BVB Klopp: Englische Clubs laufen sich warm

Fragen und Antworten zur Entwicklung in Dortmund. Alles deutet auf Tuchel als Klopp-Nachfolger hin.

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Dortmund. Nach der feststehenden Trennung von Borussia Dortmund und Trainer Klopp zum Saisonende drängen sich viele Fragen auf. Wir geben Antworten.

Wer ist Favorit auf Klopps Nachfolge? Thomas Tuchel bleibt der heißeste Trainerkandidat, ist aber nicht der einzige. In Dortmund werden auch Markus Weinzierl (Augsburg) oder Lucien Favre (Mönchengladbach) sehr geschätzt. Clubchef Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc werden sich aber nicht ewig Zeit lassen, weil der Neue in die Planungen eingebunden werden soll. Es gibt gut zu tun.

Was spricht für Tuchel? Vieles. Er passt in das BVB-Profil. Tuchel ist mit 41 Jahren jung, hat schon viel Erstliga-Erfahrung und Klopps Arbeit in Mainz erfolgreich fortgeführt — und verfeinert. Seine Spielphilosophie ist der von Klopp ähnlich, auch wenn das schnelle Umschaltspiel von Klopp in Mainz unter Tuchel zunehmend in variablem Ballbesitzspiel mündete. Eine Entwicklung, die der von den Gegnern decodierten BVB-Taktik durchaus gut tun könnte. Zudem ist Tuchel nach seiner einjährigen Auszeit ausgeruht und vertraglich ungebunden. Er könnte sofort in alle Planungen eingebunden werden. Laut Medienberichten ist sich der BVB mit Tuchel ohnehin schon so gut wie einig.

Welche Auswirkungen hat der Trainerwechsel auf die Spieler? Schwer abzuschätzen. Angeblich wechselwillige Leistungsträger wie Mats Hummels (bis 2017) oder Ilkay Gündogan (bis 2016) haben noch Verträge, Hummels könnte im Sommer jedoch herausgekauft werden. Der Weltmeister steht besonders in England hoch im Kurs. Mit Gündogan würde Zorc den Kontrakt gern verlängern, der Nationalspieler aber (´s)cheint mit einem Weggang zu liebäugeln, Manchester City soll erste Option sein. Andere, die in dieser Saison enttäuschten, müssen abwarten, was der neue Trainer plant. Wenn es Tuchel wird, ist eines klar: der Ex-Mainzer hat klare Vorstellungen, bekommt aber einen Kader, der mittel- bis langfristig geplant ist: Sebastian Kehl ist der einzige, dessen Vertrag am Ende dieser Saison ausläuft. Die Fehleinkäufe Ciro Immobile (bis 2019) und Adrian Ramos (bis 2018) haben langfristige Kontrakte.

Gelingt dem BVB mit Klopp ein versöhnlicher Saisonabschluss? Zuletzt knirschte es im Gebälk, jetzt haben alle Klarheit, am Ende der Saison auseinander zu gehen. Das kann durchaus befreien. Die Mannschaft, die sich gestern via Twitter (Hummels, Gündogan, Mkhitaryan) bei Klopp bedankte, ist offenbar entschlossen, Klopp einen würdigen Abschied zu bereiten. Allerdings wurden die Akteure in Internet-Kommentaren der Fans vielfach persönlich angegriffen, sie hätten den Trainer mit ihrer Leistung „fortgejagt“. Trotzdem: Im Heimspiel gegen Werder Bremen am letzten Spieltag (23. Mai) werden im Stadion Tränen fließen.

Wie sieht Dortmunds sportliche Zukunft aus? Es gibt ein BVB-Leben nach Klopp. Er selbst bescheinigt dem Club eine rosige Zukunft, auch weil einige große Talente nachrücken. „Da könnte ich jetzt schon heulen, dass ich diese Jungs nicht mehr trainieren darf“, sagte Klopp. Der neue Trainer wird zudem optimale Strukturen mit einer erfahrenen Führung vorfinden.

Wohin führt Klopps Weg? Die Interessenten werden Schlange stehen. Auf der Insel gilt Klopp schon lange als heißester Trainer des Kontinents. Beim FC Chelsea (José Mourinho) und bei Manchester United (Louis van Gaal) sind die Posten belegt, beim FC Arsenal müsste Arsene Wenger seine Ära schon freiwillig beenden. Wenger reagierte genervt auf Fragen nach Klopp „Ehrlich gesagt, finde ich diesen Zirkus ein bisschen zum Lachen“, sagte der Franzose. In Frage kommt Manchester City, wo Manuel Pellegrini vor der Ablösung steht. Besser zu Klopps Image aber würde der FC Liverpool passen, der gleichwohl mit seinem Trainer Brendan Rodgers nicht unzufrieden sein soll.

Klar ist: Klopp, der vor allem mit seiner Sprache arbeitet hat sein Englisch deutlich verbessert. In Deutschland wäre der FC Bayern eine Alternative, allerdings läuft der Vertrag von Pep Guardiola noch bis 2016. Und Sportdirektor Matthias Sammer dürfte kein größeres Interesse an einer Verpflichtung seines Verbal-Feindes verspüren, der ihn einst sinngemäß als Frühstücksdirektor verspottete. Beim DFB hat Joachim Löw gerade erst bis 2018 verlängert. Auf einen Abschied des Weltmeister-Trainers nach der EM 2016 zu setzen, wäre echtes Vabanquespiel von Klopp, der sich ohnehin zuerst als Vereinstrainer sieht.