„Purer Wille“: Nicolai Müllers Solo beflügelt Mainzer
Mainz (dpa) - Eine Energieleistung löste beim FSV Mainz 05 die Verkrampfung. Nicolai Müllers beeindruckender Alleingang vor dem Führungstreffer zählte zu den Höhepunkten einer lange Zeit zähen Partie.
Bei seinem Lauf aus der eigenen Hälfte umkurvte der 26-Jährige die Gegenspieler, als seien sie Slalomstangen. Mit dem anschließenden finalen Pass ebnete Müller Yunus Malli den Weg zu seinem dritten Saisontreffer (54. Minute) - und hatte damit großen Anteil am 2:0 (0:0)-Sieg gegen Hannover 96. Trainer Thomas Tuchel adelte Müllers Aktion mit dem Prädikat „purer Wille“. „Er hat ein tolles Signal gesetzt und sich als großartiger Mannschaftsspieler erwiesen“, lobte der 05-Coach.
Den zehnten Saisonsieg in der Fußball-Bundesliga machte kurz vor dem Schlusspfiff der eingewechselte Eric Maxim Choupo-Moting (90.+3) nach feiner Kombination mit Ja-Cheol Koo und Niki Zimling perfekt. Selbst der Joker lobte das Solo seines Mitspielers, das zum Führungstor geführt hatte. „In diesem Moment hat alles gepasst. Er versprühte diesen hundertprozentigen Drang, der uns manchmal fehlt“, sagte Choupo-Moting.
Müller nahm seine Einzelleistung nicht so wichtig. „Es freut mich für Yunus, dass er sich endlich mal belohnt hat. Es war sein Tor, er hat ihn reingemacht. Er hat sich das verdient, er hat eine klasse Vorbereitung gespielt und danach ist es nicht so gut für ihn gelaufen.“
Die Mainzer bleiben mit 33 Punkten nach 21 Spieltagen in Schlagdistanz zu den internationalen Plätzen. Die Form seines Teams an dem nasskalten Abend gefiel 05-Coach Tuchel trotz des Ergebnisses weniger. Gähnend langweilig verliefen die ersten 45 Minuten für die 26 754 Zuschauer.
„Hannover hatte die bessere Form“, so Tuchel. Das habe schon die Überlegenheit von 96 beim Ballbesitz gezeigt. „Es war lange Zeit sehr zäh.“ Weil die Mainzer nach der Führung beste Chancen ungenutzt ließen, wurde es später „dann noch mal richtig anstrengend“, wie Tuchel befand.
„Uns hat lange die Überzeugung gefehlt. Dafür stimmten Leidenschaft, Fleiß und Disziplin. Deshalb fühlt sich der Sieg wichtig an“, so der Trainer. Der Erfolg stärke das Selbstbewusstsein vor den schwierigen Auswärtsspielen auf Schalke und in Leverkusen.
„Jetzt sind wir alle happy“, frohlockte 05-Präsident Harald Strutz nach dem Spiel. Mut macht den Mainzern nach vier Siegen aus den letzten sechs Partien die Breite im Kader: Hochkaräter wie der Fünf-Millionen-Euro-Mann Koo und Choupo-Moting saßen zunächst auf der Bank, auch gestandene Profis wie Elkin Soto, Niko Bungert oder Niki Zimling hat Tuchel noch in der Hinterhand. Ausfälle wie den von Christoph Moritz oder die verletzungsbedingte Auswechslung von Joo-Ho Park (Oberschenkel) kann der Coach so auffangen.
In Hannover ist derweil nach der zehnten Auswärtsniederlage im elften Spiel die Tristesse zurück. Der Schwung des Trainerwechsels von Mirko Slomka zum Bundesliga-Neuling Tayfun Korkut scheint nach der zweiten Niederlage nacheinander und der bevorstehenden Herkulesaufgabe gegen Bayern München verflogen.
„Wir haben die Punkte nur ungern abgegeben. Wir hatten eine coole erste Halbzeit, gute Strukturen gezeigt“, meinte Korkut. Die Schwächen in der Offensive aber blieben dem 39-Jährigen nicht verborgen. „Nach vorn waren wir nicht zwingend.“ 96-Präsident Martin Kind hielt sich mit einer Bewertung zurück. „Darüber muss ich erst einmal schlafen.“