Borussia Mönchengladbach Schalke bringt Arena zum Beben

Dank der Gladbacher Auswärtsschwäche sammeln die Gastgeber im sechsten Saisonspiel endlich die ersten Punkte.

Foto: Witters (2), dpa

Gelsenkirchen. Wahrscheinlich ist der Begriff Befreiungsschlag genau für eine solche Situation erfunden worden: Der FC Schalke 04 hat mit dem überraschend hohen 4:0 gegen Borussia Mönchengladbach die ersten Punkte in dieser Saison gewonnen. Aber wohl noch wichtiger ist die Tatsache, dass der Glaube an die eigene Stärke zu den Schalkern zurückgekehrt ist. Entsprechend zufrieden war auch Markus Weinzierl. „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass die Mannschaft diesem Druck standgehalten hat. Das war eine schwierige Woche“, sagte der Schalke-Trainer, der seiner Mannschaft bescheinigte, sie habe „den inneren Schweinehund überwunden und Leidenschaft gezeigt.“ Bei Schalke deutete vor allem Neuzugang Breel Embolo mit zwei Treffern erstmals an, dass er die hohe Ablösesumme von rund 20 Millionen Euro in Zukunft rechtfertigen könnte.

Foto: Witters (2), dpa

André Schubert war entsprechend verärgert. „Wir waren die Mannschaft, die Fußball gespielt hat, die Schalker waren einfach effektiver. Das ist das, was zählt im Fußball“, sagte der Trainer der Gladbacher, deren Auswärtsschwäche anhält. „Wir haben in der zweiten Hälfte sehr naiv gespielt“, ergänzte Verteidiger Tony Jantschke.

Borussia Mönchengladbach verliert gegen Schalke mit 0:4
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In der ersten Hälfte war von dem späteren Spektakel allerdings noch nichts zu ahnen. Von Anpfiff an neutralisierten sich beide Teams. Die Gladbacher hatten die größeren Spielanteile, wussten aber ohne ihren verletzten Offensivkünstler Raffael nicht so recht etwas mit dem Ball anzufangen. Der Brasilianer musste wegen eines Muskelfaserrisses passen. Die Schalker suchten erstmal defensive Stabilität und versuchten, keinen Gegentreffer zuzulassen. Entsprechend vorsichtig agierten sie bei ihren spärlichen Angriffsversuchen.

Die Partie spielte sich in dieser Phase vor allem im Niemandsland des Mittelfeldes ab, weil keines der beiden Teams etwas riskieren wollte. Lediglich als Alessandro Schöpf auf der rechten Seite seine Dribbelkünste gegen den manchmal überfordert wirkenden Linksverteidiger Nico Elvedi zeigte, keimte so etwas wie ein Hauch von Gefahr auf. Aber durchschlagkräftig oder gar effektiv waren die Schalker Bemühungen nicht.

Die Gladbacher hatten auf den ersten Blick scheinbar gar nicht vor, die Schalker Verunsicherung für sich zu nutzen. Allerdings wäre diese zurückhaltende und beinahe einschläfernde Taktik fast noch belohnt worden. Nach einem Eckball musste Schöpf den Kopfball von Yannik Vestergaard auf der Torlinie klären.

Der Däne Vestergaard, bis dahin Abwehrchef für den ins defensive Mittelfeld vorgerückten Landsmann Andreas Christensen, wurde allerdings von Schubert zur Pause ausgewechselt. Mit dem bis dahin geschonten Lars Stindl wollte der Trainer das müde Aufbauspiel der Gäste beleben — aber der Schuss ging nach hinten los. Mit Beginn der zweiten Hälfte erhöhten die Gladbacher zwar das Tempo und erzeugten zunehmend Druck auf die Schalker Abwehr, die sich mit Mühe gegen die gegnerischen Angriffe stemmte. Der erste Treffer fiel allerdings auf der anderen Spielfeldseite, als Ibrahima Traoré Eric Maxime Choupo-Moting am Fuß berührte und dieser daraufhin im Strafraum zu Fall kam. Der Schalker Angreifer verwandelte nach 52 Minuten selbst zur Führung.

Und auf einmal war der Ruhrgebietsclub offenbar auf den Geschmack gekommen. Hatten sie zuvor jegliche Torgefahr vermissen lassen, überrollten sie plötzlich die Elf vom Niederrhein, der mit Vestergaard auch jegliche Stabilität abhanden gekommen war. Nur vier Minuten später erhöhte der bis dahin unglücklich agierende Breel Embolo nach Vorlage von Sead Kolasinac auf 2:0.

Und wenn es erstmal läuft, klappt plötzlich alles. Nach 58 Minuten stand Leon Goretzka richtig und brauchte den Ball nur noch einzuschieben, nachdem Choupo-Moting nach einem Konter mit seinem Schuss noch an Torhüter Yann Sommer gescheitert war. Der Gladbacher Mahmoud Dahoud hatte im Mittelfeld eine Pirouette zuviel gedreht und dabei den Ball verloren.

Die 61 000 Zuschauer in der Gelsenkirchener Arena konnten ihr Glück kaum fassen. Und als Embolo acht Minuten vor dem Ende auch noch das 4:0 erzielte, schien das Dach von der Halle zu fliegen. Die Gladbacher hatten sich zwar nicht aufgegeben und sich in der Zwischenzeit einige Chancen erspielt, aber das Team hätte wohl noch drei Stunden spielen können, der Ball wollte an diesem Tag einfach nicht über die Torlinie.