Rückhalt im Verein, Kritik von Fans: Veh und die Krise
Frankfurt/Main (dpa) - Die Pfiffe gegen seine Mannschaft bekam Armin Veh gar nicht mehr mit. Der Trainer von Eintracht Frankfurt verschwand direkt nach dem schwachen 0:0 im Abstiegskampfduell mit dem Hamburger SV in der Kabine.
Die Pfiffe gegen seine Mannschaft konnte Veh später auch überhaupt nicht nachvollziehen. „In der zweiten Halbzeit haben die Jungs alles gegeben und alles reingeworfen, was sie haben“, sagte er. Am Ende sei dieser Punkt doch „für beide Mannschaften okay“.
Die Zuschauer auf der einen, der Trainer auf der anderen Seite: Dieser Zustand sagt viel über die angespannte Situation von Eintracht Frankfurt im nasskalten Februar 2016 aus. Niemand im Verein ist wirklich zufrieden mit einem 0:0 gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf. Niemand ist auch zufrieden mit nur 22 Punkten nach 22 Spielen und der Art und Weise, wie diese Mannschaft Fußball spielt. Nur bei der Frage, woran das liegt bzw. wer dafür die Verantwortung trägt, tun sich in Frankfurt die Gräben auf.
Immer mehr Fans sagen: Veh ist das Problem, der einstige Heilsbringer, der nach seiner Rückkehr im Sommer offensiven und mitreißenden Fußball ankündigte, und dessen Team sich jetzt schon seit Monaten ohne erkennbare Idee oder Struktur in die gegnerische Spielhälfte schleppt. Am Freitagabend hing ein Plakat im Stadion, darauf war ein Wortspiel zu lesen: „Armin Geh“.
Der Trainer selbst hat gleich mehrere Erklärungen für die sportliche Krise. Er spricht von den ständigen Umstellungen, zu denen er gezwungen sei. Und vor allem von den typischen Symptomen des Abstiegskampfes. „In der ersten Halbzeit hat jeder gesehen, dass wir uns Gedanken machen und dass wir natürlich etwas zu verlieren haben“, meinte er. „Wir waren ziemlich verunsichert.“ Später sagte er sogar: „Wir waren ziemlich ängstlich.“ Das alles habe „mit der Situation zu tun“. Abstiegskampf lähmt, Abstiegskampf blockiert. „In so einer Situation werden die Spieler nicht besser.“
Das Bild, das die Eintracht seit Monaten abgibt, ist paradox. Vor einem Jahr hatte sie in Thomas Schaaf einen Trainer, der zumindest auf dem Papier deutlich erfolgreicher war, als es Veh aktuell ist. Bei den Fans wurde er dafür zumindest geachtet. Nur große Teile der Führung und noch größere Teile der Mannschaft sahen ihn sehr kritisch. Bei Veh ist das heute genau umgekehrt. Er genießt zumindest innerhalb des Vereins noch immer Rückhalt.
Auf die Trainerfrage angesprochen, betonte Sportdirektor Bruno Hübner nach dem HSV-Spiel: „Wir stellen sie nicht.“ Bis Anfang April trifft die Eintracht unter anderem auf den FC Ingolstadt, Schaafs Hannover 96 und 1899 Hoffenheim. In diesen Spielen will sie sich von den letzten drei Tabellenplätzen absetzen.
„Im Moment ist es so: Wir arbeiten viel und wir kämpfen viel, aber der letzte Punch fehlt uns noch“, sagte Marco Russ. „Aber wir arbeiten darauf hin. Und wenn man unsere Einstellung sieht, dann kann keiner uns vorwerfen, dass wir nicht begriffen haben, worum es geht.“
Manchmal sagt in so einer Situation einiges aus, was der Gegner über einen denkt. Der HSV hat jetzt drei Spiele nacheinander nicht verloren, er war am Freitagabend die bessere Mannschaft und hat seinen Fünf-Punkte-Vorsprung auf die Eintracht zumindest gewahrt. Trotzdem sagte Trainer Bruno Labbadia auch am Samstagvormittag noch einmal: „Es hat jeder gesehen, dass da noch mehr drin gewesen wäre.“