Nürnbergs Seuchen-Saison: Balitsch soll helfen
Belek (dpa) - Der 1. FC Nürnberg bleibt in dieser Saison von nichts verschont: Der „Club“ hat großes Verletzungspech, kassiert besonders bittere Niederlagen und verliert durch Verletzungen wichtige Spieler.
Helfen soll jetzt Ex-Nationalspieler Hanno Balitsch.
Das turbulente Wetter bei der Ankunft war für Hanno Balitsch die richtige Einstimmung auf seine bevorstehende Aufgabe beim 1. FC Nürnberg. Der bei Bayer Leverkusen aussortierte Mittelfeldspieler landete am Samstagabend bei Regen und Sturm im Trainingslager der Franken im türkischen Belek und verstärkt ab sofort den „Club“ im Kampf gegen den Abstieg.
Der Fußball-Bundesligist wird seit Beginn dieser Saison von einer fast schon unheimlichen Serie aller nur erdenklichen Probleme verfolgt. Schwerwiegende Verletzungen und besonders bittere Niederlagen wechseln einander verlässlich ab, so dass Sportdirektor Martin Bader im Trainingslager im türkischen Belek nur kopfschüttelnd eingestand: „In dieser Art und Weise habe ich so etwas noch nicht erlebt.“
Der gerade 31 Jahre alt gewordene Balitsch soll das fragile „Club“-Gebilde nun ein wenig stabilisieren helfen. Er wurde am Sonntag offiziell vorgestellt und erhält einen Vertrag bis zum Juni 2014. „Für mich war in erster Linie entscheidend, wieder auf dem Platz zu stehen. Nürnberg war eine gute Option für mich“, sagte der Allrounder, der im Verlauf seiner Karriere schon Erfahrungen im Abstiegskampf (in Hannover), in der Champions League (in Leverkusen) und in der Nationalelf (ein Länderspiel 2003) gesammelt hat. Alle Löcher auf einmal kann beim FCN aber selbst er nicht stopfen. Auch in Belek tut sich quasi von Tag zu Tag ein neues auf.
So war der amerikanische Leihspieler Omar Gonzalez eigentlich mit in die Türkei geflogen, um sich für einen langfristigen Vertrag beim „Club“ zu empfehlen. Doch nach nicht einmal einer halben Stunde im ersten Training riss dem US-Nationalspieler das Kreuzband - er fällt jetzt erst einmal ein halbes Jahr aus und muss zu seinem Verein Los Angeles Galaxy zurück. Nur einen Tag später humpelte mit Timm Klose (Muskelfaserriss) der nächste Verteidiger verletzt vom Platz.
„Das passt zu dieser Saison“, sagte Bader. „Es passiert immer denjenigen, bei denen wir besonders viele Hoffnungen hatten.“ Der Schwede Per Nilsson sollte die junge Mannschaft eigentlich führen. Wegen Verletzungsproblemen hat er in dieser Saison aber noch kein einziges Spiel bestritten. Daniel Didavi sollte eigentlich den Verlust von Mehmet Ekici und Ilkay Gündogan auffangen. Aber kaum war die Stuttgarter Leihgabe in Nürnberg angekommen, fiel Didavi für drei Monate aus.
Auch Gonzalez war als Nachfolger für Philipp Wollscheid vorgesehen. Der 22-Jährige ist das nächste Riesentalent, das den Club im Sommer verlassen wird (nach Leverkusen). In Belek kann Bader schon jetzt Ekici (Werder Bremen) oder Julian Schieber (VfB Stuttgart) dabei zusehen, wie sie jetzt bei ihren neuen Vereinen trainieren.
Die Nürnberger Rückschläge aber sind nicht nur personeller Natur. Im Dezember ging das Pokalderby gegen den Erzrivalen SpVgg Greuther Fürth verloren (0:1). Das erste Testspiel des neuen Jahres endete am Samstag mit einer Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach (2:3) und einer völlig unberechtigten Roten Karte für Dominic Maroh.
Viele Mannschaften kommen irgendwann an einen Punkt, an dem sie solche Tiefschlägen nicht mehr wegstecken können. Beim „Club“ bewahren noch alle die Ruhe. „Ich glaube nicht, dass sich das in den Köpfen festsetzt“, sagte Bader. „Diese Saison ist sehr knochig, aber da müssen wir durch.“ Auch Trainer Dieter Hecking gab sich im „Bild“- Interview kämpferisch: „Wir wussten vor der Saison, dass es nur gegen den Abstieg geht. Das ist immer noch so. Doch ich habe vor der Saison gesagt, dass wir drin bleiben - und auch das ist immer noch so.“