Löw beglückwunscht Boateng - „Win-Win-Situation“

München (dpa) - Endlich Innenverteidiger. Die Aussicht auf die langersehnte „feste Position“ im Abwehrzentrum soll Jérome Boateng nicht nur bei seinem neuen Arbeitgeber FC Bayern München beflügeln, sondern ihm in der kommenden EM-Saison auch ganz neue Perspektiven im DFB-Team eröffnen.

„Joachim Löw hat meinen Wechsel zum FC Bayern befürwortet“, berichtete der 22-Jährige bei seiner offiziellen Vorstellung in München. Der Bundestrainer schickte dem 13-maligen Nationalspieler nach dem Ende des Transferpokers zwischen Bayern und Manchester City eine Glückwunsch-Nachricht, die Boateng zusätzlich motiviert: „Für mich ist wichtig, dass ich bei Bayern auf einer Position fest eingeplant bin. Ich glaube, dass ich auch in der Nationalmannschaft jetzt mehr innen zum Einsatz kommen werde.“

Ob beim Hamburger SV, bei Manchester City oder in der Nationalelf - „immer musste ich hin und her von Position zu Position“, schilderte der U 21-Europameister von 2009 seine Probleme in der Vergangenheit. Er musste meist als rechter oder linker Außenverteidiger aushelfen, aber damit ist nun endlich Schluss. Bei Bayern sei er „fest“ im Zentrum eingeplant, betonte Sportdirektor Christian Nerlinger, der den Transfer als „Win-Win-Situation“ feierte: „Wir haben uns verbessert - und für Jérome ist es ein wichtiger Schritt in seiner Karriere.“

Nach „zähen Verhandlungen“, so Nerlinger, gelang es dem deutschen Rekordmeister, den Wunschkandidaten bei Manchester City loszueisen. Die Erwartungen an den 13,5 Millionen teuren Modellathleten sind riesengroß, wie Nerlingers Vergleich mit Mittelfeldspieler Bastian Schweinsteiger dokumentiert: „Auch Bastian ist bei uns nach seinem Wechsel in eine zentrale Position in die Weltklasse aufgestiegen.“

Boateng will dem Beispiel des Nationalmannschaftskollegen folgen. Er habe zwar „keinen Freifahrtsschein“, aber im Konkurrenzkampf mit den Innendeckern Daniel van Buyten, Holger Badstuber und Breno möchte er sich durchsetzen und als neuer Abwehrchef profilieren. „Ich bin gekommen, damit die Abwehr sicherer steht“, sagte der Vater von vier Monate alten Zwillingen selbstbewusst. Im ersten Training ging er auf dem Platz gleich kernig zur Sache. Er verfolgt klare Ziele: Deutscher Meister und Pokalsieger wolle er werden - „und in der Champions League kann man mit unserer starken Mannschaft auch viel erreichen“.

Schon beim „Liga total Cup“ an diesem Dienstag in Mainz könnte Jérome Boateng erstmals im Bayern-Trikot auflaufen - und das gleich gegen seinen Ex-Club HSV. „Ich fahre auf jeden Fall mit. Ob ich spiele, das entscheidet der Trainer“, sagte Boateng. Jupp Heynckes führte am ersten Arbeitstag ein erstes Vier-Augen-Gespräch mit ihm, in dem Boateng einen „guten Eindruck“ von seinem neuen Chef gewann.

Mit Boateng und dem Japaner Takashi Usami, der ebenfalls am Sonntag das Training aufnahm, sind die Personalplanungen der Bayern fast abgeschlossen. Nerlinger lehnte „Wasserstandsmeldungen“ zu Heynckes' Wunschspieler Arturo Vidal von Bayer Leverkusen ab. Aber auch ohne den Chilenen habe man eine „hochwertige Mannschaft“ mit einem sehr ausgeglichen und gut strukturierten Kader. Keine Frage, die Bayern haben den Frust der letzten Saison überwunden, sie sehen sich als absoluten Titelfavoriten in der Bundesliga. „Wir werden gejagt werden. Alle wollen dem großen FC Bayern ein Bein stellen“, sagte Nerlinger. Boateng soll das als neuer Abwehrchef verhindern.