Rummenigge möchte „Schale im Osternest“ der Bayern
München (dpa) - Weißbierduschen sind keine geplant. Zwar würde sich Karl-Heinz Rummenigge über die „Schale im Osternest“ freuen, aber auf eine rauschende Titelparty müssen die Bayern-Stars warten.
„Egal, wie der Samstag verläuft, wir werden auf keinen Fall feiern“, betonte der Vorstandschef Rummenigge; und für Trainer Jupp Heynckes ist der Zeitpunkt des 23. deutschen Meistertitels ohnehin nicht wichtig. „Die Mannschaft ist ja überzeugt, dass wir es in diesem Jahr werden. Ob jetzt morgen oder nächste Woche oder in zwei Wochen - ich glaube, das spielt für uns alle keine Rolle.“
Gewinnt Borussia Dortmund am Karsamstag das Spiel beim VfB Stuttgart nicht, dann kann sich der FC Bayern mit einem eigenen Sieg gegen den Hamburger SV zum frühesten Meister der 50-jährigen Bundesliga-Historie krönen - und dazu seine zweijährige Leidenszeit ohne Championat endlich beenden. Die bisherigen Bestmarken für die schnellsten Titel in der Liga halten ebenfalls die Münchner: 1972/73 und 2002/03 waren sie aber erst nach 30 Partien rechnerisch Meister.
Heynckes & Co. wollen sich über solche Rekordwerte keine Gedanken machen, denn die „großen Ziele“ (Heynckes) lassen in den anstehenden Marathon-Wochen kein Millimeter des Nachlassens zu. „Wir haben große Ambitionen im deutschen Pokal und am Dienstag eine riesige Aufgabe im Viertelfinale der Champions League vor uns“, sagte der Coach mit Blick auf die Partie gegen Juventus Turin. „Wir wollen ein Erfolgserlebnis mit in die Champions League nehmen.“
Natürlich warnte Heynckes vor dem HSV als Gegner („unberechenbar“, „exzellenter Fußball“, „an guten Tagen überragend“), aber das 5:0 und 6:0 aus den vergangenen beiden Heimspielen lassen auf viele Treffer hoffen. Nach dem Schlusspfiff beginnt dann gleich die Einstimmung auf Juve: Noch im Stadion sollen die Spieler essen, um ihre Energiespeicher aufzufüllen. „Wir müssen sofort mit der Regeneration beginnen, sowohl körperlich als auch geistig. Dann gehen wir nach Hause — und nichts weiter“, verbat sich auch Sportvorstand Matthias Sammer in der „Bild“-Zeitung eine ausschweifende Titelfeier. 72 Stunden später geht es schon um die nächste Trophäen-Chance.
Vor dem Juve-Spiel wäre es allerdings ein „mentaler Vorteil“, wenn die Meisterschaft schon im Sack wäre, meinte Flügelflitzer Xherdan Shaqiri. Die Anspannung werde nicht nachlassen, beteuerte Heynckes. „Wir werden uns genauso auf das Spiel am Dienstag vorbereiten und konzentrieren wie wir das zum Beispiel in London vor dem Spiel gegen Arsenal gemacht haben.“
Die anstehende Kraftaufgabe macht es den Chefs allerdings besonders einfach, Konzentration zu predigen. „Wir wollen die große Chance, die wir in der Champions League sehen, nicht durch Jubel-Arien gefährden“, beteuerte Rummenigge bereits vorzeitig. Das Weißbier soll nicht fließen, Kappen oder T-Shirts mit Meister-Aufdrucken, so versicherten die Münchner, werde es auch nicht geben.
Bei Co-Kapitän Bastian Schweinsteiger und dessen Kollegen müssen die Bosse ob ihrer Feierverbots-Pläne wenig Überzeugungsarbeit leisten. „Wir müssen noch am Samstagabend den Schalter umlegen und uns auf Juventus Turin konzentrieren“, forderte Schweinsteiger. „Wenn man die Chance hat, noch andere Titel zu holen, sollte man das Fußballspielen nicht einstellen. Wir wollen nach mehr greifen - das ist Bayern Münchens würdig“, sagte der Mittelfeldprofi, für den Juve „eine der besten Mannschaften Europas“ ist.
Mit Blick auf die Partie gegen die Turiner könnte Heynckes gegen den HSV schon ein neues Duo im defensiven Mittelfeld testen. Anstelle des im Viertelfinal-Hinspiel gelb-gesperrten Javi Martínez könnte Luiz Gustavo Spielpraxis sammeln. „So etwas bietet sich natürlich an, das ist doch ganz klar“, räumte Heynckes ein.
Vier deutsche Meistertitel feierte HSV-Coach Thorsten Fink mit den Bayern, den nächsten Münchner Meistertag würde er gerne verschieben. „Ganz ehrlich - die Bayern könnten es doch mit Sicherheit verschmerzen, wenn sie erst am 28. Spieltag die Meisterschaft einfahren würden“, sagte Fink im Stadionmagazin des FC Bayern.