„Partnerbörse“ Bundesliga - Trainer setzen auf Bekannte

Stuttgart (dpa) - Manchmal geht es in der Fußball-Bundesliga zu wie in einer Partnerbörse. Da werden alte Verbindungen gerne wieder aufgefrischt. Man weiß eben, was man an seinem Ex hatte. So haben in diesem Sommer auch viele Trainer gehandelt und frühere Schützlinge geholt.

Ein echter Trend.

Beispiele gefällig? Pep Guardiola verpflichtete Thiago Alcántara für den FC Bayern München, Thorsten Fink erinnerte sich beim Hamburger SV an die Stärken von Jacques Zoua, Lucien Favre will bei Borussia Mönchengladbach nicht auf die Überraschungsmomente von Raffael verzichten und Jos Luhukay lotste in diesem Sommer gleich vier alte Weggefährten zu Aufsteiger Hertha BSC.

„Entweder Thiago oder nix!“ - Guardiola hatte sich schnell auf seinen Wunschspieler festgelegt. „Auf der Acht, der Zehn, der Sieben, der Sechs und der Elf“, pries der neue Bayern-Coach die Vielseitigkeit des Mini-Xavi an, den er aus seiner Zeit beim FC Barcelona bestens kennt. Und auch über dessen Vertragsdetails wird er genau Bescheid gewusst haben, denn Bruder Pere ist nicht nur sein eigener, sondern auch der Berater von Thiago Alcántara.

„Ich bin ein großer Fan von seiner Art, Fußball spielen zu lassen“, lobhudelte der Alleskönner seinen Boss. „Es gibt nur wenige Trainer auf der Welt mit seinen Fähigkeiten. Er war sicherlich auch ein wichtiger Grund für mich, nach München zu wechseln.“

Diese spanische Allianz birgt aber auch Konfliktpotenzial. Die Konkurrenten um die begehrten Plätze in der Stammelf beobachten argwöhnisch, wie ein Coach mit seinem ehemaligen Schützling umgeht. Sollte ein Thiago Alcántara, Raffael oder Zoua trotz möglichen Leistungsabfalls Woche für Woche in der Anfangsformation auftauchen, steigt auch der Frust bei den anderen Kickern. Die Trainer müssen da genau aufpassen - auch um die eigene Position nicht zu schwächen.

Mit seinen individuellen Fähigkeiten sollte Raffael bei Borussia Mönchengladbach schnell die Fronten abstecken können. „Er macht vieles richtig und hat etwas Spezielles“, erkennt Favre bei dem 28 Jahre alten Offensivallrounder, dessen Qualitäten er schon bei Hertha BSC und beim FC Zürich zu schätzen lernte.

Der Druck ist aber groß. Rund fünf Millionen Euro ließ sich die Borussia den zuletzt an den FC Schalke ausgeliehenen Brasilianer kosten. Etwa genauso viel blätterte der VfL Wolfsburg für Timm Klose hin. Den Innenverteidiger hatte Dieter Hecking beim 1. FC Nürnberg hochgepeppelt. „Er hat mich einst auch aus einer Depression, aus einem Loch herausgeholt“, beschrieb Klose in der Schweizer Zeitung „Blick“ die besondere Beziehung.

Den Wert und vor allem den Charakter seines neuen Sommertransfers kann auch Thorsten Fink ganz genau einschätzen. Den Kameruner Jacques Zoua trainierte der Coach des Hamburger SV einst beim FC Basel. Von dort schnappte er sich auch das 21 Jahre alte Stürmertalent. Der Vorteil für Zoua: Er weiß, wie Fink tickt und was er verlangt.

Kaum ein anderer Trainer setzt aber so sehr auf alte Weggefährten wie Herthas Luhukay. In diesem Sommer holte er gleich vier von ihnen, darunter seinen früherer Augsburger Taktgeber Hajime Hosogai. „Wenn er seine Topform erreicht, wird er eine Bereicherung sein“, ist sich der Niederländer sicher. Für den Japaner ist das Vertrauensverhältnis der beiden besonders wichtig. „Ich habe mich gleich entspannt gefühlt“, sagte der Japaner nach den ersten Trainingseinheiten. „Ich kenne ja den Trainer und einige Spieler.“