Kämpfer Preetz: Falsche Zeit für Visionen
Berlin (dpa) - „Endlich rollt der Ball wieder“, sagte Michael Preetz und lächelte. Der Manager von Hertha BSC stand zuletzt hart im Wind. Schon den sechsten Trainer in seiner noch kurzem Amtszeit als verantwortlicher Macher des Hauptstadtclubs schickt er in Nürnberg ins Pflichtspiel-Rennen.
Nach den Querelen um den lauten Abgang von Aufstiegscoach Markus Babbel, der in Fußball-Deutschland ein kollektives Kopfschütteln ausgelöst hatte, wirkt Preetz sichtlich entspannter. „Wir sind froh, dass jetzt wieder die Berichterstattung über Fußball im Vordergrund steht“, erklärte der einstige Stürmer in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Es ist allerdings nur ein Moment. Gegen den 1. FC Nürnberg wird Preetz wieder mitzittern und mitleiden, als würde sich schon am 18. Bundesliga-Spieltag Wohl und Wehe entscheiden. „Es war eine prima Zeit“, sagte Preetz zur Wintervorbereitung auf den dritten Neustart, seit er 2009 Dieter Hoeneß als Geschäftsführer der Hertha KGaA (Kommanditgesellschaft auf Aktien) abgelöst hatte. In seinem ersten Jahr zog er bei Trainer Lucien Favre die Notbremse, Hertha stieg mit Friedhelm Funkel dennoch ab. Mit Babbel gelang die Wiederbelebung, doch nach anderthalb besseren Jahren war das Vertrauensverhältnis nach beiderseitigen Lügenvorwürfen zerstört.
„Es war wichtig, dass wir schon vor Weihnachten das Thema geklärt haben, jetzt der Fokus nach vorn geht und der Sport wieder im Vordergrund steht“, bemerkte der 44 Jahre alte Preetz. 17 Jahre als Spieler und eine quälend lange Wartezeit als Hoeneß-Assistent haben den Hertha-Rekordschützen hart gemacht für die Aufgabe in der ersten Reihe eines Clubs, bei dem seit Jahrzehnten eine Kluft besteht zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Der Schock des Abstiegs 2010 hat alle in und um den Verein ein wenig geerdet. „Wir wissen ja, wo wir herkommen“, sagte Preetz immer wieder.
Jetzt fügte er warnend hinzu: „Wir müssen aufpassen, dass dies nicht alles zusammen in den falschen Topf geworfen wird und jetzt alles kaputt geht.“ Es ist ein Überlebenskampf, den der Manager angesichts eines schweren Rucksacks mit fast 35 Millionen Euro Schulden führt. Für Visionen hat er derzeit keinen Nerv, auch wenn er sie natürlich nicht aus dem Auge verlieren darf. „Man kann zumindest immer wieder mal danach fragen, das verbieten wir ja nicht“, antwortete Preetz auf diese Frage - und lächelte wieder.