Pro & Contra: Kann Dortmund wirklich Meister werden?
PRO
Ja, weil der BVB den Pragmatismus gelernt hat - und keinen Druck verspürt.
Von Andreas Dach
Die Leichtigkeit ist futsch, das Spektakel hat sich verabschiedet. Stand der BVB in der Hinrunde noch für glanzvolle Offensivmomente, so hat er sein Spiel ganz bewusst aufs Pragmatische umgestellt. Auf mehr Ballkontrolle und auf eine bessere Absicherung nach hinten. Ablesen lässt sich das an der auffällig minimierten Zahl an Gegentoren. Genau das, was nicht mehr so schön anzuschauen ist, macht Dortmund zu einem ernsthaften Titelkandidaten. Zu einer Mannschaft, die funktioniert wie ein Uhrwerk: Spiel, drei Punkte, Spiel, drei Punkte. Effektivität pur.
Ob auf dem Acker in Darmstadt oder nach einem Rückstand mit Glück gegen Hoffenheim — mit Fußball für die Galerie lassen sich keine Titel gewinnen, mit der Konzentration aufs Wesentliche schon. Bezwingt die Borussia den FC Bayern München, wird sie Deutscher Meister. Gelingt das nicht, wird sie halt bester Zweiter aller Zeiten und zieht locker in die Champions League ein. Das nimmt Druck. Druck, den die Bayern haben. Platz zwei kommt in ihrem Bundesliga-Sprachschatz nicht vor . . .
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CONTRA
Nein, weil der FC Bayern ein Spiel, aber keinesfalls seine Stärke verloren hat.
Von Olaf Kupfer
Die statistischen Werte eines Fußballspiels mag nicht jeder für entscheidend halten. Dass der FC Bayern aber auch gegen Mainz 78 Prozent Ballbesitz und zahlreiche klare Torchancen hatte, bedeutet mindestens, dass über das 1:2 gegen die Rheinhessen nichts Grundsätzliches kaputt gegangen ist beim Abonnement-Meister. Um es nüchtern zu sehen: Der FC Bayern hat noch fünf Punkte Vorsprung auf den BVB und hat von 24 Spielen bislang nur vier nicht gewonnen (zwei Remis, Niederlagen gegen Gladbach und Mainz).
Dass die Nation die Bayern-Pleite morgen in Dortmund schon einkalkuliert zu haben scheint, macht sie nicht wahrscheinlicher: Die geschonten Lahm, Müller und Alonso kehren mit neuem Ehrgeiz in die erste Elf zurück. Und selbst, wenn Bayern in Dortmund verliert, bleiben sie: Erster. Warum zweifeln? Von der prophezeiten Schwäche im Angesicht des anstehenden Guardiola-Abschieds ist kaum etwas zu spüren. Die Alphatiere Lahm, Robben, Neuer, Alonso und Vidal wissen, wie Titel zu holen sind - und regeln es im Zweifel auch an Pep vorbei.