Lob für Dutt-Nachfolger Sorg: „Erste Option“

Freiburg (dpa) - Ein Nobody als Neuer: Mit dem national unbekannten Marcus Sorg als Nachfolger von Konzepttrainer Robin Dutt wählte der SC Freiburg eine hausinterne Variante. Den SC-Verantwortlichen gilt der derzeitige Coach des Regionalliga-Teams als optimale Lösung und keinesfalls als Lückenbüßer.

Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa erhält Sorg bei dem badischen Fußball-Bundesligisten einen Zwei-Jahres-Vertrag. „Der Verein hat aus meiner Sicht das Ideale gemacht“, lobte Dutt bei der offiziellen Bekanntgabe seines Wechsels zu Bayer Leverkusen in der kommenden Saison die Nachfolgeregelung. Dort ersetzt er Jupp Heynckes, der eine Vertragsverlängerung um ein Jahr abgelehnt hat. Sportdirektor Dirk Dufner erklärte, es sei seit langem klar gewesen, dass Sorg „die erste Option“ sei. „Er ist ein Fußball-Fachmann, von dem wir absolut überzeugt sind.“

Selbstverständlich traut sich auch Sorg zu, die schwere Aufgabe zu meistern. Der 45 Jahre alte Schwabe sprach von einer „Anerkennung meiner geleisteten Arbeit“. Er habe ähnliche Vorstellungen vom Fußball wie Dutt und werde die Strukturen weitgehend beibehalten. Sorgs Assistent wird Christian Streich, der bislang die Bundesliga-Junioren der Badener betreut.

Ein netter Nebenaspekt der Freiburger Personalie ist, dass Dutt 2003 bei den Stuttgarter Kickers Sorgs Nachfolger als Cheftrainer wurde. Der künftige Bayer-Betreuer war zuvor bei den „Blauen“ zwei Jahre lang für die zweite Mannschaft verantwortlich.

Während Dutt danach relativ schnell in die Bundesliga aufstieg, arbeitete sein Vorgänger bei den württembergischen Amateurvereinen TSF Ditzingen, Heidenheimer SB und SSV Ulm 1846, ehe er 2008 zum SC Freiburg zunächst als „U 17“-Trainer wechselte.

Bei der Bekanntgabe der Personalien in Freiburg stand Dutt im Mittelpunkt. Er wirkte etwas wehmütig, aber insgesamt ziemlich locker - und auch die anderen SC-Verantwortlichen erschienen irgendwie erleichtert: Endlich waren die lange schwelenden Spekulationen vom Tisch. Er sei froh, dass „das Rumgeeiere“ vorbei sei, gestand Dutt einer stattlichen Schar von Medienvertretern.

Dutt räumte ein, dass bei ihm „zwei Gefühlswelten zusammenfinden“ müssten. Er freue sich sehr auf die neue Aufgabe bei „einem absoluten Top-Club. Aber schon jetzt gibt es eine gewisse Wehmut in mir.“ Mit dem Saisonfinale Mitte Mai endet nach vier Jahren die erfolgreiche Ära des Konzepttrainers im Breisgau. Als Nachfolger von Volker Finke hatte der damals 42-Jährige im Sommer 2007 ein schweres Erbe angetreten.

Bei Bayer Leverkusen eröffnen sich dem äußerst ehrgeizigen Dutt ganz andere sportliche Perspektiven - aber auch der Druck wird größer: Der Werkself ist die Qualifikation für die Champions League beinahe sicher. Aber Dutt muss möglicherweise eine Lösung für die brisante Personalie Michael Ballack finden. Der künftige Bayer-Coach umging das Reizthema jedoch geschickt mit ironischen Ausflüchten.

Die SC-Verantwortlichen hatten sich schon seit längerem auf den herben Verlust eingestellt. „Wir wussten, dass dieser Tag droht“, sagte Dufner. So einen emotionalen Wechsel habe er allerdings noch nie erlebt. Präsident Fritz Keller erklärte: „Wir haben schweren Herzens zugestimmt.“ Aber alle Gremien hätten den Wechsel einstimmig genehmigt. „Sportlich, menschlich und strukturell“ habe Dutt „hervorragende Arbeit geleistet“.

Wenigstens kassiert Freiburg für die vorzeitige Vertragsauflösung ein Schmerzensgeld, das zwischen 500 000 und einer Million Euro liegen dürfte. „Wir werden selbstverständlich eine Ablösesumme bekommen“, bestätigte Keller.

Dutt geht mit gutem Gewissen. „Ich hinterlasse eine intakte Mannschaft“, sagte er. Zudem seien alle Leistungsträger unter Vertrag. Abschlägig beantwortete er die Frage, ob er Freiburger Säulen wie etwa Torjäger Papiss Demba Cissé mit nach Leverkusen nehmen wolle: „Es gibt keinen Personalbedarf bei Bayer.“