Leverkusen gegen Bayern: Labbadias Feuertaufe
DFB-Pokal: Im Viertelfinale gegen den FC Bayern wird sich zeigen, ob Bayer Leverkusen bereit ist für höhere Ziele.
Leverkusen. Bruno Labbadia versucht, gelassen zu bleiben. Nicht ganz einfach im Moment. Vor dem Pokal-Viertelfinale in der Düsseldorfer Arena gegen Rekordmeister Bayern München (20.30 Uhr/ARD) sagt der Trainer von Bayer Leverkusen, der als Profi früher selbst bei den Bayern unter Vertrag stand: "Es ist spannend, diese Situation zu erleben." Wie wahr.
Nach einer großartigen Bundesliga-Vorrunde ist momentan Sand im Bayer-Getriebe. Nach dem 0:1 bei Hannover 96 entlud sich der Frust im öffentlichen Streit zwischen Sportdirektor Rudi Völler und Nationaltorwart René Adler. Erstmals in dieser Saison mischte sich Völler vehement ein. Labbadia will dem aber keine besondere Bedeutung zumessen: "Die Kritik von Rudi war sachlich. Man muss die Dinge beim Namen nennen."
Labbadia bleibt ruhig. Über die Bayern und deren interne Probleme will er gar nicht spekulieren. "Damit beschäftige ich mich nicht, wir beschäftigen uns nur mit uns selbst." 1:1 in Dortmund, 2:4 gegen den VfB Stuttgart, dann 4:1 in Hoffenheim, 1:2 gegen Hamburg und 0:1 in Hannover, das ist keine Bilanz, die Labbadia sich gewünscht hat.
"Fußball ist ein Auf und Ab. Euphorisch nach dem Spiel in Hoffenheim, gegen den Hamburger SV kalt erwischt, die Niederlage in Hannover. Wir sind uns schon im Klaren darüber, dass wir ein paar Dinge verändern müssen." An den Pranger gestellt wird in Leverkusen niemand. "Wir haben die Stärke und die Substanz, gegen jeden Gegner zu gewinnen." Auch gegen den FCBayern: "Wir haben es ins Viertelfinale geschafft. Und jetzt wollen wir ins Halbfinale. Im Pokal ist jedes Spiel ein Finale."
Zur entscheidenden Weichenstellung für die Zukunft will Labbadia das Pokal-Viertelfinale aber nicht erklären. "Wir haben unsere Ziele formuliert, wir wollen in das internationale Geschäft. Von uns wird verlangt, dass wir Ziele formulieren. Wenn man keine formuliert, wird das kritisiert, und wenn man sie verfehlt, wird das auch kritisiert."
Der Trainer stellt sich der Kritik. "Damit habe ich kein Problem. Natürlich gehen Niederlagen nicht spurlos an den Spielern vorbei, das beschäftigt uns. Aber ich werde nicht jammern."
Im Fußball muss es immer schnell gehen. Weiß auch Labbadia. Der Trainer von Bayer Leverkusen steht unter Druck, aber er versucht, einen Tag vor dem Viertelfinale locker zu bleiben und seine Botschaft von der bevorstehenden Wende in die Welt zu setzen.
Es gibt an einem Tag vor einem Spiel gegen den Rekordmeister viele Fragen an den Trainer, und er beantwortet sie geduldig, Fragen, die Labbadia früher in Profi-Zeiten die Zornesröte ins Gesicht getrieben hätten. In der Defensive fällt nun auch noch Manuel Friedrich wochenlang aus: "Er ist mit 29 Jahren unser ältester Spieler." Karim Haggui oder Henrique werden gegen München in die Abwehr rücken. Dass Bayer Leverkusen nach der Vorrunde zu selbstsicher geworden sei und nun ein Opfer übertriebener Erwartungen werde, glaubt Labbadia nicht: "Wir sind nicht zu selbstsicher, wir haben eine sehr junge Mannschaft. Und eine junge Mannschaft braucht Zeit." Zeit, die ein Trainer im Profifußball aber nicht hat.
Die Auseinandersetzung zwischen Völler und Adler kommt dem Trainer ungelegen, aber er will sie auch nicht zu hoch hängen. "In der Bundesliga werden Typen erwartet und gefordert. Es ist klar, dass Typen dann auch Stellung beziehen und sich äußern. Ich versuche als Trainer, die jungen Spieler zu bestärken, aber eben auch zu kritisieren, wenn es notwendig ist. Aber das muss intern passieren."
Bayer Leverkusen ist die erste Trainerstation von Bruno Labbadia in der Bundesliga. Im Moment durchlebt der 43-Jährige die klassische Situation der Bewährung. Es läuft nicht, und der Trainer muss den Laden wieder ans Laufen bringen.
Vielleicht kommt das Viertelfinale gegen die Bayern genau zum richtigen Zeitpunkt. Wird man nachher sagen, wenn ein Sieg gegen Jürgen Klinsmann und die Bayern und die damit verbundene Qualifikation für das Pokal-Halbfinale gelingt. Eine andere Möglichkeit zieht der Trainer nicht in Betracht.
Das Spiel ist für Bruno Labbadia eine Feuertaufe.