Bundesliga Leverkusen: Wie Schmidt die Krise abwenden will
Leverkusen fürchtet Mainz, aber ein bisschen auch die eigene abhanden gekommene Inspiration
Leverkusen. Eigentlich hat Roger Schmidt Freitag gedroht. Damit, dass Bayer 04 Leverkusen Samstag beim FSV Mainz 05 (15.30 Uhr) das bislang schwierigste Saisonspiel bevorsteht. Nach allen Erfahrungen der ersten Saison-Wochen mit Niederlagen gegen Mönchengladbach und Frankfurt, dazu ein ärgerliches Heim-Remis gegen Augsburg müsste das heißen: Da wird nichts zu holen sein in Mainz, der nächste Rückschlag droht. Ob er solch negativen Gedanken wirklich hervorrufen wollte?
In Leverkusen schauen sie ja bislang ziemlich verdutzt auf diese Spielzeit. Vier Punkte nach vier Spieltagen und ein ausgeglichenes Torverhältnis sind nicht das, was man sich von der noch einmal verstärkten Filet-Elf vorgestellt hatte. Und für das nähere Heranrücken an Borussia Dortmund als Deutschlands Nummer 2, das man sich — für Bayer-Verhältnisse durchaus mutig — auf die Fahnen geschrieben hatte, langt das hinten und vorne nicht.
„Ich erwarte jetzt einfach von uns, dass wir uns steigern. Es war sicher nicht alles schlecht“, sagteam Freitag Roger Schmidt, „aber es war auch nicht so gut, dass wir damit zufrieden sein können. Wir wollen uns jetzt gegen einen starken Gegner steigern für die letzte englische Woche vor der Länderspielpause.“ Am Dienstag tritt Leverkusen in der Champions League bei AS Monaco an, am folgenden Samstag steigt dann das vermeintliche Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund (18.30 Uhr) in der BayArena.
Eine Phase, in der sich vieles drehen kann für Schmidt und seinen Kader — wohlgemerkt in beide Richtungen. Folgen weitere Rückschläge, könnte es ungemütlich werden unter dem Bayer-Kreuz. Mit Siegen würde die Elf hingegen die derzeit noch gemäßigt triste Stimmung drehen. Ein Vorteil Schmidts ist es gewiss, dass er die Stimmung durchaus schon des öfteren zu seinen Gunsten gewendet hat — dem verein ist das zugute gekommen.
Schmidt genießt im Verein trotz des Hängers viel Rückhalt. Auch deswegen kann der Sauerländer noch gelassen über jene Kollegen sprechen, die nach vier Spieltagen noch sehr viel ärger unter Druck stehen — etwa in Bremen, Schalke und vor allem in Hamburg, wo der ehemalige Leverkusener Trainer Bruno Labbadia keine gute Zeit erlebt. Schmidt hat seine Meinung dazu: „Die Verantwortlichen in den Vereinen sind gefordert“, sagte er Freitag, angesprochen auf den zunehmenden Druck für die Übungsleiter im Millionengeschäft Bundesliga. „Wenn man analysiert, dass das Trainerteam gute Arbeit leistet, dann sollte man die Medienhektik unberücksichtigt lassen und cool und gelassen bleiben.“
Das gilt natürlich auch für Leverkusen, das keine Insel der Glückseligkeit ist. Schmidt plädiert für Geduld und grundsätzliche Überzeugung: „Man weiß, wie schnell sich nach einem Sieg wieder alles ändern kann.“
Mainz genießt bei Schmidt hohe Wertschätzung: „Sie spielen sehr geschlossen, sehr mutig und aggressiv in den Zweikämpfen, sehr willig im schnellen Umschalten, gehen gut auf die zweiten Bälle, spielen ein gutes Gegenpressing.“ Klingt nach einer ziemlich vollkommenen Mannschaft und einer vorbeugenden Maßnahme des Leverkusener Trainers. Soll aber so nicht gemeint sein. „Man muss aufpassen, dass bei aller Arbeit, die wir verrichtet haben, Fußball noch andere Elemente wie Inspiration und Kreativität hat. Das ist die Botschaft“, sagte Schmidt gestern und gab damit die Weisung, wieder zur Leichtigkeit zurückzufinden, die Leverkusen mal stark gemacht hat. Und am besten in Mainz damit zu beginnen.