Reha im laufenden Spielbetrieb

FC BAYERN: Beim 6:0 über Paderborn stärkt Trainer Guardiola Alonso und Lewandowski

SC Paderborn gegen Bayern München am Samstag in der Benteler-Arena in Paderborn (Nordrhein-Westfalen). Paderborns Marvin Bakalorz (2.v.r.) im Kampf um den Ball mit Münchens Rafinha (l-r), Xabi Alonso und David Alaba. Foto: dpa

Foto: Friso Gentsch

Paderborn. Bastian Schweinsteiger hat viel erlebt in seiner Karriere. Sieben Doubles hat er gesammelt, einen entscheidenden Elfmeter in einem Champions-League-Finale verschossen, sich von Top-Model Sarah Brandner getrennt und Weltmeister ist er geworden. Ein Spiel in Paderborn aber blieb ihm bisher verwehrt. Dabei wäre es sicher angenehm gewesen, erneut Teil einer Präzisionsmaschine zu sein, die in diesem Fall 6:0 gewann.

Doch Bastian Schweinsteiger musste mit dem Platz auf der Bank vorliebnehmen. Sein Trainer Pep Guardiola hatte ein paar Exempel zu statuieren, für die er Schweinsteiger nicht brauchen konnte. Guardiola musste zunächst Xabi Alonso stärken nach einiger Medienschelte der vergangenen Wochen und Robert Lewandowski zurückholen ins Spiel. Guardiola ließ also Alonso von Beginn an auf der zuletzt nicht mehr so stabilen Sechserposition spielen und stellte ihm den ebenso blitzgescheiten wie — schnellen David Alaba zur Seite. Als Sicherung gegen die gefürchteten „Paderborner Konter und deren Spielverlagerung“, wie Guardiola vor dem Spiel befand. Und als hätten die Bayern die Dienstanweisung erhalten, wirklich absolut jeden Passweg über Alonso zu gestalten, sammelte der Spanier Ballkontakte bis zum 148., nach dem er in der 73. Minute ausgewechselt wurde. (Bezeichnenderweise für Sebastian Rode, nicht für Schweinsteiger, dem Guardiola die Schmach der bedeutungslosen Einwechslung beim Stand von 4:0 ersparte.)

Das Thema Alonso hat Guardiola also einigermaßen gekonnt vom Tisch gewischt, wie er es en passant auch mit dem Thema Robert Lewandowski getan hatte. Der polnische Starstürmer galt als potenzieller Unruheherd, weil er zuletzt entweder auf der linken Außenbahn oder auf der Bank geparkt worden war. Da Guardiola aber keine Unruheherde brauchen kann vor der entscheidenden Phase in Liga, Pokal und Champions League, ordnete er auch hier eine Reha im laufenden Spielbetrieb an.

Und weil Guardiolas Pläne häufig funktionieren, stach Lewandowski in der spielentscheidenden ersten Halbzeit gegen den SC Paderborn prompt heraus. Das unglaubliche Zuspiel Arjen Robbens vor dem 1:0 — ein Wunderwerk der Biomechanik im Sprunggelenk — hatte Lewandowski mit seinem Sprint in den freien Raum herausgefordert. Beim 2:0 hatte Lewandowski die richtige Nase und die passende Fußspitze für die von Franck Ribéry heraufbeschworene Situation. „Alles ist gut bei uns“, meinte Lewandowski anschließend eher grinsend als strahlend, er hätte „gerne noch mehr Tore geschossen. Aber zwei sind in Ordnung.“ Münchens Sportvorstand Matthias Sammer werkelte mit am Reha-Programm: „Robert hat sich das verdient. Bevor du den i-Punkt draufmachst, musst du erst das i setzen.“

Heißt für Nicht-Sammeraner: Lewandowski lief und riss Räume, war ständig präsent und beim Abschluss-i eiskalt. Die Fähigkeit, gleichzeitig Spieler zu stärken, allzu aufmüpfigen Pressevertretern das Mütchen zu kühlen und ein Bundesliga-Auswärtsspiel 6:0 zu gewinnen, macht den FC Bayern derzeit besonders. Um möglichst vielen Erwartungen gerecht zu werden, hat die Mannschaft sich einen Modus angeeignet, in dem sie ohne den ganz großen Aufwand den Gegner umlagert, bis sich eine spielentscheidende Situation ergibt. Das Personal ist beinahe beliebig austauschbar. In Paderborn saß noch ein gewisser Mario Götze 90 Minuten auf der Bayern-Bank. Apropos: Demnächst steigen Philipp Lahm, Thiago Alcantara und Javier Martinez wieder ins Mannschaftstraining ein. Ob Bastian Schweinsteiger je in Paderborn wird vorspielen dürfen, hängt von Pep Guardiola ab. Womöglich von dessen Nachfolger. Vor allem aber vom SC Paderborn.