„Kein Ultimatum“ Kein „Endspiel“: Völler vertraut auf Bayer-Coach Schmidt
Leverkusen (dpa) - Rudi Völler ist bei Bayer Leverkusen zurzeit mehr Krisenmanager als Sportdirektor. Der Fußball-Werksclub hat viele Baustellen, aber nach zwei Bundesliga-Niederlagen und weit entfernt vom Europacup-Ziel ist vor allem eine Diskussion um Cheftrainer Roger Schmidt entbrannt.
„Es gibt kein Ultimatum“, sagte Völler der Deutschen Presse-Agentur. Die Partie am Samstag gegen Eintracht Frankfurt sei kein Schicksalspiel für den Coach: „Das ist natürlich kein Endspiel. Das ist Blödsinn.“
Völler weiß aber auch, dass nach einer mehr als holprigen Saison mit neun Niederlagen (bei nur sieben Siegen), Tabellenrang neun und neun Punkten Rückstand auf einen Europacuprang „alles infrage gestellt“ werde. „Da bin ich nicht blauäugig. Den Druck müssen wir, der Trainer und die Mannschaft aushalten“, meinte der 56 Jahre alte frühere Fußball-Nationalstürmer. „Wir hoffen, dass wir die Kurve bekommen und es mit Roger Schmidt noch funktioniert.“
Der 49 Jahre alte Trainer führte die Leverkusener immerhin in den vergangenen zwei Jahren als Vierter und Dritter in die Königsklasse - und begeisterte zunächst mit einem bedingungslosen Offensivstil, der in dieser Saison kaum noch zu erkennen ist. Mit Eskapaden an der Seitenlinie, die mit zwei Innenraum-Verbannungen geahndet wurden, erwarb sich Schmidt auch keine Sympathien. Seit Anfang des Jahres hat er den Medienprofi Jörn Wolf als Helfer und Berater an seiner Seite.
Nach dem indiskutablen Auftritt der Bayer-Elf beim Hamburger SV (0:1) hofft Völler auf ein Aufbäumen gegen den Liga-Dritten aus Frankfurt. „Wir wollen es besser machen, uns wie in der Champions League präsentieren und ein gutes Gesamtpaket abliefern.“ In der Königsklasse erreichte Bayer das Achtelfinale und trifft in zwei Wochen auf Atlético Madrid.
Während der Sportchef dem Coach Unterstützung zusagte und Optimismus demonstrierte, spielten die Bayer-Profis am Dienstag in Düsseldorf Beachvolleyball. Eine Teambildungsmaßnahme, um das Miteinander zu stärken. „Es sollte etwas anderes gemacht werden, um aus dem Trott rauszukommen“, sagte Völler. Und es sollte „über alles“ gesprochen, das Gemeinschaftsgefühl - „das auch nicht gespielt ist“ - gestärkt und die Basis geschaffen werden, „gemeinsam da durch zu kommen“.
Die Voraussetzungen, dass dies gelingt, sind jedoch alles andere als optimal. Wie ein Schock wirkte die viermonatige Sperre von Mittelfeld-Ass Hakan Calhanoglu, dem zuletzt leistungsstärksten Bayer-Spieler (sechs Tore), wegen eines sechs Jahre zurückliegenden Transfervergehens. Hinzu kam aktuell noch die Verletzung von Innenverteidiger Jonathan Tah, der gegen Frankfurt fehlen wird. „Das ist oft so: Wenn die sportlichen Dinge nicht so funktionieren, kommen andere Sachen hinzu. Das ist bitter. Rumjammern nützt aber nichts“, meinte Völler.