Schwerer Gang für Preetz - Hertha muss sparen

Berlin (dpa) - Es wurde der erwartet schwere Gang für Michael Preetz. Schon als der Manager von Hertha BSC vor das Rednerpult trat, schlug ihm der Unmut der Fans entgegen.

Selbst während Preetz' Rede bei der Mitgliederversammlung schallten am Dienstagabend immer wieder Buh-Ruhe und laute Pfiffe durch den riesigen Saal 1 des Berliner ICC. „Hertha bietet ein Bild großer Zerrissenheit“, stellte Ex-Präsident Bernd Schiphorst kurz zuvor fest. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats forderte: „So weitermachen wie bisher kommt nicht infrage.“

Aber auch ein Neuanfang nach dem zu erwartenden Abstieg wird für die Hertha kein leichter Weg - mit oder ohne Preetz. In der 2. Liga würde der Gürtel für die Spieler enger geschnallt: Statt wie zuletzt rund 27 Millionen Euro stünde mit rund 13 Millionen nicht einmal mehr die Hälfte für die Gehälter der Profis zur Verfügung, erklärte Finanz-Geschäftsführer Ingo Schiller bereits vor dem brisanten Aufeinandertreffen der Fans mit dem Präsidium um Hertha-Präsident Werner Gegenbauer. Über die Wahl des Vereinschefs, der trotz der monatelangen Krise voll hinter Preetz steht, sollte in einem der letzten Tagesordnungspunkte entschieden werden.

Auch die zweite wichtige Frage kam erst zum Schluss dran: Die Diskussion mit den Mitgliedern über einen weiteren Einspruch gegen die Wertung des chaotischen Relegationsrückspiels bei Fortuna Düsseldorf. Vor dem Sportgericht und dem Bundesgericht des Deutschen Fußball-Bundes hatte Hertha keinen Erfolg gehabt. Sollte kein weiterer Einspruch eingelegt werden, stehen die Berliner endgültig als dritter Absteiger aus der Bundesliga fest. Preetz kündigte an, in dieser Woche erst die schriftliche Urteilsbegründung abzuwarten und dann zu entscheiden.

Für den neuen Coach ist der bittere Gang in die Zweitklassigkeit bereits besiegelt. „Nach zwei Relegationsspielen und zwei Gerichtsterminen muss man davon ausgehen, dass es die 2. Liga wird“, meinte Jos Luhukay, der bereits am Mittag eine kurzfristig einberufene Pressekonferenz gegeben hatte.

Am Abend durfte der ehemalige Chef- und Aufstiegstrainer des FC Augsburg dann sogar als erster Redner ran. Und der Niederländer nutzte die Gelegenheit als Wahlkampfhelfer für die amtierenden Entscheidungsträger: „Herr Preetz und Herr Gegenbauer haben mich sehr schnell von Hertha überzeugt.“

Ob der Präsident auch die anwesenden 3252 stimmberechtigten Mitglieder überzeugen konnte, sollte sich erst gegen Ende der Sitzung zeigen. Preetz, Rekordtorjäger der Hertha, warb auf jeden Fall für Gegenbauer und damit de facto für sich: „Entscheiden Sie sich für inhaltlich überzeugende Lösungen, nicht für Parolen.“

Hertha BSC liege ihm wie kaum etwas anderes am Herzen, betonte Preetz, der vor allem wegen des Trainerverschleißes in den vergangenen Monaten einhergehend mit der sportlichen Misere schwer in die Kritik geraten war. Preetz gibt aber nicht auf. „Ich bitte Sie im Interesse für Hertha BSC um Weitsicht und Geschlossenheit“, sagte er, nachdem bereits tags zuvor Gegenbauer in einem Offenen Brief an die Mitglieder vor einer „öffentlichen Zerreißprobe“ gewarnt hatte.

Manager Preetz habe „viel Kritik einstecken müssen und die sportliche Bilanz spricht gegen ihn. Aber so einfach liegen die Dinge nicht“, sagte Schiphorst. Und siehe da: Nachdem Preetz das neue Trikot für die kommende Saison mit dem traditionellen Vereinsemblem vorgestellt hatte und er sich von der Bühne verabschiedete, gab es sogar Applaus.