Schulden sind für Bode bei Werder keine zentrale Frage
Bremen (dpa) - Stolze 379 Punktspiele hat Marco Bode für Werder Bremen bestritten, so nah dran wie jetzt an der Bundesliga war der neue Vorsitzende des Bremer Aufsichtsrates seit dem Ende seiner aktiven Karriere 2002 nicht mehr.
Bode spürt die größere Verantwortung, die stärkere Einbindung in das Fußball-Alltagsgeschäft macht ihm aber auch Spaß. „Ich stehe stärker im Fokus, bin auch emotional angefasster und bei den Spielen aufgeregter. In den Jahren ohne das Amt war die Nähe nicht ganz so groß“, erklärte der frühere Nationalspieler im Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Um die Verbundenheit mit der Mannschaft zu zeigen, reiste Bode ins Trainingslager nach Belek nach. Dort stand das letzte Testspiel gegen Borussia Mönchengladbach an. Werder und Gladbach - zwei Vereine, die in früheren Jahrzehnten dem FC Bayern die Stirn boten und heute noch bundesweit viele Sympathien genießen. Doch bei Werder bröckelt der Lack, mehrere Jahre Abstiegskampf hinterlassen Spuren. „Wir waren immer ein besonderer Club, und für mich sind wir auch immer noch ein besonderer Club, auch wenn ich weiß, dass unser Image ein bisschen gelitten hat“, gestand Bode.
Als er am 25. Oktober 2014 die Nachfolge von Willi Lemke antrat, wurde viel über einen Strategiewechsel beim damaligen Letzten geredet. Der frühere Clubchef Klaus-Dieter Fischer hatte die Diskussion angeschoben. Statt des strikten Sparkurses von Lemke sollten plötzlich auch Schulden gemacht werden können, um mit neuen Spielern aus der Krise zu kommen.
Der 45 Jahre alte Bode staunt über die Debatte. „Schulden oder Nicht-Schulden - das war dabei eine Frage, die besonders öffentlich im Fokus stand, die ich aber nie als zentrale Frage angesehen habe. Ich stehe für wirtschaftlich vernünftiges Handeln, weiß aber auch, dass man im Fußball bereit sein muss, Risiken unterschiedlicher Art einzugehen“, erklärte der Chef des Kontrollgremiums.
Seit seiner Amtsübernahme haben die Bremer bisher keine neuen Schulden gemacht. Eher das Gegenteil ist der Fall. Die Profis Eljero Elia und Nils Petersen wurden ausgeliehen und der Vertrag mit Ex-Trainer Robin Dutt aufgelöst. Das vergrößert den Spielraum für mögliche Transfers. Sportlich gingen der neue Trainer Viktor Skripnik und Manager Thomas Eichin durchaus ein hohes Risiko ein. „Skripnik hat mutig auf unsere Nachwuchskräfte gesetzt, das entspricht unserer Philosophie“, sagte Bode. „Unser Kader war zuletzt wettbewerbsfähig.“
Kapitän Clemens Fritz ist da skeptischer. „Etwas mehr Erfahrung würde uns gut tun“, erklärte der Routinier in Belek. Auch Bode weiß, dass die Rückrunde enorm schwierig wird. Aufsichtsrat und Geschäftsführung haben auch über einen Notfallplan für die 2. Liga gesprochen. Details wollte Bode nicht preisgeben. „Wir sind aber überzeugt, dass wir diesen Worst Case verhindern werden. Werder in der 2. Liga kann und will ich mir nicht vorstellen“, sagte der Bremer Ehrenspielführer.