Klopp trotz Abwehrnotstand vor Bayern-Spiel kämpferisch
Dortmund (dpa) - Trotz der Verletztenmisere will Borussia Dortmund nicht klagen und gibt sich vor dem Bundesliga-Gipfeltreffen mit Bayern München kämpferisch.
Zwar hat der Abwehrnotstand durch die zusätzlichen Ausfälle von Mats Hummels und Marcel Schmelzer bedrohliche Ausmaße angenommen, doch Trainer Jürgen Klopp zeigte sich zwei Tage vor dem Showdown im Signal Iduna Park am Samstag gegen den Tabellenführer schon wieder ein wenig vom ersten Schock erholt.
„Die Situation ist nicht toll, gerade wenn man in solch einer Phase mit acht Spielen bis Weihnachten steckt. Aber wir hatten ja schon ein wenig Zeit, uns an den Gedanken zu gewöhnen“, sagte der BVB-Coach in Dortmund. Klopp kommt angesichts des hochkarätigen Kontrahenten zu dem Schluss: „Wir werden ein außergewöhnliches Spiel machen müssen, um den Gegner in irgendeiner Weise vor Probleme zu stellen. Man muss ja auch damit rechnen, dass der Gegner selbst ein bisschen aktiv wird.“
Klopp appellierte an alle schwarz-gelben Kräfte: „Das Wichtigste ist, dass wir alles in die Waagschale werfen und einen speziellen Moment daraus machen.“ Man sei trotz der prekären Situation nicht ohne Chance gegen die Bayern: „Es ist alles möglich - und mit dieser Möglichkeit sollten wir verantwortungsvoll umgehen.“
Ähnlich hatte sich bereits Michael Zorc geäußert, nach dem Motto: Jetzt erst recht! „Wir hissen niemals und vor niemandem die weiße Flagge. Wir haben wiederholt gezeigt, dass wir die Bayern schlagen können“, erklärte der BVB-Sportdirektor im „Kicker“-Interview. Allerdings räumte Zorc auch ein, dass sich „die Rahmenbedingungen in relativ kurzer Zeit deutlich verschlechtert“ hätten. Denn dem Hit gegen die Bayern folgt das nicht minder wichtige Champions-League-Spiel gegen den SSC Neapel am Dienstag.
Nach dem Aus von Neven Subotic (Kreuzband-Operation) sowie Hummels (knöcherner Bandausriss am Fersenbein) und Schmelzer (Muskelfaserriss in der Wade) ist bei Klopp in der Defensive nun großes Improvisationstalent gefragt, zumal ein Einsatz von Lukasz Piszczek (nach Hüftoperation) noch zu früh käme.
Die komplette Abwehrreihe der BVB-Erfolgself fällt nun aus, was Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im Interview der „Ruhr Nachrichten“ ein „Desaster“ nannte: „Das Schlimmste, was dir im Fußball passieren kann, ist, dass dir deine komplette Viererkette ausfällt. Einen Abwehrmann, einen Mittelfeldspieler, einen Stürmer gleichzeitig ersetzen, das kann jede Mannschaft einigermaßen hinbiegen. Aber eine eingespielte Viererkette komplett ersetzen?“
In der Not wurde der zuletzt vereinslose Ex-Nationalspieler Manuel Friedrich bis zum Saisonende verpflichtet. Der 34-Jährige, der sein letztes Pflichtspiel am 18. Mai dieses Jahres mit Leverkusen in Hamburg bestritt, könnte gegen die Bayern gemeinsam mit Sokratis die Innenverteidigung bilden. „Ausdauermäßig ist er in außergewöhnlich guter Verfassung“, sagte Klopp. Aber auch andere Varianten mit Sven Bender oder Sebastian Kehl in der Viererkette wären denkbar. Und Erik Durm steht parat, Schmelzer wie schon häufiger links zu vertreten. „Es gibt vielschichtige Überlegungen, aber keine, die ich jetzt verraten würde“, meinte Klopp.
Selbst im Fall einer Niederlage und des auf sieben Punkte gewachsenen Rückstandes auf München gebe man den Titelkampf nicht auf, betonte Zorc: „Die Saison ist noch sehr lang, es werden danach erst 13 von 34 Spieltagen absolviert sein. Natürlich ist es weiterhin unser Ziel, den Abstand auf einen Punkt zu verringern.“