Koller als Nürnberg-Trainer im Fokus
Nürnberg (dpa) - Abgeneigt von einem Wechsel zu den Franken ist Marcel Koller ganz und gar nicht. Für den 1. FC Nürnberg könnte das österreichische WM-Aus damit zur glücklichen Fügung werden:
Denn nach der Absage von Wunschkandidat Christian Gross rückt Nationaltrainer Koller bei der Trainersuche des Fußball-Bundesligisten Medienangaben zufolge als neuer Topkandidat in den Mittelpunkt. Die Zukunft des 52-Jährigen beim Österreichischen Fußballbund (ÖFB) ist durch die verpasste Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien unklar - und Koller kokettiert munter mit der deutschen Beletage. Alles sei „offen“, antwortete der frühere Bundesligacoach nach Angaben der Zeitung „Österreich“ auf eine entsprechende Nachfrage.
Zu möglichen Verhandlungen wollten sich am Wochenende weder Koller noch der FCN äußern, ein klares Dementi zu den Wechselspekulationen vermied der Schweizer allerdings. Koller war bereits vor knapp vier Jahren einmal in Nürnberg im Gespräch gewesen, jetzt könnte ein Engagement beim Club konkreter werden. „Fixiert“ allerdings sei noch nichts, betonte Koller kurz vor dem letzten Quali-Auftritt seiner Österreicher am Dienstag auswärts gegen die Färöer. Ein 1:2 am Freitag in Schweden hatte dem Team die letzte WM-Chance geraubt.
Die Franken warten nach acht Saisonspielen in der Bundesliga weiter auf ihren ersten Sieg und hatten sich daraufhin am vergangenen Montag von Michael Wiesinger getrennt. Tagelang galt Kollers Landsmann Christian Gross als der ausgemachte Neue - doch am Freitag düpierte der 59-Jährige die Franken mit seinem überraschenden Nein.
Nürnbergs mächtiger Sportvorstand Martin Bader wollte eigentlich bereits bis zu diesem Montag Klarheit über die Wiesinger-Nachfolge - immerhin steht am Abend die Mitgliederversammlung an, bei der nun kritische Nachfragen der Fans drohen. Schon am 19. Oktober müssen die Franken in der Bundesliga wieder bei Eintracht Frankfurt ran. Nach der Gross-Absage versucht sich Bader inzwischen öffentlich Zeit bei der Trainerfahndung zu verschaffen. Er wolle „nicht ausschließen“, dass Interimscoach Roger Prinzen und dessen Co Marek Mintal „auch gegen Frankfurt auf der Bank sitzen“, verkündete er via „Bild“.
Bei Koller könnte dessen Vertragssituation mit dem ÖFB zum Hindernis werden. Der Kontrakt des früheren Bochumers und Kölners beim Nationalverband endet erst Ende des Jahres - und nicht schon im Oktober, wie ÖFB-Chef Leo Windtner zunächst erklärt hatte. Will Koller nach Nürnberg, müsste er seinen Vertrag in Wien also vorher auflösen. Was auch nur dann ginge, wenn der Verband mitspielt.
Doch danach sieht es eher nicht aus. Trotz der verpassten WM-Qualifikation will Windtner seinen Nationalcoach eher halten als ziehen lassen - und steht selbst einer mittelfristen Verlängerung mit dem Schweizer nicht abgeneigt gegenüber. „Ich höre zum ersten Mal von Verhandlungen zwischen dem 1. FC Nürnberg und Koller. Die österreichische Nationalelf müsste für ihn attraktiver sein als ein deutscher Nachzügler“, urteilte Windtner in der Zeitung „Österreich“.
Bereits seit längerem verhandelt der ÖFB mit Koller über eine weitere Amtszeit - bisher erfolglos. „Es passt nicht, sonst hätte ich schon unterschrieben“, sagte der Coach dazu. Windtner gab sich optimistisch: „Es gibt keine Kluft. Koller kommt manchmal eben ziemlich trocken rüber. Typisch für einen Schweizer. Aber wir haben eine sehr gute Gesprächsbasis“, behauptete er. Die Entscheidung über Kollers Zukunft werde nach dem Färöer-Match fallen, verkündete er und ließ viel Interpretationsspielraum: „Ich gehe davon aus, dass wir die Zeit danach nutzen werden, um die Dinge ins Reine zu bringen.“.