Magaths Transferbilanz: 34 Profis - kaum Ertrag

Wolfsburg (dpa) - Bundesliga-Großhändler Felix Magath hat im hektischen Sommer-Schlussverkauf den Kürzeren gezogen und auf die erhoffte 20-Millionen-Spritze verzichten müssen.

Weil der Trainer und Manager des VfL Wolfsburg sein Tafelsilber Simon Kjaer und Diego entgegen aller Vorsätze vorerst nur auf Leihbasis losgeworden ist, endete das Transfer-Spektakel des Fußball-Bundesligisten ohne einen Schlussknaller. So musste sich Magath am letzten Tag der Transferfrist mit der Ausleihe des Rekonvaleszenten Alexander Hleb (30) für vier Monate und der Verpflichtung des vertragslosen Chris (33) für ein Jahr begnügen.

Trotzdem: zwölf Fußball-Profis verpflichtete Magath im Sommer - so viele wie kein anderer Bundesliga-Manager. Erstaunlich für jemanden, der nach seiner Rückkehr zum VfL im Frühjahr noch verkündet hatte: „Ich habe nicht vor, hier wieder einen großen Umbruch zu machen.“ Doch nach dem mühsam erreichten Klassenverbleib blieb der 58-Jährige seinem bekannten Verhaltensmuster treu.

Der VfL-Kader umfasst nun stolze 34 Profis. Der Umbruch erinnert massiv an die Radikalreform des Schalke-Kaders vor Jahresfrist. Spieler wie Ciprian Deac oder Hans Sarpei holte Magath damals zu Schalke, wo sich die jetzt Verantwortlichen schwertaten, den Kader von den Ladenhütern zu befreien. Wie mit Schalke 2010 legte Magath nun auch mit der „Baustelle VfL“ einen Saison-Fehlstart mit zuletzt drei Niederlagen und dabei 1:8 Toren hin. Immerhin kamen die „Königsblauen“ mit Magaths Mannen danach bis ins Halbfinale der Champions League und wurden Pokalsieger.

Nach vier Spielen soll die Saison nun auch in Wolfsburg erst losgehen. „Es muss aufwärtsgehen“, sagte Stürmer Srdjan Lakic. Angesichts der Transfer-Aktivitäten stellt sich die Frage nach dem Wert der Vorbereitungsarbeit. Für den noch in dieser Saison gewünschten Einzug in den Europapokal des aktuellen Tabellen-15. sollen in erster Linie neu verpflichtete Routiniers wie Sotirios Kyrgiakos (32), Thomas Hitzlsperger (29), Chris (33) und Hleb (30) sorgen, die sich erst noch integrieren müssen. „Für einen Einsatz in der Bundesliga ist es etwas zu früh“, bekannte Chris. „Mein oberstes Ziel ist jetzt, mich so schnell wie möglich in die Mannschaft einzufügen“, sagte Hleb.

Allerdings befindet sich der Weißrusse nach einer Meniskus-Op noch in der Reha und soll frühestens in zwei Wochen trainieren können. Offenbar gibt es Zweifel an Hlebs Fitness. Der Ex-Stuttgarter bekam nur einen leistungsbezogenen Vertrag zunächst bis zum 31. Dezember. Die Leihgebühr soll sich nach Anzahl der Einsätze bemessen.

Höhere Investitionen wären wohl möglich gewesen, hätte Magath Diego und Kjaer wie gewünscht für zusammen 20 Millionen Euro verkauft. „Ein Leihgeschäft war nicht mein Wunsch“, bekannte Magath in der „Süddeutschen Zeitung“. Leihgeschäfte hatte er bis zum Schluss kategorisch ausgeschlossen. Am Ende konnte Wolfsburg froh sein, die Spieler - insbesondere Großverdiener Diego - überhaupt loszuwerden.

Während Diego gar zum Nulltarif zu Atlético Madrid gehen durfte, kassierte der VfL für Kjaer laut Medienberichten knapp drei Millionen Euro Leihgebühr vom AS Rom. Für weitere sieben Millionen Euro könnten die Römer den Dänen am Ende der Saison kaufen. Eine Kaufoption für Diego gibt es aber nicht. „Ich bin überzeugt, dass Diego in Madrid eine hervorragende Rolle spielen wird“, sagte Magath nicht ohne Hintergedanken. Misslingt Diegos Gastspiel bei Atlético, hat der VfL den Problemprofi nächstes Jahr wieder am Hals.

Mit seinem Transferverhalten eckte Magath auch unter Kollegen an. Der Hamburger SV hätte gerne den Koreaner Ja-Cheol Koo verpflichtet. Laut HSV zog Magath seine angeblich bereits erteilte Zusage wieder zurück. „So schlecht ist mein Deutsch nicht, dass ich das falsch verstanden habe. So geht man nicht mit Kollegen um“, zürnte HSV-Manager Frank Arnesen. Was Magath auf diesen Angriff zu sagen hat, blieb am Donnerstag unbeantwortet. Nach seiner Tagen voller Managertätigkeiten widmete er sich wieder seiner Aufgabe als Coach - bei der internationalen Trainertagung in Genf. Das Handy blieb aus.