Schaaf verzockt sich gegen Fürth - Protest wird lauter

Bremen (dpa) - Einen stummen Protest gab es schon vor dem peinlichen Auftritt. Nach der desaströsen Vorstellung gegen den Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga entlud sich der Unmut von vielen Werder-Fans dann lautstark und unmissverständlich.

Minutenlang pfiffen und buhten die Bremer Zuschauer angesichts des enttäuschenden Auftritts gegen die SpVgg Greuther Fürth, während die Werder-Spieler nach dem 2:2 (0:0) wie Verlierer in die Kabine schlichen.

„1999 - 2013 ist genug“, stand auf einem Plakat mit den Initialen von Trainer Thomas Schaaf, des Aufsichtsrats-Vorsitzenden Willi Lemke und des Vereinspräsidenten Klaus-Dieter Fischer. Nach wenigen Minuten wurde das Transparent entfernt, angeblich aus Sicherheitsgründen.

Es gibt in Bremen aber auch andere Stimmen. „100 % pro Schaaf“, stand auf einem weiteren Plakat, was die momentane Zerrissenheit in Bremen widerspiegelt. „Es ist nicht wichtig, wie es um meine Person bestellt ist“, sagte der frustrierte Coach zu den lauter werdenden Forderungen: „Schaaf raus!“

Ungewohnt wie die lauter werdenden Unmutsäußerungen war die deutliche Kritik des ratlos wirkenden Schaaf an seiner Mannschaft. „Was ich erlebt habe, kann ich nicht nachvollziehen. Dass sie leidenschaftlich war, das streite ich meiner Mannschaft ab“, klagte der dienstälteste Coach der Liga. „Das tut weh. Ich bin ziemlich sauer.“ Das hatte er mit den Fans nach nur zwei Punkten aus den zurückliegenden fünf Partien gemein.

Schaaf war aber zumindest für einen Teil der Probleme gegen Fürth mitverantwortlich, weil er sich bei seinem Personal-Poker verzockte. Den zuletzt gesperrten Abwehrchef Sokratis - eine der wenigen Konstanten während der gesamten Saison - setzte er nicht in der wackeligen Innenverteidigung ein, sondern im defensiven Mittelfeld. „Ich glaube, dass wir insgesamt zu viel falsch gemacht haben, das betrifft die ganze Mannschaft“, sagte der Coach, ohne auf die Frage nach eigenen Fehlern einzugehen.

Auch der Frage nach dem Abstiegskampf bei nur noch sechs Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz 16 wich der Werder-Coach aus. „Ich mache mir Sorgen, weil wir unsere Ausgangsposition nicht verbessert haben“, lautet Schaafs Umschreibung der prekären Situation.

„Zu naiv“, nannte Aaron Hunt die Darbietung und sagte zur Lage unmissverständlich: „Wer jetzt nicht nach unten schaut, der guckt nicht richtig hin.“ Der überraschenderweise bis zur Pause auf der Bank sitzende Leistungsträger rettete mit zwei verwandelten Foulelfmetern (47./72.) zumindest einen Punkt. Die Fürther bejubelten beim Einstand ihres neuen Trainers Frank Kramer die Treffer durch Stephan Fürstner (56.) und Thanos Petsos (62.), bleiben aber mit jetzt schon neun Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz Letzter der Liga.

„Wir haben mit unserer Leistung nicht gerade zu einer besseren Stimmung beigetragen“, kommentierte Werder-Keeper Sebastian Mielitz das gellende Pfeifkonzert der verärgerten Anhänger. „Mir fehlen ein bisschen die Worte. Ich kann mich bloß bei den Fans entschuldigen.“ Anders als sein Trainer nahm der Keeper im Anschluss an das dritte sieglose Spiel im Weserstadion den Kampf um den Klassenerhalt an: „Wenn man die Tabelle ansieht, kann man das nicht verleugnen.“