Klopp: „Der Tiefpunkt ist erreicht“

Dortmunds Trainer erlebt die schwerste Phase seiner Amtszeit. Die Fans muntern das Team nach dem 0:1 gegen den HSV auf.

Foto: dpa

Dortmund. Lange hat man sich in Dortmund geweigert, das unangenehme Wort mit den fünf Buchstaben in den Mund zu nehmen. Es passt einfach nicht (mehr) in die Anschauung des BVB, der in den vergangenen Jahren Deutschland und Europa mit bemerkenswertem Vollgas-Fußball „gerockt“ hat. Inzwischen stockt der Motor, hat phasenweise sogar böse Aussetzer.

Zumindest in der Bundesliga, wo die Borussia nach der blamablen 0:1 (0:1)-Niederlage gegen den Hamburger SV mit sieben Punkten nach sieben Spielen den Fehlstart perfekt gemacht hat. Kurz: Die Krise ist da. Fünf Buchstaben, die die erfolgsverwöhnten Schwarz-Gelben bis ins Mark treffen.

Jürgen Klopp drückte den aktuellen Stand drastisch aus. Der Trainer sagte nach einer höchst uninspirierten Leistung gegen einen gewiss nicht übermäßig beeindruckenden HSV: „Der Tiefpunkt ist erreicht.“ Stellt sich nur die Frage, warum Dortmund in der Champions League regelmäßig prima Leistungen abruft, national aber krass versagt. „Wir müssen uns zusammenraufen und endlich wieder zeigen, was den BVB ausmacht“, forderte Kevin Großkreutz.

Nichts davon war gegen die Nordlichter zu sehen. Kein Pressing, kein Gegenpressing, keine Spur vom hochgelobten Umschaltspiel — erst nach rund 70 Minuten entdeckte der Gastgeber ansatzweise sein Kämpferherz. Aussagekräftig, dass von insgesamt 17 Schüssen aufs Tor der Hamburger zwölf während der letzten 20 Minuten abgefeuert wurden.

Vorher war es ein langweiliges Ballgeschiebe. Durchsetzt von unerklärlicher Fehlerhaftigkeit: Bälle sprangen vom Fuß, Flanken landeten weit hinter dem gegnerischen Tor, und die Verunsicherung griff immer weiter um sich. In ihren fußballerischen Möglichkeiten limitiert wirkenden Hamburgern reichte ein taktisch schlauer Auftritt, um den lange ersehnten und schließlich auch völlig verdienten ersten Saison-Sieg zu feiern.

Pierre-Michel Lasogga schob den Ball nach 35 Minuten ins leere Tor — mustergültig in Szene gesetzt vom guten Nicolai Müller. Vorausgegangen war ein verheerender Fehler von Adrian Ramos im Mittelfeld.

Der BVB hat jetzt zwei Wochen Zeit, die Wunden zu lecken. In Köln sollen Marco Reus, Henrikh Mkhitaryan und Ilkay Gündogan in den Kader zurückkehren und für mehr kreative Momente sorgen. Dafür wird dann Marcel Schmelzer fehlen. Der Linksverteidiger zog sich gegen den HSV einen Mittelhandbruch in der linken Hand zu und wurde nur wenige Stunden nach dem Spiel erfolgreich operiert. Nach Angaben der Mediziner fehlt Schmelzer seinem Team voraussichtlich vier Wochen.

Nun ist Trainer Jürgen Klopp in erster Linie als Psychologe gefragt. Er durchlebt gerade die schwierigste Amtsphase seiner mittlerweile sieben Jahre im Pott. Vier Niederlagen in sieben Spielen — nie ist die Borussia unter seiner Ägide schlechter in die Saison gestartet. „Wir sind kilometerweit von dem entfernt, was wir wollten“, sagte er zerknirscht.

Ein Trost: Die Fans stehen trotz des Negativtrends hinter der Mannschaft. „Unglaublich“, staunte nicht nur Kevin Großkreutz nach dem Abpfiff, als es von den Anhängern auf der Südtribüne aufmunternde Gesänge statt Unmutsbekundungen gab. Unendlich dürfte die Geduld von Borussias Fans allerdings auch nicht sein.