdiw und in der ersten Runde des DFB-Pokals waren vielversprechend genug für weitere Einsätze bei den Profis. „Timo ist sehr talentiert und gierig - das gefällt uns sehr gut“, meinte Labbadia in der „Stuttgarter Zeitung“.

Neben Martin Harnik, der ebenfalls ganz vorne spielen kann, steht auch Cacau wieder voll zu Verfügung. Der ehemalige Nationalspieler verpasste die vergangene Spielzeit wegen eines Kreuzbandrisses nahezu komplett und ist deswegen fast ein Neuzugang. „Ich möchte so schnell wie möglich zu alter Stärke zurückfinden“, sagte Cacau. „Ich bin sehr froh, dass ich die Verletzungszeit hinter mir gelassen habe.“

Die Alternativen zu Ibisevic sind da. An seinem Status als Nummer eins der Offensivkräfte wird das aber so schnell nichts ändern. Zu wichtig war er in der vergangenen Saison, zu schwach die Kollegen in den bisherigen Auftritten. Viel Wert auf einen Sonderstatus legt Ibisevic aber ohnehin nicht. „Es ist unwichtig, wer die Tore schießt. Alleine geht im Fußball gar nichts“, sagte er.

Nur beim Elfmeter können die Kollegen nicht helfen. Aber da hat sich seine Bilanz nach dem Fehlversuch gegen Wolfsburg noch gut entwickelt. Sieben Versuche, davon fünf erfolgreich - auf diese Anzahl an Elfmetertoren kam in der vergangenen Saison nur noch Aaron Hunt von Werder Bremen.