Mertesacker-Wechsel: Werder muss wieder umbauen

Bremen (dpa) - Für Per Mertesacker aus Pattensen ist es der nächste Karriere-Schritt, für Werder Bremen wieder einmal ein Neuanfang. Der Millionen-Transfer des Nationalspielers zum FC Arsenal spült dem Fußball-Bundesligisten dringend benötigtes Geld in die Kasse.

Der Abgang des Kapitäns zwingt Werder allerdings erneut zu einem Umbruch und symbolisiert den endgültigen Abschied von der Champions-League-Ära. „Es ist ein Einschnitt“, sagte Werder-Boss Klaus Allofs. Mertesacker trainierte nach dem Blitzbesuch in London am Mittwoch ausgesprochen fröhlich mit seinen Nationalmannschaftskollegen, während die letzten Details des Transfers geklärt wurden. Am kurz nach halb sechs gab auch der FC Arsenal grünes Licht für den Wechsel. „Alle Dinge sind geklärt. Auch der Medizincheck ist zur Zufriedenheit gelaufen“, sagte Allofs.

In einer Werder-Mitteilung sagte Mertesacker: „Mit dem Wechsel nach London geht für mich der Wunsch in Erfüllung, einen weiteren Schritt in meiner Karriere zu machen. Die englische Premier League hat für mich schon immer eine reizvolle Herausforderung dargestellt.“

Für Werder wird es hingegen schwer. Der Clubchef gab unumwunden zu: „Wenn man den Kapitän verliert und einen Stammspieler der Nationalmannschaft, dann ist das ein Riesenverlust, das müssen wir nicht kleinreden.“ Allofs fügte jedoch an: „Es bietet wieder Chancen für andere Spieler.“

Der Wechsel bewegte auch die Nationalmannschaft. „Für Werder tut es mit leid“, sagte Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff: „Er war ein Gesicht für Werder und ein Halt. Aus sportlicher und menschlicher Sicht ist das nicht leicht für Bremen.“ Dass der Bundesligist den Spieler gehen ließ bezeichnete er als „schwierige und tolle Geste“.

Bierhoff lobte zugleich Mertesackers Wechsel. „Für Per wird das ein wichtiger Schritt“, sagte der ehemalige Italien-Profi. „Er kommt raus aus der komfortablen Situation in Bremen.“ Wechsel ins Ausland seien für Nationalspieler gut, wenn der neue Verein ein Topclub wie Arsenal sei.

„Der Per Mertesacker hat für sich die richtige Entscheidung getroffen“, sagte auch dessen Nationalmannschaftskollege Manuel Neuer und bezeichnete den Wechsel als „Karrieresprung“. Neuer hofft, „dass er Fuß fassen wird“ und „sich alles erfüllt, was er sich erhofft“.

Werder verliert wie in den beiden Vorjahren mit Diego und Mesut Özil erneut eine wichtige Säule im Mannschaftskonstrukt. Auf schnellen Ersatz verzichten die Bremer. „Perspektivisch werden wir das hinkriegen“, sagte Allofs.

Die Bremer haben vorgebaut und mit dem vor kurzem verpflichteten Andreas Wolf und Sebastian Prödl sowie dem bald wieder fitten Naldo drei bundesliga-erfahrene Innenverteidiger im Kader. Der ausgeliehene Sokratis Papastathopoulus überzeugte bisher als Rechtsverteidiger, kann aber auch in der Mitte spielen. Als Projekt für die Zukunft gilt die Verpflichtung des Linksverteidigers Florian Hartherz, der zuletzt mit der A-Jugend des VfL Wolfsburg Meister wurde.

Der Transfer von Mertesacker entlastet Werder doppelt. Zum einen kassiert der Club die Ablöse, zum anderen spart er das Gehalt eines Spitzenverdieners aus der Champions-League-Ära mit sechs Teilnahmen in sechs Jahren. „Wir mussten ihn nicht um jeden Preis verkaufen“, sagte Allofs: „Aber es ist bei uns jedes Jahr so, dass wir Spieler abgeben.“