2:2 in Augsburg Leipziger Frust nach „gefühlter Niederlage“
Augsburg (dpa) - Natürlich war ein Punkt für einen Bayern-Jäger zu wenig. Aber Ralph Hasenhüttl rang sich nach dem „temporeichen und rassigen“ 2:2 (1:1) des klitzekleinen Titelanwärters RB Leipzig beim kampfstarken FC Augsburg doch dazu durch, nicht in das „Jammern auf hohem Niveau“ einzustimmen.
„Ich habe mich schon mal über ein Unentschieden mehr gefreut, aber auch mehr geärgert“, sagte der ehrgeizige Trainer nach 90 sehr intensiven Fußballminuten: „Wenn wir als Aufsteiger in die Situation kommen, dass wir mit einem Punkt auswärts nicht mehr zufrieden sind, haben wir ein Problem.“
Zumal der Freistaat Bayern für die Sachsen in ihrem Bundesliga-Premierenjahr einfach kein gutes Reiseziel ist. Auf das 0:1 als damaliger Tabellenführer in Ingolstadt und die 0:3-Lehrstunde beim Topspiel in München folgte im letzten Versuch auf bayerischem Terrain Dämpfer Nummer drei. Hasenhüttl kommentierte die Bilanz mit österreichischem Schmäh: „Wir haben heute schon mal hundert Prozent mehr Punkte geholt als in allen anderen Spielen in Bayern.“
Nach dem Schlusspfiff freuten sich allein die Augsburger über „einen weiteren Punkt gegen den Abstieg“, wie es Trainer Manuel Baum ausdrückte. Die Gäste aus Leipzig waren enttäuscht, obwohl sie dem Traumziel Champions League wieder einen kleinen Schritt näherkamen. „Wir holen in Augsburg einen Punkt, und es fühlt sich an wie eine Niederlage“, bemerkte etwa Defensivakteur Stefan Ilsanker.
Nach dem 14. Saisontor von Timo Werner und dem Kopfballtreffer von Innenverteidiger Marvin Compper hatten die Gäste das 0:1 durch den Augsburger Konstantinos Stafylidis kurz nach der Pause gedreht. „Wir wissen, dass wir eine große Chance vergeben haben, nach dem 2:1 das Spiel zuzumachen“, meinte Hasenhüttl. Selbst nach dem Ausgleich von FCA-Verteidiger Martin Hinteregger bot sich Torjäger Werner noch eine tausendprozentige Möglichkeit zum 3:2. „Es ist scheiße gelaufen“, beurteilte RB-Kapitän Willi Orban den Fußballabend drastisch.
Kollege Ilsanker arbeitete seinen Frust sogar an Schiedsrichter Patrick Ittrich ab. „Wir haben 90 Minuten auf Sieg gespielt. Leider haben wir nur zwei Minuten Nachspielzeit gekriegt. Vielleicht hätten wir es mit sieben geschafft“, sagte er. Hintergrund: Ittrich war vor zwei Wochen als Schiri in Berlin im Einsatz, als Robert Lewandowski in der 96. Minute das 1:1 für den FC Bayern gegen Hertha gelungen war. Seinen indirekten Verweis auf einen möglichen Bayern-Bonus bezeichnete Ilsanker freilich als „reinen Zufall“.
Die Leipziger hatten in Augsburg immerhin auch das Glück, dass FCA-Torschütze Stafylidis kurz vor Schluss nur den Posten traf. Im Fokus standen bei den Gastgebern aber zwei Österreicher. Der 18 Jahre junge A-Jugendspieler Kevin Danso beeindruckte bei seinem Bundesligadebüt mit einer mutigen Vorstellung als Verteidiger in der von Trainer Baum erstmals formierten Dreierkette. „Jeder Junge will irgendwann in der Bundesliga spielen, jetzt ist es passiert. Ein Traum“, sagte der nächste Newcomer im Augsburger Team.
Total glücklich war auch Landsmann Hinteregger. Ausgerechnet der Innenverteidiger, der sich im vergangenen Sommer medienwirksam geweigert hatte, vom österreichischen Serienmeister Red Bull Salzburg zum Schwesterclub nach Leipzig zu wechseln, stahl den Sachsen zwei Punkte. „Es war so geil zu spielen, ich habe meinen Emotionen freien Lauf gelassen“, sagte der nach dem 2:2 ausgelassen jubelnde Hinteregger. „Es war sicher keine Genugtuung“, flunkerte der 24-Jährige: „Ich war einfach happy, dass wir wieder im Spiel waren.“