Schalke 04 Klaas-Jan Huntelaar: Der Jäger und seine letzte Patrone
Klaas-Jan Huntelaar hat für Schalke die zweitmeisten Tore in der Clubgeschichte erzielt. Jetzt steht er auf dem Abstellgleis.
Gelsenkirchen. Wer sich in diesen Tagen einen Eindruck von Klaas-Jan Huntelaar machen möchte, der hat es nicht ganz leicht. Beim Training des FC Schalke 04 ist der Niederländer natürlich stets dabei, absolviert pflichtbewusst seine Übungen. Aber die große Bühne, da, wo sich der Angreifer des FC Schalke 04 knapp sieben Jahre lang als Torjäger, Führungsfigur und Antreiber präsentieren konnte, die bleibt ihm mittlerweile verwehrt. In dieser Saison kam der 33-Jährige auch aufgrund einer langwierigen Knieverletzung überhaupt erst neun Mal zum Einsatz, davon stand er lediglich fünf Mal in der Startelf.
Dass er am heute Nachmittag den Anpfiff des 150. Revierderbys gegen Borussia Dortmund unmittelbar am Anstoßkreis miterleben wird, darauf würde wohl niemand mehr Geld wetten — auch nicht Huntelaar selbst. Es ist ruhig geworden um den „Hunter“, der vor gut einem Monat noch bekundete, dass „er sich auf Schalke sehr wohl fühlt und meine Zeit auf keinen Fall vorbei ist“. Mittlerweile wird sein Optimismus aber von Sprachlosigkeit überdeckt. Reden über sich und seine aktuelle Situation will er derzeit jedenfalls nicht.
Damals, bei seiner glamourös inszenierten Vorstellung in der Schalker Arena, hatte der einstige Trainer-Manager Felix Magath mit leuchtenden Augen über seinen Coup, für den er rund 14 Millionen Euro an den AC Mailand überwiesen hat, behauptet: „Der Jan-Klaas weiß wo das Tor steht.“ Auch wenn Magath noch Eingewöhnungsprobleme beim Namen des Niederländers hatte, seine These sollte sich bestätigen: Es war gut angelegtes Geld. Huntelaar (81 Tore) hat bereits jetzt hinter Klaus Fischer (182) und noch vor Ebbe Sand (73) die zweitmeisten Treffer für den FC Schalke 04 in dessen langer Geschichte erzielt. Nun läuft Huntelaars Vertrag im Sommer aus. Und er scheint mittlerweile selbst nicht mehr an eine berufliche Zukunft in Gelsenkirchen zu glauben. Auch weil er weiß, dass die Schalker nicht mehr bereit sein werden, die rund sechs Millionen Euro Jahresgehalt weiterhin zu zahlen. Die Ersatzbank ist seit einigen Wochen der Stammplatz des Niederländers geworden.
Der im Winter vom 1. FC Nürnberg verpflichtete und langjährige Zweitligastürmer Guido Burgstaller hat ihm den Rang abgelaufen. „Guido hat seine Chance genutzt, auch weil andere verletzt waren“, sagt Trainer Markus Weinzierl. „Wir wissen, das Hunter im Sechzehner eine Superquote hat. Wir haben da eine Alternative, die wir immer brauchen können.“ Huntelaar also nur noch als Alternative.
Aber es ist nicht allein der Neuankömmling, den der Angreifer fürchten muss. Selbst Angreifer-Kollege Franco Di Santo wurde ihm jüngst vorgezogen. Und wenn sich 20-Millionen-Neuzugang Breel Embolo von seinem Knöchelbruch erholt hat, kommt die nächste Hürde. Angreifertypen wie er, der seine außergewöhnlichen Stärken im Strafraum hat und der zwar fleißig ist, aber der nicht wie seine Kollegen vor allem unermüdlich rund um den Strafraum herumläuft, sich in alle Zweikämpfe wirft und als erstes Pressingmittel die gegnerische Abwehr unter Druck setzt, geraten nicht nur in Gelsenkirchen mehr und mehr aus der Mode.
Mario Gomez aus Wolfsburg ist auch noch so ein Relikt aus zu Ende gehenden (Fußball-) Zeiten. Wer den großen Ehrgeiz Huntelaars kennt, der kann erahnen, dass ihn dieser Zustand bis ins Mark trifft. Dass ihn sein Heimatklub Ajax Amsterdam seit einiger Zeit umgarnt, dürfte ihm zumindest schmeicheln. „Das ist eine Situation, die für ihn ungewohnt ist. Das sieht jeder, da brauche ich nichts zu interpretieren“, sagt Schalke-Manager Christian Heidel.
In rund vier Wochen wollen sich beide Partien zusammensetzen und über die Zukunft sprechen. Alles andere als eine Trennung würde aber wohl einer Sensation gleichkommen. Huntelaars Abschied dürfte durch die Hintertür erfolgen.