Königstransfer: Beiersdorfer kehrt zum HSV zurück
Hamburg (dpa) - Der Hamburger SV hat seinen „Königstransfer“ perfekt gemacht und Wunschkandidat Dietmar Beiersdorfer an die Elbe zurückgelotst. Der 50 Jahre alte frühere HSV-Profi und -Sportchef habe „einen langjährigen Vertrag“ als Vorstandsvorsitzender unterzeichnet, teilte der Club mit.
Nach dem nur mit sehr viel Glück vermiedenen Abstieg aus der Fußball-Bundesliga ist Beiersdorfer der große Hoffnungsträger, der beim Traditionsclub den Neuanfang gestalten und den Verein wieder auf den Erfolgsweg zurückführen soll.
„Für mich ist heute ein ganz besonderer und emotionaler Tag. Nach den spannenden letzten Wochen bin ich sehr stolz und glücklich, nunmehr konkret die Neuaufstellung des HSV mitgestalten zu können“, wird Beiersdorfer in der Mitteilung zitiert. Der Franke hatte zuvor die Freigabe seines bisherigen Clubs Zenit St. Petersburg ausgehandelt und flog am Mittwoch zurück. Offiziell wird er seine Arbeit nach Eintragung der neuen HSV Fußball AG Anfang Juli aufnehmen.
„Herr Beiersdorfer ist mit seiner internationalen Erfahrung, seiner akribischen Arbeitsweise und seiner sehr sympathischen Persönlichkeit genau der richtige Mann, der unseren HSV voranbringen wird“, betonte der designierte Aufsichtsratsvorsitzende Karl Gernandt. „Unser Ziel ist es, in den nächsten Jahren kontinuierlich an der systematischen Neuordnung und somit an der langfristigen Perspektive des HSV zu arbeiten. Dies wird uns mit dem neuen Vorstandschef gut gelingen.“
Noch-Vorstandschef Carl-Edgar Jarchow, der bei den Hanseaten nach der Ausgliederung der Fußball-Abteilung am 1. Juli als Präsident des Restvereins fungieren dürfte, erklärte: „Ich persönlich freue mich sehr, dass Dietmar Beiersdorfer zur HSV-Familie zurückkehrt.“
Der Verpflichtung vorausgegangen war eine tagelanger Freigabe-Poker in St. Petersburg. Über die Ablöse, die die Russen für ihren bisherigen Sportchef verlangen, ist nichts bekannt. Zahlen müsste sie Mäzen Klaus-Michael Kühne, den Beiersdorfer in seinem Domizil auf Mallorca kürzlich besucht hat. Nicht überliefert ist, ob Beiersdorfer den Milliardär davon überzeugt hat, mehr als die angekündigten 20 Millionen Euro als Startkapital in die neue Fußball-AG zu schießen.
Denn anders als bei seinem ersten Engagement 2002 muss Beiersdorfer an der Elbe mit einem ganz kleinen Budget wirtschaften. Der Etat muss von etwa 43 auf 38 Millionen Euro schrumpfen, Topverdiener wie Rafael van der Vaart (3,5 Millionen Euro Gehalt) wollen aber bleiben.
Mit Spannung wird die Entscheidung des neuen mächtigen Mannes beim HSV in der Frage des Sportdirektors erwartet. Darf Oliver Kreuzer bleiben? Der ehemalige Bayern-Verteidiger feilt seit Wochen am Kader, nun beendete auch Trainer Mirko Slomka seinen Urlaub, um mit Kreuzer die neue Mannschaft zusammenzustellen. Sollte Kreuzer gehen müssen, würde erneut eine Abfindung fällig. Schon Ex-Trainer Bert van Marwijk soll 1,5 Millionen Euro für die Vertragsauflösung bekommen haben.
Beiersdorfer will um Torjäger Pierre-Michel Lasogga kämpfen. Er traf sich ebenso wie Kreuzer mit Mutter und Beraterin Kerstin Lasogga. Bis zum Wochenende soll sich der Berliner Leihspieler entscheiden. Gedanken macht sich der Club auch über die Torhüterposition, nachdem die Bandscheibenprobleme von Stammkeeper René Adler nicht besser werden. Zwar steht in Jaroslav Drobny ein erstklassiger Ersatz bereit, nach dem Karriere-Ende von Sven Neuhaus fehlt aber ein guter dritter Mann.