Derbysieg Revierderby: Schalke forsch — Dortmund bieder
Mit dem verdienten 2:0-Sieg im Derby ist die Teilnahme an der Champions League für Königsblau in greifbare Nähe gerückt.
Gelsenkirchen. Bereits einige Minuten vor dem Abpfiff bildeten die Anhänger des FC Schalke 04 einen einzigen Freudenchor. Sie wollten keinen Augenblick ungenutzt lassen, um ihre Mannschaft und auch ein wenig sich selbst zu feiern. Der 2:0 (1:0)-Sieg der Schalker gegen den großen Ruhrgebietsrivalen Borussia Dortmund war auch in der Höhe verdient.
Damit rückt die Qualifikation zur Champions League für die Mannschaft von Trainer Domenico Tedesco in greifbare Nähe. Dass die Schalker dank dieses Prestige-Erfolgs auch die Ruhrgebiets-Tabelle deutlich anführen, war ein weiterer, wenn auch für die Schalke-Fans nicht unwichtiger Nebenaspekt. „Ich glaube, dass wir einen klaren Plan hatten und die bessere Mannschaft waren“, sagte Schalkes Sportvorstand Christian Heidel.
Marco Reus, BVB
Während die Schalker ausgelassen feierten, müssen sich die Borussen fragen, wie sie diese Saison noch zum Guten wenden sollen. Die Teilnahme an der europäischen Königsklasse könnte zwar noch gelingen. Aber alle Beteiligten beim BVB dürften froh sein, wenn diese Saison vorbei ist. „Wir haben überhaupt keinen guten Fußball gespielt“, sagte BVB-Angreifer Marco Reus. Und: „Wir wollten das Spiel unbedingt gewinnen, das haben wir verkackt. Punkt.“
Schalke agierte von Beginn an offensiv und druckvoll. Auch Raúl dürfte von seinem Ex-Club recht angetan gewesen sein. Der Spanier wollte sich dieses brisante Spiel offenbar nicht entgehen lassen und mischte sich unter das Publikum. Die Königsblauen setzten die Dortmunder früh unter Druck, warfen sich in jeden Zweikampf und erarbeiteten sich bereits in der Anfangsphase ein Übergewicht. Geradezu erstaunlich für eine Mannschaft, die in dieser Saison häufig so zaghaft spielte und in der vergangenen Woche beim stark abstiegsbedrohten Hamburger SV verlor. „Ich bin sehr erleichtert, dass wir nach dem Hamburg-Spiel eine positive Reaktion gezeigt haben“, sagte denn auch Tedesco.
Gegen vermeintlich besser besetzte und spielerisch überlegene Gegner versuchen es die Schalker lieber mit einer offensiveren Herangehensweise. So hatten sie es auch bei der knappen Pleite beim FC Bayern (1:2) getan, als sie den aktuellen Meister in große Bedrängnis brachten. Und diese Taktik sollte sich auch gegen die Borussia bewähren.
Alessandro Schöpf, Thilo Kehrer und auch Yevhen Konoplyanka scheiterten noch vor der Pause. Entweder zielten die Schalker zu ungenau oder Dortmunds Torhüter Roman Bürki zeichnete sich durch sehenswerte Paraden aus. Und der BVB? Die Dortmunder waren in der ersten Hälfte vor allem darum bemüht, keinen Gegentreffer zu kassieren. Lediglich Reus hatte eine Gelegenheit, aber Schalkes Torhüter Ralf Fährmann parierte den geschickt geschossenen Freistoß ebenfalls mit einer Glanzparade.
Auch nach dem Wechsel blieben die Schalker forsch; ihr Mut sowie ihr Engagement sollten sich auszahlen. Daniel Caligiuri nutzte einen technischen Fehler von BVB-Kapitän Marcel Schmelzer aus, passte quer zu Konoplyanka, der nach 50 Minuten aus zwölf Metern zur Führung verwandelte. Erst danach erhöhte die Mannschaft von Peter Stöger selbst das Tempo. Aber das BVB-Spiel hakte, es knirschte, es wirkte bemüht und leidenschaftslos. Den Gästen gelang es kaum einmal, Marco Reus und dessen Sturmkollegen Michy Batshuayi ins Spiel zu bringen. Der BVB zeigte einen insgesamt biederen Auftritt.
Die Schalker waren giftiger und entschlossener, ihnen war deutlich anzumerken, dass es für sie an diesem Nachmittag nur einen Sieger geben durfte und konnte. Je länger die Partie dauerte, desto fehlerhafter agierte der BVB. Zwar mussten sich die Schalker noch ein paar halbherzig vorgetragenen Angriffen der Dortmunder erwehren, doch Naldo erzielte nach 82 Minuten mit einem krachenden Freistoß aus 30 Metern das 2:0 — und sorgte damit für die Entscheidung.
Dortmunds Trainer Peter Stöger erkannte die verdiente Niederlage an. „Schalke hat die wenigen Möglichkeiten anders verwertet als wir. Wir haben individuelle Fehler gemacht, sie haben die entscheidenden Situationen besser gelöst als wir“, sagte der Österreicher nach seinem mutmaßlich einzigen Revier-Derby. Dass er Trainer des BVB bleibt, ist am Sonntag jedenfalls nicht gerade wahrscheinlicher geworden.