Schweigen beim VfB: Wie geht es mit Stevens weiter?

Stuttgart (dpa) - Das Schweigen beim VfB Stuttgart wird erst nach dem gesicherten Klassenverbleib gebrochen. Sportvorstand Fredi Bobic hat schon mehrmals darauf hingewiesen, dass vorher Fragen zur drängenden Personalsituation nicht beantwortet werden.

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Und davon gibt es eine Menge beim schwäbischen Fußball-Bundesligisten. Viele drehen sich dabei um den Kader für die kommende Saison; die für den Verein aber wichtigste bezieht sich auf den Trainerposten. Bleibt Huub Stevens?

Vor dem vorletzten Bundesligaspiel dieser Saison am Samstag gegen den VfL Wolfsburg hat der VfB fünf Zähler Vorsprung auf Relegationsrang 16 mit dem erschreckend schwachen Hamburger SV. Stevens folgt der Marschroute des Vereins und verweist darauf, dass über seine mögliche Zukunft am Neckar erst gesprochen wird, wenn ein weiteres Jahr in der deutschen Eliteklasse fix ist. „Wir haben noch zwei Endspiele“, beteuert der Niederländer.

Der 60 Jahre alte „Jahrhunderttrainer“ des FC Schalke ist im Grunde nicht das, was der VfB eigentlich will. Eigentlich hätten die Stuttgarter gerne einen jüngeren, moderneren Coach mit schwäbischer Vergangenheit, der für schnellen und im besten Fall rauschhaften Offensivfußball steht. So jemanden wie den Mainzer Thomas Tuchel zum Beispiel, der schon Jugendtrainer am Neckar war und von Sportvorstand Fredi Bobic überaus geschätzt wird. Der VfB wäre im Vergleich zum Europa-League-Aspiranten für Tuchel vielleicht eine Herzensangelegenheit, aber erstmal keine Verbesserung.

Seine nächste Aufgabe müsse ihn genauso reizen wie in Mainz, sagte der 40-Jährige vor kurzem. Auch die Entwicklung eines neuen Projekts sei denkbar. „Ich habe keinen Karriereplan“, meinte Tuchel, der bei den Rheinhessen noch bis zum 30. Juni 2015 vertraglich gebunden ist. Gerade aus Mangel an weiteren zukunftsträchtigen und insbesondere für den strauchelnden VfB verfügbaren Trainerkandidaten könnte die Stuttgarter Führung zu dem Schluss kommen, dass Stevens für eine Übergangssaison der richtige Mann wäre.

„Die Philosophie bleibt bestehen, aber jetzt gilt eine andere Priorität“, hatte Präsident Bernd Wahler bei der Verpflichtung des als knurrig verschrienen Routiniers im März erklärt. Stevens hat dem VfB aber nicht nur Ordnung und taktische Disziplin eingeimpft, sondern auch Punkte geholt und den ersehnten Jugendkurs fortgesetzt. Antonio Rüdiger hat sich in den vergangenen Wochen erheblich stabilisiert, Daniel Didavi ist nach seiner langen Verletzungspause als Impulsgeber im Mittelfeld eine Bereicherung, und Carlos Gruezo fand erst unter Stevens in die Stammelf.

Für Sportvorstand Bobic ist die ungeklärte Trainerfrage aber nicht die einzige Baustelle. Der frühere Nationalstürmer muss endlich einen Kader zusammenstellen, der den schwäbischen Ansprüchen gerecht wird. Klar sind derzeit nur die Abgänge von Verteidiger Arthur Boka (Malaga) und Offensivspieler Ibrahima Traoré (Mönchengladbach).

Cacau wurde nach eigener Aussage schon im Januar mitgeteilt, dass der VfB nicht mehr mit ihm plane. Trotz auslaufenden Vertrags ist im Fall des 33 Jahre alten Angreifers jedoch noch nicht das letzte Wort gesprochen, auch wenn ein Abschied naheliegt. Sturmkollege Mohammed Abdellaoue genießt zwar bei Bobic hohes Ansehen, erzielte als erhoffter Königstransfer in dieser Saison aber nur einen Treffer. Auf den Sportvorstand wartet jede Menge Arbeit.