Schweinsteiger möchte im WM-Jahr nichts überstürzen

Doha (dpa) - Als der Muezzin die Muslime zum Mittagsgebet ruft, ist Bastian Schweinsteiger in Katar gerade mit Teil eins seines täglichen Aufbautrainings fertig.

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Der Vize-Kapitän des FC Bayern und der deutschen Fußball-Nationalmannschaft schuftet im Wintercamp seines Clubs in Doha gemeinsam mit seinem Reha-Kollegen Arjen Robben intensiv für das Comeback nach einer weiteren Operation am rechten Fuß. Überstürzen aber möchte der 29-Jährige gerade im so wichtigen WM-Jahr nichts. Die Rückkehr ins Mannschaftstraining und danach in den Spielbetrieb will er „mit Geduld angehen, step by step“.

Schon kleine Fortschritte machen den Mittelfeldspieler beim Weg zurück in die großen Fußball-Arenen froh. „Ich habe jetzt das erste Mal Läufe mit Kurven gemacht“, berichtete er. Und das rechte Sprunggelenk, das sich in den letzten Jahren mehr und mehr zu der körperlichen Schwachstelle des Fußballers Bastian S. entwickelt hat, fühle sich zunehmend besser an. „Ich bin zufrieden, wie es jetzt ist. Ich kann die Übungen sehr gut machen.“

Mit Arjen Robben, der nach einer tiefen Risswunde am rechten Knie ebenfalls auf sein Comeback hinarbeitet, bildet Schweinsteiger unter Anleitung von Fitnesscoach Thomas Wilhelmi eine Arbeitsgemeinschaft. Am Abend wagte sich Schweinsteiger sogar erstmals an den Ball. Er nahm an Passübungen teil und wirkte auch bei einer gruppentaktischen Übung mit. Danach setzte er auf einem Nebenplatz sein individuelles Programm fort, ebenfalls mit dem Fußball.

Das von Trainer Pep Guardiola sogar in Aussicht gestellte Comeback zum Rückrundenstart am 24. Januar beim Tabellendritten Borussia Mönchengladbach mochte der Rekonvaleszent selbst nicht als Ziel formulieren: „Ich kann nicht in die Zukunft schauen.“

Diese sieht 2014 zahlreiche Titelverteidigungen mit den Bayern und im Sommer als Höhepunkt die WM vor. Bundestrainer Joachim Löw braucht einen Schweinsteiger in Bestform in Brasilien nach der schwerwiegenden Verletzung von Sami Khedira (Kreuzbandriss) und der langen Pause des Dortmunders Ilkay Gündogan (Rücken) fast mehr als der gerade im Mittelfeld extrem gut bestückte FC Bayern.

Auf den Verein will sich der 100-malige Nationalspieler in den kommenden Monaten fokussieren. Es sei natürlich „nicht gut“, dass er gerade jetzt in der Vorbereitung nicht mit der Mannschaft trainieren kann, gab Schweinsteiger zu. Den Konkurrenzkampf fürchte er dennoch nicht. „Ich bin auch schon ein paar Jahre hier dabei und weiß, welche Qualitäten ich habe, wenn ich gesund und ganz fit bin. Da hat man auch eine gewisse Ruhe in sich.“

Bis zur neuerlichen Operation am Sprunggelenk Mitte November nach seinem 100. Länderspiel in Schweden hatte Guardiola ihn in 17 der bis dahin 19 Bayern-Pflichtspiele eingesetzt. Das zeugt von Wertschätzung des neuen Trainers, auch wenn Schweinsteiger im 4-1-4-1-System des Spaniers im Mittelfeld meist weiter vorne agieren musste und nicht auf seiner Lieblingsposition direkt vor der Abwehr. „Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zum Trainer“, versicherte Schweinsteiger, und dieser entscheide eben, „wer wo spielt“.

Guardiola ist froh, dass einer seiner Team-Leader zurückkommt. „Vielleicht braucht er noch ein bisschen mehr Zeit, aber für mich persönlich ist es sehr wichtig, dass mein zweiter Kapitän hier ist. Ich weiß, wie wichtig Bastian für das Team, den ganzen Verein und für den deutschen Fußball ist“, verkündete Guardiola in Doha.

Bis zur WM in Brasilien sei es „noch eine Zeit hin“, bemerkte Schweinsteiger. „Nach einem unglaublichen letzten Jahr“ nimmt er zunächst eine neue historische Herausforderung mit dem Verein ins Visier, den erneuten Triumph in der Champions League: „Ich möchte mit Bayern München etwas schaffen, was noch niemandem gelang, den Titel zu verteidigen.“ Auch für dieses Ziel will er „auf die Gesundheit achten“ - und keinesfalls die Dinge überstürzen.