Gesprächsbedarf nach Abpfiff Nach Nullnummer: Hoffenheim erhebt Vorwürfe gegen Eintracht
Frankfurt/Main (dpa) - Niko Kovac und Julian Nagelsmann lieferten sich direkt nach dem Abpfiff auf dem Rasen ein heißes Wortgefecht, und auch in den Stadionkatakomben flogen später noch verbale Giftpfeile.
Das torlose Duell zwischen Eintracht Frankfurt und 1899 Hoffenheim sorgte für erhöhten Gesprächsbedarf nicht nur bei den Trainern - über Fußball wurde dabei aber kaum geredet. „Ich bin ein Stück weit traurig über die Qualität des Spiels“, fasste Hoffenheims Profi-Chef Alexander Rosen die hitzigen 90 Minuten zusammen.
Dennoch gab es genügend Themen für eine intensive Aufarbeitung des Spitzenspiels, das am Ende keines war. Eine zweifelhafte Rote Karte für Eintracht-Verteidiger Timothy Chandler, sieben Gelbe Karten und eine nicht geahndete Tätlichkeit von Frankfurts David Abraham gegen TSG-Stürmer Sandro Wagner ließen die Emotionen phasenweise sogar überkochen.
„Das war Wahnsinn“, kommentierte Nagelsmann den Ellbogenschlag von Abraham. Die Aktion des Argentiniers, den er als „tollen Typen“ schätze, wertete er als vorsätzliche Körperverletzung. „Wenn ich irgendwo sehe, wie ein Mann einem anderen mit dem Ellbogen in dieser Art und Weise ins Gesicht schlägt, klicken die Handschellen. Der wird das Tageslicht so schnell nicht mehr wieder sehen. Da fehlt mir die Relation zwischen dem Sport und dem realen Leben“, kritisierte Nagelsmann.
Wagner sah es ähnlich. „Er hat nur gewartet, bis ich komme, und mir dann den Ellbogen reingehauen“, klagte er Abraham an. „Ich spiele auch hart, aber ich will nie einem anderen Spieler weh tun. Ich bin mir nicht sicher, ob er mir in der Szene nicht weh tun wollte. Es war auf jeden Fall grenzwertig.“
Völlig überraschend stempelten die Frankfurter das Opfer nach dem Abpfiff zum Täter. „Er spielt am Rande der Legalität“, sagte Eintracht-Kapitän Alexander Meier über Wagner. „Wenn er so spielt, muss er auch damit rechnen, dass er mal einen abkriegt. Dann, glaube ich, hat jeder Verteidiger dazu auch das Recht.“ Eine höchst fragwürdige Einschätzung, die der Routinier in einer ruhigen Minute noch einmal überdenken sollte.
Kovac war da einsichtiger. „Das war eine klare Rote Karte, da müssen wir gar nicht drüber diskutieren“, sagte Frankfurts Trainer. Konsequenzen muss Abraham jedoch nicht befürchten, da der an diesem Abend überforderte Schiedsrichter Christian Dingert auf Stürmerfoul entschied. „Ich bin nur froh, dass der Schiedsrichter die Szene abgepfiffen hat, daher kann da keine nachträgliche Sperre kommen“, sagte Eintracht-Sportdirektor Bruno Hübner über die falsche Tatsachenentscheidung des Referees.
Dafür müssen die Frankfurter demnächst auf Chandler verzichten, den Dingert acht Minuten vor Schluss wegen einer angeblichen Tätlichkeit gegen Wagner vom Feld schickte. Selbst der TSG-Stürmer wunderte sich darüber: „Er hat mich nicht schlimm berührt, da war nichts. Die Rote Karte war übertrieben.“ Wagners vorweihnachtlicher Wunsch, der DFB möge Chandler nicht sperren, wird wohl nicht in Erfüllung gehen.
Es war der traurige Höhepunkt einer Partie, in der mehr getreten als gespielt wurde. „Es war teilweise eine Spur zu hart von Frankfurter Seite“, beklagte Wagner die Gangart der Hessen. Die Gäste fühlten sich als Opfer einer dreckigen Spielweise, die Rosen anprangerte. „Ich bin stolz auf das Verhalten unserer Spieler, denn es war alles andere als leicht, den permanenten Tritten und Provokationen Stand zu halten und sich nicht darauf einzulassen“, sagte er.
Seine Mannschaft sei mit Respekt und Anstand aufgetreten - der Eintracht wollte Rosen dies nicht attestieren. „Es ist keine Methode von uns, gegen diesen Vorwurf wehre ich mich“, konterte Kovac. „Das ist Fußball, da gehören Körperkontakt und Zweikämpfe dazu.“ An diesem Abend war davon jedoch zu viel im Spiel.