Karriere-Ende mit 29: Jansen will keinen neuen Verein
Hamburg (dpa) - Marcell Jansen setzt ein ungewöhnliches Zeichen von Vereinstreue und zieht vor seinem 30. Geburtstag einen Schlussstrich unter die Fußballer-Karriere.
Der ehemalige Nationalspieler überraschte am Mittwoch mit dem Entschluss, nach sieben Jahren beim Hamburger SV kein Millionen-Angebot anderer Clubs annehmen zu wollen. „Der Schritt ist nicht einfach. Ich habe im Urlaub viel überlegt. Es gab sehr tolle Angebote. Aber für mich ist ein Weitermachen keine Option“, sagte „Cello“, wie er genannt wird, der „Bild“-Zeitung. Und fügte erklärend hinzu: „Ich kann nicht zwei, drei Jahre noch irgendwo spielen, wo ich nicht zu 100 Prozent dahinterstehe. Denn ich denke, dass ich mich nun in neuen, in anderen Aufgaben besser verwirklichen kann.“
Bundestrainer Joachim Löw und HSV-Coach Bruno Labbadia zeigten sich überrascht. „Ich habe Respekt vor seiner Entscheidung, die Karriere schon jetzt zu beenden, obwohl er sicher noch weiterspielen hätte können. Wir alle von der Nationalmannschaft wünschen ihm für die Zukunft von Herzen alles Gute“, wird Löw auf der Homepage des Deutschen Fußball-Bundes zitiert. „Mich hat der Schritt überrascht. Ich bin gespannt, wie Marcell in zwei Jahren darüber denken wird“, sagte Labbadia im Trainingslager in der Schweiz.
Jansen kam aus der Gladbacher Jugend, wurde 2005 Nationalspieler und wechselte zwei Jahre später für 14 Millionen Euro zum FC Bayern München. Lange blieb er dort trotz eines Vierjahresvertrags und des Gewinns von Meistertitel und DFB-Pokal nicht. Nach nur einer Saison zog er weiter zum HSV, wo er insgesamt neun Cheftrainer und viele emotionale Achterbahnfahrten erlebte. Vor fünf Jahren verpasste er den Finaleinzug in der Europa League unter Bruno Labbadia, der ihn nun aussortierte. In 242 Bundesliga-Partien schoss der Rheinländer Jansen 25 Tore, für Deutschland spielte er 45 Mal.
Zwar schaffte er in der Nationalmannschaft nie richtig den Durchbruch zum Stammspieler, dennoch erlebte er das Sommermärchen 2006 mit Platz drei, wurde EM-Zweiter 2008 und 2010 nochmals WM-Dritter. Beim HSV wurde der mit etwa zwei Millionen Euro jährlich dotierte Vertrag nicht verlängert. Jansens Leistungen im Abstiegskampf der letzten Jahren waren zu schwankend, sein Körper zu verletzungsanfällig.
Vergangene Saison kam er lediglich auf elf Bundesliga-Spiele. Benfica Lissabon hatte schon im Winter Interesse an dem 1,91 Meter großen Marschierer über die linke Seite bekundet. Jansen bleibt auch jetzt standhaft und will weiter in der Hansestadt leben. „Ich bin fit, ablösefrei, könnte noch gutes Geld mitnehmen, aber ich verzichte lieber auf dieses Geld“, sagt er.
Gedanklich sei er durch mit seiner Karriere. Zudem habe er in elf Jahren in der höchsten Liga gutes Geld verdient. „Fußball war als kleiner Junge schon mein Hobby und diesem Hobby werde ich mich in meiner Freizeit wieder widmen - auf alles andere dürft ihr gespannt sein! Euer Cello“, schrieb Jansen auf Facebook und dankte allen Mitstreitern und Förderern. Demnächst werde er eher in der Fankurve zu finden sein.
Er habe einige Projekte im Kopf, etwa ein Start-up. Als Investor gründete Jansen Anfang 2015 mit fünf Freunden das Modelabel „Gymjunky“, einen Onlineshop für Fitnessklamotten. Außerdem soll er an der Vermarktung einer App mitwirken. „Ich habe mehrere Dinge im Blick, Gesundheit, Fashion, Internet oder Apps gehören natürlich dazu“, sagte er vor Wochenfrist der Zeitschrift „Gala“, die auch über Jansens Privatleben gut Bescheid weiß: Seit zehn Monaten ist er mit dem Hamburger Model Paulina Iden liiert.