Rehhagel muss gegen Werder improvisieren
Berlin (dpa) - Otto Rehhagel ließ sich wieder einmal nicht in die Karten schauen. Ausgerechnet gegen seinen Ex-Club Werder Bremen, mit dem er 14 Jahre lang erfolgreich war, muss der Trainer-Routinier den nächsten Rückschlag für die abstiegsbedrohte Hertha vermeiden.
„Das wird eine schwere Nummer“, räumte Rehhagel in Berlin ein. Taktik oder gar Details der Aufstellung verriet er nicht. Nach sieben Pflichtspiel-Niederlagen machte der erst vor knapp zwei Wochen verpflichtete Altmeister deutlich, dass nicht er für Wunder sorgen kann: „Die Protagonisten stehen auf dem Platz. Ich will sehen, dass das angekommen ist, was wir die ganze Zeit im Training erzählt haben.“
Vor allem die Abwehr des Tabellen-16. gibt Anlass zur Sorge, zumal neben dem langzeitverletzten Maik Franz weitere Defensivakteure ausfallen. Andreas Ottl fehlt wegen einer Rot-Sperre, Peter Niemeyer muss nach der fünften Gelben Karte zuschauen, Fabian Lustenberger fällt mit einer Mittelfußprellung und zudem einer Erkältung aus. Die Einsätze von Christian Lell und Roman Hubnik sind fraglich. „Man muss abwarten, wie sich die Dinge entwickeln“, sagte der 73 Jahre alte Coach vor dem Duell mit seinem ehemaligen Club von der Weser.
Lell war am Mittwoch nach einer Muskelverletzung im Oberschenkel und rund einem Monat Zwangspause ins Training zurückgekehrt. Hubnik musste nach dem 0:3 in Augsburg am Zeh operiert werden. Der Tscheche konnte bis Donnerstag nur Fahrrad fahren, berichtete Rehhagel.
Somit muss Rehhagel improvisieren - und das gegen einen Stürmer wie Bremens Claudio Pizarro, mit 15 Treffern auf Rang vier der Torjägerliste in dieser Saison. „Wir müssen, wie man neudeutsch sagt, kompakt stehen und früh genug attackieren“, forderte der Trainer. Ob sein Personal für diese Aufgabe qualifiziert ist, ist allerdings fraglich. „Da gibt es Spieler, die beherrschen das perfekt, und andere, die sind im Zweikampf nicht so versiert, dafür haben sie andere Qualitäten“, sagte Rehhagel.
Dass nicht nur die Abwehr, sondern auch der Angriff bei Hertha derzeit kein Prunkstück ist, zeigen die sieben Spiele in diesem Jahr, in denen den Berlinern nur ein Tor gelang. Am Mittwoch hatte Rehhagel seine Profis gar mit einer Prämie für den schönsten Treffer im Training motiviert, wie die „B.Z.“ berichtete. Die ausgelobten 10 Euro gingen dann bezeichnenderweise nicht an einen Stürmer, sondern an Ottl.
Nun müsse eine Trotzreaktion her, machte Rehhagel deutlich. Man könne zwar nicht immer gewinnen, „aber fighten kann man immer“, sagte der frühere Meistercoach - und relativierte umgehend. „Nur mit fighten geht es auch nicht. Man muss klug spielen.“ Immerhin konnte Rehhagel den Fans im Olympiastadion - bis Donnerstag waren für die Partie mehr als 50 000 Tickets verkauft - eines versprechen: „Ich bin überzeugt, dass sich die Spieler engagieren.“