Pläne für Superliga FC Bayern prüfte Bundesliga-Ausstieg

Berlin · Steigen Europas Topclubs aus der Champions League aus und spielen ab 2021 in einer eigenen Liga? Dortmunds Chef Watzke glaubt, dass „ein paar der großen Clubs Europas da deutlich dran stricken“. 2016 hatte der FC Bayern laut Medien sogar geprüft, die Bundesliga zu verlassen.

Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender der FC Bayern München AG.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Die Einführung einer Superliga als Konkurrenz zur Champions League im europäischen Vereinsfußball wird laut einem Medienbericht wieder konkreter. Eine Beraterfirma soll Real Madrid im Oktober entsprechende Pläne vorgelegt haben, berichtete „Der Spiegel“ am Freitag. Demnach sei vorgesehen, dass 16 Topclubs, darunter die Bundesligisten FC Bayern München und Borussia Dortmund, eine Absichtserklärung im Laufe dieses Monats unterzeichnen. Sollten die Pläne umgesetzt werden, wäre das 2021 das Aus für die von der UEFA getragene Champions League in ihrer jetzigen Form. Die Superliga würde nach diesen Vorstellungen privatwirtschaftlich und damit außerhalb der bestehenden Verbände organisiert werden.

Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke kommentierte die Pläne dem Magazin gegenüber nicht direkt. Dass es aber aktuelle Gespräche über die Superliga gebe, „das ist klar, und ich glaube auch, dass ein paar der großen Clubs Europas da deutlich dran stricken“. Allerdings seien diese Pläne wohl „noch nicht sehr konkret“.

Der FC Bayern teilte dem „Spiegel“ mit, „weder die Existenz noch der Inhalt“ des Entwurfes der Absichtserklärung seien dem Club bekannt. Der Münchner Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte zuletzt im Interview des Magazins „11 Freunde“ (November-Ausgabe) gesagt, dass er in ferner Zukunft mit der Einführung einer europäischen Superliga rechne: „Ich vermute, dass diese Liga eines Tages kommen wird. Aber fragen Sie mich nicht, wann.“

Zu den 16 Clubs, die laut „Spiegel“ von 2021 an in einer Superliga spielen könnten, gehören neben dem FC Bayern auch Real Madrid, der FC Barcelona, Manchester United, FC Chelsea, FC Arsenal, Manchester City, FC Liverpool, Paris Saint-Germain, Juventus Turin und AC Mailand als Gründer, die nicht absteigen können. Dazu kämen zunächst Atlético Madrid, Borussia Dortmund, Olympique Marseille, Inter Mailand und AS Rom als „anfängliche Gäste“. Im Gespräch ist auch eine zweite Liga, in die nur diese Gäste absteigen könnten.

Hintergrund der Planspiele sind die im kommenden Jahr anstehenden Verhandlungen über Verteilung der Gelder aus der Champions League von 2021 an. Derzeit schüttet die UEFA jährlich Prämien von 2,04 Milliarden an die Clubs der Champions League aus, die erfolgreichsten Vereine bekommen bis zu 100 Millionen Euro. Die Idee, dass sich die Topclubs in einer eigenen Liga organisieren, um deutlich höhere Einnahmen zu erzielen, gibt es bereits seit einigen Jahrzehnten.

Vor knapp drei Jahren gab es dem Bericht zufolge noch weitergehende Pläne zur Herauslösung der Topvereine aus den bestehenden Ligen-Strukturen. Auch damals standen Verhandlungen über die Ausschüttungen der Champions League an. Der FC Bayern in Person seines Chefjustiziars Michael Gerlinger hatte demnach von einer Anwaltskanzlei prüfen lassen, ob die Münchner nicht nur aus den europäischen Wettbewerben, sondern auch aus der Bundesliga aussteigen könnten. Durch die folgende Reform der Champions League, die den vier stärksten Ligen jeweils vier Startplätze für die Gruppenphase sichert, war eine Superliga zum damaligen Zeitpunkt kein Thema mehr.

Gerlinger sagte dem „Spiegel“, dass Gedankenspiele zum Ausstieg aus der Bundesliga schnell „völlig vom Tisch“ gewesen seien. BVB-Chef Watzke versprach: „So lange ich hier die Verantwortung trage, wird der BVB die Bundesliga nicht verlassen.“ 2016 war auch der FC Schalke 04 als möglicher Teilnehmer an der Superliga genannt worden. Die damals diskutierte Liga sollte mit Spielen dienstags, mittwochs und samstags über 34 Wochen laufen.

Die Berichterstattung des „Spiegel“ ist das Ergebnis von Recherchen der Enthüllungsplattform Football Leaks, die dem Magazin und seinen Partnern des Recherchenetzwerks European Investigative Collaborations (EIC) vorliegen.

(dpa)