Leipzig mit Chance auf Rekord RBL und Hasenhüttl: „Trainer ist der entscheidende Faktor“

Leipzig (dpa) - Die mögliche Tabellenführung spielt für den Garanten des bisherigen Leipziger Erfolgs keine Rolle. Das sei kein Thema bei RB, bekräftigt Ralph Hasenhüttl.

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„Weder um das Team zu motivieren, noch sich selbst unter Druck zu setzen“, sagt der Trainer des Aufsteigers, der vor dem elften Spieltag der Fußball-Bundesliga vor einer weiteren historischen Marke steht.

Bleibt die Mannschaft des 49 Jahre alten Österreichers auch an diesem Freitag (20.30 Uhr) gegen Bayer 04 Leverkusen ungeschlagen, wären die Leipziger alleiniger Rekordhalter. Der MSV Duisburg kassierte 1993 im elften Spiel als Aufsteiger die erste Niederlage.

Punktgleich mit dem FC Bayern, sieben Siege, drei Unentschieden, 20:7 Tore - eine beeindruckende RB-Bilanz bisher. „Der Trainer ist der entscheidende Faktor“, sagt Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur: „Ohne die Arbeit von ihm und seinem Stab wären wir nicht da, wo wir jetzt in der Tabelle stehen.“

Rangnick hatte seinen zweiten Posten als Coach von RBL im Sommer an Hasenhüttl abgegeben, nachdem die Leipziger den Aufstieg geschafft hatten. Hasenhüttl kam vom FC Ingolstadt, war mit dem Team im Jahr zuvor aufgestiegen und hatte in der vergangenen Saison den Neuling am Ende auf den sicheren elften Platz geführt. Aktuell liegt Ingolstadt sieglos und mit nur zwei Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz.

Hasenhüttls neues Team erobert die Liga. Auch die Werkself von Bayer soll die Wucht und Offensivkraft der Leipziger zu spüren bekommen. „Für uns geht es darum, weiterhin ungeschlagen zu bleiben und die nächsten Punkte zu sammeln. Wir wollen in Leverkusen mutig und frech auftreten und beweisen, dass wir auch bei so einer Mannschaft bestehen können“, sagt Hasenhüttl. Gelingt mindestens ein Remis, erobert Leipzig zumindest für 22 Stunden die Tabellenführung, Titelverteidiger und Rekordmeister Bayern tritt erst am Samstag um 18.30 Uhr bei Borussia Dortmund an. „Leipzig ist mit Bayern ganz oben. Das sagt alles, wie schwierig das Spiel wird“, sagte Leverkusens Hakan Calhanoglu im Vorfeld der Partie.

Ungeachtet der bereits geholten 24 Punkte bleibt Hasenhüttl beim bisherigen Saisonziel. „Wir sind zu Recht mit einer schwammigen Zielsetzung in die Saison gestartet, um der jungen Mannschaft keinen schweren Rucksack aufzuladen“, erklärt er. „Das wir jetzt schon so viele Punkte geholt haben, hilft uns enorm. Über alles weitere können wir uns unterhalten, wenn wir die 40 Punkte haben.“

Die Leipziger haben keine Superstars. Der Kader tritt als Einheit auf. Kein Spieler kann sich seines Stammplatzes im nächsten Spiel sicher sein. Kein anderer Coach in der Liga wechselte häufiger den Erfolg ein: In sieben von zehn Partien erzielten Hasenhüttls Joker auch Tore. „Es gab auch genügend Spiele, in denen wir in der ersten Halbzeit nicht so gut gespielt haben, es dann aber aufgrund der Korrekturhinweise des Trainers in der zweiten Halbzeit besser gemacht haben“, betont Rangnick.

Die Spieler lernen im Spiel, sie lernen von jedem Spiel. Das betont auch Hasenhüttl immer wieder, das ist der Anspruch. Obwohl sein Team die Konkurrenz beeindruckt und noch keine Mannschaft ein Mittel gegen die taktischen Finessen gefunden hat, betonte der Coach nach dem 3:1-Erfolg zuletzt zu Hause gegen den FSV Mainz 05: „Ich glaube, dass wir noch lange nicht so spielen wie eine Spitzenmannschaft.“

Eine sportliche Krise mussten die Leipziger noch nicht durchmachen. Das frühe Pokal-Aus beim Zweitligisten Dynamo Dresden in der ersten Runde war ein Rückschlag und Warnhinweis. Seitdem läuft es. Auch weil sich Hasenhüttl und Rangnick bestens verstehen. „Man kann jetzt natürlich sagen, die haben leicht reden, weil sie momentan fast alles gewinnen. Aber das war auch nach dem Dresden-Spiel so“, sagt der Sportdirektor. Hasenhüttl ist clever genug, um sich den Tipps seines Vorgesetzten und Vorgängers nicht zu verschließen und sagt: „Ich will von dem Wissen, das Ralf besitzt, profitieren.“

Auf die Kritik von Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke reagierte RB Leipzigs Vorstandschef Oliver Mintzlaff gelassen: „Ich habe Herrn Watzke erst vor ein paar Tagen beim DFB-Bundestag in Erfurt getroffen — er äußerte sich wie auch in den vergangenen Monaten sehr positiv unseren Fans und uns gegenüber“, sagte er in einem Interview der „Bild“-Zeitung. Er glaube vor allem das, was Watzke ihm persönlich gesagt habe. „Und nicht das, was er nun medial an einzelne seiner Fangruppen adressierte.“

Watzke hatte das Leipziger Konzept kritisiert: „Bei Rasenballsport, wie sie ja tatsächlich heißen, haben wir das erste Mal — auch im Gegenteil zu Hoffenheim oder Wolfsburg — den Fall, dass da nichts, aber auch gar nichts historisch gewachsen ist“, sagte Watzke der „Sport Bild“: „Da wird Fußball gespielt, um eine Getränkedose zu performen.“ Er hatte die Kritik im Zusammenhang mit der Bedeutung der 50+1-Regel in Deutschland geübt, derzufolge ein Investor nicht die Stimmenmehrheit an einem Verein halten darf.