Klopp lobt sieglosen HSV: „Kader hat Qualität“
Hamburg (dpa) - Beim HSV ziehen jetzt Experten die Strippen. Eigentlich fehlt nur der erste Sieg. BVB-Trainer Klopp lobt die Norddeutschen. Für Samstag will er ihnen aber keine Hoffnung machen.
In der Führungsetage ist der Hamburger SV top, auf dem Rasen noch lange nicht. Das Dreigestirn an der Spitze des Vereins mit dem Vorstandsvorsitzenden Dietmar Beiersdorfer, Sportchef Peter Knäbel sowie Struktur- und Nachwuchsorganisator Bernhard Peters verkörpert geballte Fußball-Kompetenz wie lange nicht bei den Hanseaten. Tore können aber auch sie nicht schießen. Die aber braucht der Tabellenletzte der Fußball-Bundesliga dringend.
„Wir müssen härter und schneller arbeiten als alle anderen“, forderte der am Mittwoch vorgestellte Kreuzer-Nachfolger Knäbel. Am Samstag soll das Team den Marschbefehl des Neuen umsetzen. Ob das ausgerechnet bei Borussia Dortmund gelingt, ist aber fraglich. In den sechs Partien dieser Saison ist der HSV sieglos, hat es lediglich auf zwei Punkte und ein Törchen gebracht. „Den Fans, dem Club und mir wünsche ich drei Punkte in Dortmund“, verkündete Knäbel, der am Donnerstag seinen 48. Geburtstag feierte. Der Neue will sich am Samstag demonstrativ auf die Trainerbank setzen und damit den Schulterschluss mit Team und Coach demonstrieren.
So merkwürdig es angesichts der Tabellensituation klingt, die Hamburger sind auf einem besseren Weg. Unter Trainer Josef Zinnbauer ist mehr Biss ins Team gekommen. „Joe macht einen sehr guten Job und ist mit vielen Emotionen dabei. Man sieht, dass sich etwas bewegt. Er bringt eine Mannschaft aufs Feld, und was er dieser erzählt, hat Hand und Fuß“, lobte Beiersdorfer Zinnbauer. Im Unterschied zu Vorgänger Mirko Slomka hat der Vereinschef eine Truppe ausgemacht, die sich „auch als Mannschaft darstellt und fightet“.
Auch Dortmunds Trainer Jürgen Klopp bescheinigt den Hamburgern einen Aufschwung. „Ihr Spiel ist emotionaler, leidenschaftlicher geworden“, meinte der BVB-Coach. „Dieser Kader in Hamburg hat Qualität.“ Deshalb schärft er seinen Mannen ein: „Wir müssen dafür sorgen, dass ihre Qualität nicht zum Vorschein kommt.“ Für die Zeit nach der Partie gegen seinen BVB habe er „ein gutes Gefühl für die Hamburger“, betonte Klopp. An Zinnbauer, den er aus gemeinsamen Zeiten als Profi beim FSV Mainz 05 kennt, richtete er einen Wunsch: „Ich gehe davon aus, dass ich seine Telefonnummer am Samstag kriege.“
Das Problem in der Aufbruchphase des HSV sind die Rückschläge. Stellt sich nicht bald ein Sieg ein, droht das zarte Pflänzchen Selbstbewusstsein in sich zusammenzufallen. Dann hat auch der engagierte Zinnbauer mit seinen mitreißenden Ansprachen Mühe, das Team bei Laune zu halten. Beiersdorfer möchte zwar auf eine weitere Trainerrotation verzichten, doch bekanntlich hat er Zinnbauer eine Arbeitserlaubnis als Chefcoach vorsorglich nur „bis auf weiteres“ erteilt.
Die Hamburger Fans beweisen Mut. 6800 Fußball-Anhänger wollen sich am Samstag der Übermacht von rund 74 000 BVB-Fans im ausverkauften Stadion stellen. Vermutlich werden sie eine veränderte HSV-Elf sehen. Rafael van der Vaart hat seine Wadenprobleme auskuriert, auch Marcell Jansen und Julian Green können wieder spielen. Klappt es mit der Überraschung nicht, wird der erste Saisonsieg auf das nächste Heimspiel vertagt. Dann reist der Tabellenvierte 1899 Hoffenheim an.