Deutschlands Nummer drei? Kölner Keeper Horn: Über Europa zur WM

Köln (dpa) - Statt im Nachteil ist Timo Horn nun im Vorteil. Und so geht der Torhüter guten Mutes in die spannendste Saison seiner bisherigen Fußball-Karriere.

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In dieser wird er mit dem 1. FC Köln erstmals in der Europa League spielen - und ist guter Dinge, am Ende zur WM nach Russland zu fahren. „Ich sehe mich nicht chancenlos und muss mich nicht verstecken“, sagt Horn in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur selbstbewusst: „Ich glaube, ter Stegen hat sich erstmal als Nummer zwei festgespielt. Aber der Kampf hinter Neuer ist ausgeglichen.“

Wenn Bundestrainer Joachim Löw und sein Torwarttrainer Andreas Köpke in den vergangenen Jahren die begehrten Plätze hinter Stammkeeper Manuel Neuer vergaben, verwiesen sie bei den Nominierten oft auf die Teilnahme am Europacup. Die fehlte Horn stets. Nun spielt er plötzlich international, Bernd Leno muss mit Bayer Leverkusen zuschauen, und Kevin Trapp kämpft bei Paris Saint-Germain um den Stammplatz. So hat der 24 Jahre alte Horn seine Nominierung ein Stück mehr in der eigenen Hand - und deshalb sagt er den Konkurrenten den Kampf an.

„Nun habe ich die Gelegenheit, international zu spielen. Die will ich nutzen, um mich zu empfehlen und Druck zu machen“, erklärt Horn: „Ich bin noch relativ jung. Deshalb versuche ich, mir keinen Stress zu machen, sondern gelassen ranzugehen und die Chance irgendwann zu erarbeiten.“

Dass er beim Confed Cup trotz der Pause für Neuer nicht nominiert wurde, empfand Horn nicht als große Enttäuschung. „Es ist schon ein großer Traum von mir, eingeladen zu werden. Auf der anderen Seite hat es mir gut getan, mal die Füße hochzulegen, weil ich in der vergangenen Saison lange verletzt war“, erläutert er: „Ansonsten hätte ich vielleicht anders darüber gedacht. Aber so war ich nicht wehmütig.“

Löw hatte Marc-André ter Stegen, Leno und Trapp mit zum Confed Cup genommen. Da er sich auf ter Stegen vom FC Barcelona als Nummer zwei hinter Neuer quasi festgelegt hat, kämpft Horn wohl mit Leno und Trapp um einen WM-Platz. Für das A-Team war der gebürtige Kölner noch nicht nominiert, er durchlief aber alle Junioren-Nationalmannschaften und gewann 2016 in Rio Olympia-Silber.

Doch unabhängig davon, dass sie ihm einen großen Vorteil beschert, geht Horn die erste Europacup-Saison des FC seit 1992 mit großer Vorfreude an. „Dieses Gefühl, das nach 25 Jahren wieder geschafft zu haben, ist nach wie vor nicht in Worte zu fassen“, sagt der gebürtige Kölner, der erst 1993 geboren ist: „Bisher kenne ich das nur aus Erzählungen von meinem Vater und Großvater. Die haben eine lange Leidenszeit hinter sich. Umso schöner ist es für sie, dass ihr Sohn beziehungsweise Enkel jetzt zu der Mannschaft gehört, die es geschafft hat.“

Sein Traumgegner wäre der FC Arsenal, „das ist einer meiner Lieblingsvereine“. Doch unabhängig vom Los will er sich über die neue Dreifachbelastung keinesfalls beschweren. „Dass diese Saison anstrengender wird, dessen sind wir uns bewusst“, erklärt er: „Aber meckern werden wir sicher nicht. Es ist eine tolle Sache, dort mitspielen zu dürfen, und das werden wir genießen.“ Am Ende springt vielleicht sogar das begehrte WM-Ticket heraus.