Robin Dutt - Der Mann ohne Rast und Punkte

Robin Dutt kehrt am Freitag mit Stuttgart nach Leverkusen zurück. Eigentlich hätte es anders laufen sollen.

Kein Erfolgsgarant: Stuttgarts Sportdirektor Robin Dutt.

Foto: Carmen Jaspersen

Düsseldorf. Ist ja auch mal schön, wenn man selber Schicksal spielen darf. Auch wenn Robin Dutt es offensichtlich nicht genießt, dass er jetzt als Sportvorstand des VfB Stuttgart über den Trainer Huub Stevens und dessen Zukunft wacht: Meist war Dutt es selbst, über den entschieden wurde. Aber das ist beim Tabellenletzten Stuttgart derzeit kein Thema: Dutt ist ja gerade erst da. Und was er jetzt machen kann, macht er: Er stützt den Trainer Stevens, weil er weiß, dass aus dieser Mannschaft jetzt niemand mehr herausholen könnte.

Dutt und Stevens, der eine Alphatier in Selbstwahrnehmung, der andere in der Außenwahrnehmung — das ist jetzt eine Zweckgemeinschaft, die so lange hält, bis nichts mehr geht in Stuttgart. Und erst am Ende, ob abgestiegen oder nicht, kommt Dutts Zeit: Dann muss er den Neuaufbau organisieren. Ohne Stevens. Mit einer Bürde: Vor der Rückkehr Dutts mit dem VfB nach Leverkusen (20.30 Uhr) ist der Ruf des 50-Jährigen ramponiert.

„Wo Dutt ist, ist Schutt“, schrieb der Express, was unerhört ist, aber der gebürtige Kölner ist in dieser Saison belastet mit elendigen Serien: In neuen Spielen als Trainer von Werder Bremen blieb er sieglos. Hängen bleibt nicht, dass Dutt Spieler gefördert hat, die jetzt eine Rolle spielen. Hängen bleibt, dass Viktor Skripnik sofort nach Dutt gezeigt hat, was möglich ist in Bremen.

In Stuttgart wirkt der Sportvorstand seit sieben Runden — wieder kein Sieg, Letzter. Nur Zahlen, aber sie hängen in den Klamotten des gut Gekleideten, der in Köln geboren wurde, dessen Vater Inder ist, der in Stuttgart aufwuchs, bei den Stuttgarter Kickers auf sich aufmerksam und in Freiburg vier Jahre lang Empfehlungen sammelte — ehe er 2011 nach Leverkusen kam. Champions League. Dann ging es bergab.

Bei Bayer 04 verspielte er es sich in Rekordzeit mit allen, vor allem mit Stars wie Ballack und Rolfes. „Dutt kam ein Jahr zu früh“, hat Leverkusens Ex-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser später gesagt. Am Ende hatte Dutt sich völlig verrannt, schwankte zwischen gnadenloser Arroganz und übermäßiger Freundlichkeit, Glaubwürdigkeit war nicht dabei. „Eine sehr lehrreiche Zeit für mich persönlich“, sagt Dutt noch heute. Danach: DFB, Sportdirektor, Sammer-Erbe, Schreibtisch-Job. Dauerte zehn Monate, dann hatte er genug gefachsimpelt ohne Mannschaft. Bremen rief, Dutt kam. Zeigte sich kooperativ, sensibilisiert, hatte gelernt, aber keinen Erfolg. Er ging, als der Club Richtung totgeweiht tendierte.

Wer zu oft scheitert, ist schnell runter vom Karussell. Insofern ist es bemerkenswert, dass Stuttgart sein Schicksal in Dutts Hände gelegt hat. Mit Vertag bis 2018. "Trainer wird er hier nicht", versprach VfB-Chef Bernd Wahler. Manchmal muss man Menschen eben vor sich selbst schützen.